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Schloss Babelsberg und Park: Auf den Spuren von Fürst Pückler

Havellage

Ein Ausflug zum UNESCO-Weltkulturerbe lohnt sich unbedingt: Schloss Babelsberg strahlt in neuem Glanz und im Park an der Havel kannst du wunderbar flanieren. Was will man mehr für einen entspannten Sonntag?

Ein Muss für Gartenbegeisterte ist der Schlosspark Babelsberg. Hier kannst du auf den Spuren eines besonderen Gartenkünstlers wandeln: von Hermann Fürst von Pückler-Muskau, einem besonders schillernden Vertreter seiner Zunft und Zeit.

Der „Gartenzauberer“, wie Prinzessin Augusta Pückler nannte, erhielt 1843 von Prinz Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I. und seiner Gemahlin den Auftrag, Park Babelsberg zu optimieren. Angeregt von seinen ausgedehnten Englandreisen verwirklichte er hier über der Havel seine Vorstellungen eines idealen Gartens. Und es ist ihm geglückt: In Babelsberg wirkt alles so harmonisch, selbstverständlich, ja natürlich. Faszinierend ist jedoch, dass jede Wegebiegung und Bodenwelle inszeniert und kein Blick zufällig, sondern als Gesamtkunstwerk komponiert wurde.

Unbedingt lohnt sich auch ein Besuch des Schlosses. Von hier aus bilden die wiederhergestellten großflächigen Fenster den Rahmen für einen Blick in den Park. Du blickst aus den Schlossräumen direkt auf die golden eingefassten Gartenterrassen, zum mit Rosen gestalteten Pleasureground, auf die Weite der Havellandschaft Richtung Glienicker Brücke.

Es war Fürst Pücklers Werk, die prächtigen Schlossterrassen anzulegen. Auch war sein Konzept die klare Unterscheidung zwischen gärtnerisch intensiv ausgeschmücktem Pleasureground in der Nähe des Schlosses und dem umgebenden Park als idealisierter Natur. Besondere gestalterische Bedeutung hatten darin die verschiedenen Gehölze. Noch heute bildet die hoch aufgeastete Pappel auf dem Bowlinggreen vor dem Schloss den Mittelpunkt der Fensteraussicht. Die Anordnung der übrigen Bäume lässt den Blick auf den Geysir und nach Glienicke offen.

Die Galeriefotos vergrößern sich durch Anklicken.

Zu den Markenzeichen des Fürsten gehörte das Verpflanzen großer Bäume wie der Linden an der Voltaireterrasse. Vor dem Schloss steht übrigens das originalgroße und daher beeindruckende Modell eines Großbaumverpflanzwagens.

Großbaumverpflanzwagen

MIt Hilfe des Großbaumverpflanzwagens schuf Pückler die Landschaftsbilder mit schon stattlichen Bäumen

Es war aber keineswegs so, dass der Garten noch nicht gestaltet gewesen wäre, als Prinz Wilhelm und Prinzessin Augusta Pückler mit den Arbeiten für den Park Babelsberg beauftragten. Der preußische Gartendirektor Peter Joseph Lenné (1797-1866) hatte in den zehn Jahren seit Bau des Schlosses (übrigens das Werk des berühmten Karl Friedrich Schinkel) bereits Wege und Pflanzungen angelegt.

Pückler hatte jedoch das Bedürfnis, Lennés gartenkünstlerisches Wirken zu diffamieren oder als rein technische Ingenieursleistung herabzuwürdigen. Als Karrierist bot sich durch den Traumjob Babelsberg die lang gesuchte Chance, prominenter Starplaner und Günstling des Thronfolgers zu werden. Mit seiner Auftraggeberin Augusta führte Pückler eine freundschaftliche, ja fast intime Korrespondenz und bedachte sie mit extentrischen Geschenken wie einen blauen Papagei. Im Gegenzug erhoffte sich Pückler einen weiteren gesellschaftlichen Aufstieg. 1861 erhielt er endlich den preußischen Kronenorden und den Titel “Durchlaucht”.

Im Park lohnt besonders ein Spaziergang über die Schlossterrassen am reich blühenden Pleasureground vorbei bis zum Wasser hinunter. Auch das künstlich angelegte „Schwarze Meer“ mit seiner von Pückler mehrfach korrigierten Uferlinie und der kleinen Inseln solltest du dir nicht entgehen lassen.

Wiederhergestellt wurde 2016 der „Wilhelmwasserfall“. Er entspringt einer kleinen Quelle aus dem künstlichen unterirdischen Wasserversorgungsnetz des Parks. Die Felsen sind Fake, wie man heute sagen würde: keine wirklichen Steine, sondern auf echt getrimmte Abfallprodukte der örtlichen Ziegelfabrik. Mehr Schein als Sein ist also keineswegs ein Phänomen unserer Zeit. Und das Streben nach Ruhm und Publicity auch nicht. Hermann Fürst von Pückler-Muskau, ein Genie und ganz normaler Mensch.

Schloss Babelsberg
Park Babelsberg 10
14482 Potsdam

4 Kommentare

  1. Steffi sagt

    Ein wunderbarer Spaziergang durch diese interessante Ausstellung und die großartige Parkanlage! Schade, dass es soweit weg ist, aber der Garten und mein dank Dir erworbenes Hintergrundwissen bleiben ja auch die nächsten Saison noch aktuell. Danke, ein toller Tipp!

    • Berlingärtnerin sagt

      Ich habe die Hoffnung auf einen Besuch von dir ja noch nicht aufgegeben: 2016 New York, 2017 Berlin.

  2. Margit sagt

    Ein sehr interessanter Beitrag! Bestimmt ein toller Tipp für einen Ausflug! Leider bin ich nicht gerade um die Ecke zu Hause!
    Aber dann lass ich mir einfach ein Fürst-Pückler-Eis hier im Süden schmecken!
    Viele Grüße von
    Margit

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Margit,

      von einem guten Eis kann man dieser Tage ja nie genug bekommen. Nach einem ausgiebigen Regen heute morgen hat das Thermometer im Laufe des Tages die 30-Grad-Marke locker geknackt. Ich hoffe, du genießt den Sommer in vollen Zügen.

      Beste Grüße !

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