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Interview: Sabines wunderschöner Selbstversorger-Garten

Wegekreuz

Sabine war mir schon vor längerer Zeit in den sozialen Medien aufgefallen: Sie ist quirlig und gut drauf, hat Hühner, baut Gemüse an, keltert ihren eigenen Wein, hat täglich traumhafte Pflanzenfotos parat und engagiert sich in Gartendingen sogar ehrenamtlich.

Und so richtig ans Herz gewachsen ist sie mir, als wir feststellten, dass wir beide Borussia Dortmund-Fans in der Diaspora sind. Daher freue ich mich sehr, dass Sabine heute von ihrem Garten erzählt, den du übrigens auch in ihrem Blog bewundern kannst.

Stell bitte dich und deinen Garten kurz vor.

Unser altes Anwesen mit Bauerngarten befindet sich in Mainfranken zwischen Bamberg und Schweinfurt und verbindet auf ca. 1.150 qm moderne und traditionelle Elemente. Ursprünglich waren hier Obstbäume Stauden-und Gemüsebeet, ein paar Rosen, eine Himbeerhecke und ein Teich.

Eine lässige Mischung aus Stauden, Gehölzen und der Möglichkeit zum Genuss.

Eine lässige Mischung aus Stauden, Gehölzen und der Möglichkeit zum Genuss.

Du bearbeitest deinen Garten noch gar nicht lange. Hast du ihn übernommen oder neu angelegt?

Wir haben das Anwesen im Sommer 2010 gekauft und uns dann im Herbst Gedanken zur Gestaltung gemacht. Bereits im Oktober wurden einige morsche Bäume gefällt und neue gepflanzt. Im Februar haben wir vermessen und im März/ April Stauden versetzt.

Pflegst du ihn allein oder gilt bei euch Teamwork?

Das geht fast nur zu zweit…. Mein Mann übernimmt die körperlich Arbeiten, wir planen gemeinsam die Pflanzungen und ich kümmere mich um die Aussaaten im Küchengarten. Die Verarbeitung macht mir Freude, kostet aber auch viel Zeit, da wir uns in Sachen Gemüse und Obst nur aus dem Garten ernähren. Das war unser Ziel und klappt hervorragend. Diese Qualität ist praktisch unbezahlbar.

Wie schaffst du Selbstversorgung angesichts Schnecken, Dauerregen und ähnlicher Widrigkeiten?

Wir leben auf der “fränkischen Trockenplatte” – also wir haben extreme Trockenheit, wenig Niederschläge! Wenn es dann mal etwas regnet und die Schnecken kommen, sammeln wir sie ab. Wir verzichten auf Schneckenkorn o. ä. Mittelchen.

Wir machen Jauchen und Brühen als pflanzliche Stärkungsmittel selbst. Damit möchten wir das biologische Gleichgewicht wieder herstellen. Von Jahr zu Jahr stellen wir fest, dass sich die Anzahl der Vögel, die sich bei uns aufhalten, vermehrt. Auch unterschiedlichste Insekten und Käfer haben sich etabliert: Holzbiene, Hornissen, Schwebfliegen, Libellen, Hirschkäfer, Eichenbock. Es scheint ihnen bei uns zu gefallen.

Und wie bringst du euch über den erntefreien Winter?

Unsere Ernten verarbeite ich durch einfrieren, trocknen, einlegen, einkochen oder im Keller in feuchtem Sand lagern. Äpfel und Birnen kann ich separat lagern – bei uns in der Scheune, wo auch Kaminholz lagert. Kartoffeln kommen in den Vorrat (früher Stallung), in die Kartoffelhorde. Neben einem Gefrierschrank haben wir uns vor zwei Jahren eine Gastro-Truhe gekauft.

Momentan stehen noch Paprika, Tomaten, Lauch, Möhren, Sellerie (Stangen und Knollen), Spinat, Mangold, Rote Bete, Bohnen und Wirsing sowie Auberginen in den Hochbeeten. Zwiebeln z. B. stecke ich im November und ernte sie im Juni/Juli. Den freien Platz nutze ich dann für Gemüse, das später wächst. Ich mache mir im Winter eine Einteilung für die Beete – ist aber noch nicht perfekt, weil wir immer weniger planen, als wir tatsächlich säen oder pflanzen. Pastinake, Grünkohl oder Rosenkohl können ja auch im Winter draußen bleiben. Letztendlich heißt das: regional und saisonal essen.

Schmückend und essbar - so ist vieles bei Sabine im Garten

Schmückend und essbar – so ist vieles bei Sabine im Garten.

Das liebe Federvieh

Sabines Eier- und Freudelieferanten.

Was für Bereiche/Möglichkeiten soll dein Garten bieten (Relaxen, Obst & Gemüse, Essen im Freien etc.)?

Unsere Vorstellung für ein Leben im Alter ist, sich zu beschäftigen und nicht, sich beschäftigen zu lassen. Aktivität erhält fit und dafür ist ein Garten geradezu ideal: Frische Luft, körperliches Training, gesundes Essen, aber auch nach getaner Arbeit Entspannung und Geselligkeit mit Freunden, gern auch mit einem schönen Essen und Wein, den wir selbst anbauen.

Eigener Wein

Trauben, aus denen eigener Wein gekeltert wird.

Was war dir für die Gestaltung wichtig?

Unser Garten sollte folgende Bereiche haben: Staudengarten, Küchengarten, Rosen, Sitzplatz und Teich. Die Obstbäume gaben uns vor, welchen Platz wir zur Verfügung hatten. Das langgestreckte Grundstück mit zwei Reihen von Obstbäumen teilten wir quasi in drei Räume. Dazwischen haben wir formale Beete mit Wegekreuz angelegt. Jeden dieser Räume betritt man durch einen Rosenbogen. Im hinteren Bereich befinden sich dann unser mit Wein umrankter Sitzplatz, dahinter einerseits der Teich und andererseits ein Rosenbeet mit historischen Rosen. Wichtig ist für uns die Erhaltung regionaler Gehölze und Stauden, gepaart mit ein- und zweijährigen Sommerblumen, die in einem Bauerngarten nicht fehlen dürfen. Der Küchengarten ist übrigens für uns genauso wichtig wie alle anderen Bereiche. Die Hochbeete sind ebenso formal angelegt wie die Staudenbeete. Materialien in unserem Garten sind Holz und Sandstein – typisch für die fränkischen Gärten. Weniger ist mehr ….

Im Garten wird gelebt und genossen, hier trifft man sich mit Freunden.

Im Garten wird gelebt und genossen, hier trifft man sich mit Freunden.

Die Hochbeete sind aus heimischen Materialien gefertigt.

Die Hochbeete sind aus heimischen Materialien gefertigt.

Hast du Lieblingspflanzen? Welche und warum?

Zu jeder Jahreszeit gibt es Pflanzen, die ich besonders liebe…ich kann mich da gar nicht festlegen.

Dein Garten sieht reif und gewachsen aus. Wie hast du das hinbekommen?

Zu Beginn sollte man sich immer überlegen, welchen Zweck der Garten erfüllen soll. Dann schaue ich, wie die Licht- und Bodenverhältnisse sind. Die Dorfbewohner haben langjährige Erfahrung und standen uns mit Rat zur Seite. Wir leben in einer Region, die bis heute noch eine landwirtschaftliche Struktur hat.
Das Gerüst steht, möchte ich sagen. Sobald die neu gesetzten Bäume ihre gewünschte Größe erreicht haben, sieht man die Struktur noch deutlicher. Die meisten Rosen und einige Weinstöcke haben wir erst vor zwei Jahren gepflanzt. In 2-3 weiteren Jahren haben sie wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht und wirken dann auch richtig!

Historische Rosen

Historische Rosen. Und immer wieder Sitzplätze.

Woher hast du deine Kenntnisse, was inspiriert dich in Gartendingen?

Wir beide sind Laien auf dem Gebiet, haben uns aber immer für Gärten, Parks und Architektur interessiert. Vor Jahren hatten wir dann unseren ersten Garten innerhalb einer Mietwohnung. Den durften wir nach unseren Wünschen gestalten. So wurde schon damals aus einer großen Wiese mit einem alten Apfelbaum unser erstes kleines Gartenparadies. Nach dem Umzug nach Unterfranken sind wir in die Gesellschaft der Staudenfreunde – GdS – eingetreten, um dort Gleichgesinnte kennenzulernen. Unsere Urlaube und Ausflüge sind immer mit einem Besuch anderer Gärten verbunden. Inzwischen ist auch unsere kleine Bibliothek zu Hause ganz auf Garten eingestellt und immer wieder gibt es neue Bücher.

Du bist in den sozialen Medien sehr aktiv. Was bedeutet dir der Austausch mit anderen Gärtnern?

Das ist das Salz in der Suppe! Den Garten-Blog pflegen wir seit ca. 2,5 Jahren, dann kam zwangsläufig Facebook dazu – fast alle Kontakte dort hängen mit unserer Leidenschaft zusammen. Manche der virtuellen Kontakte sind sehr real geworden! Im letzten Jahr haben wir eine Facebook-Freundin und Garten-Designerin in Italien privat besucht. Einige Male sind wir im Karl-Foerster-Garten und tauschen uns dort mit Kristina Scheller, der dortigen „Gartenfee“ aus oder buddeln dort gemeinsam mit Freunden in einer kleinen Hilfsaktion. Das macht wirklich Freude und man lernt dabei so viel!

Wie sieht dein typischer Gartentag aus?

Ich bin täglich im Garten, zupfe hier und schneide da oder fotografiere…

Welche Tipps hast du für uns?

Geduld haben… Ich nehme es mir auch immer noch vor ;-)

Liebe Sabine, hab ganz herzlichen Dank für den Einblick in dein Gartenleben. Ich bin sehr begeistert! Vor allem, dass du es tatsächlich hinbekommst, euch selbst zu versorgen. Wer es je mit dem Gemüseanbau versucht hat, weiß, dass das zwar unheimlich viel Freude bereitet, aber in der Regel mindestens genauso viel Arbeit macht, wie der gesamte Rest des Gartens zusammen. Aber wahrscheinlich würdest du das jetzt auch gar nicht als “Arbeit” bezeichnen…

7 Kommentare

  1. Astrid sagt

    Mein Traumgarten! Und gar nicht so weit von uns weg… icg glaube, da muss ich dringend mal hin!

  2. Franzyy sagt

    Was für ein toller Beitrag, da bekommt man direkt Lust auf Gartenfeeling. Da ich ja den Herbst als meine Lieblingsjahreszeit sehe, habe ich meine Terasse schon mal ein wenig herbstlich geschmückt.

    Leider habe ich nicht so nen schönen großen Garten, aber auch die Terasse kann man gut dekorieren. Auf den schönen Terassendielen aus Douglasie wirkt das alles ziemlich warm. Die Terasse haben wir dieses Jahr neu gebaut und ich bereuhe es keine Sekunde!

    Bei der Holzauswahl habe ich mich bei http://purnatur.com/ inspirieren lassen. Nun hege und pflege ich das Holz. Jedes Jahr ölen gehört da schon mit dazu. Aber so ein schöner wilder und großer Garten ist natürlich was richtig schönes! Danke für die schönen Bilder :)

    Liebe Grüße, Franzie.

  3. Liebe Conny, wir haben seit 3 Jahren am Haus (am Spalier) den Regent, eine äußerst ertragreiche Sorte! Die alten Rebstöcke (mind. 40-50 Jahre) sind weiße Reben. Ich bin mir nicht sicher, um welche Sorte es sich handelt. Erinnert an Müller-Thurgau….
    Am Sitzplatz wachsen Muscat Bleu und Königliche Esther.
    Im vergangenen Jahr bekam der Weiße Mehltau, sodass wir den ersten Roten gekeltert haben. Wir haben 70° Oechsle gemessen, in diesem Jahr sind es 72°….durchaus trinkbar :-)

    • Conny sagt

      Hallo Sabine!

      Das klingt klasse. Ich kann mir richtig vorstellen, wie ihr unter der Laube sitzt und euren Wein genießt.

      Viele Grüße
      Conny

    • Berlingärtnerin sagt

      Bei uns sind vor allem die Wespen so unersättlich, dass wir von den Weintrauben kaum etwas abbekommen :-( Nun haben wir auch nur die Tafeltraube New York, die eh nicht zum Keltern taugen würde. Schön finde ich aber auch ganz einfach die Atmosphäre, die von Weinranken am Häuschen ausgeht. Herrlich!

  4. Conny sagt

    Hallo Xenia!

    Hut ab vor Sabines Power! Ich bin ja immer froh, wenn ich an Gemüse halbwegs was zustande bringe. “Naschobst” höchstens. Vielleicht sollte ich aber mal die Hochbeet-Variante ausprobieren. Da stelle ich mir das Säen und Ernten einfacher vor. Und man kann die Schnecken besser im Blick behalten.

    Darf ich noch fragen, um was für eine Rebsorte es sich bei deinen Trauben handelt, liebe Sabine? Und wie viel Öchsle ihr zustande bringt?

    Schöne Grüße
    Conny

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