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Eine Kamelie ist eine Kamelie ist die Pillnitzer Kamelie

Kamelienhaus Pillnitz

Ein Besuch zum Frühlingserwachen in Dresden-Pillnitz. Die Attraktion: eine rund 230 Jahre alte rosarot blühende Kamelie.

Mich fünf mal hoch: Das ist die Kamelie von Pillnitz. Und ich bin mit 1,80 m schon ganz schön groß – aber neun Meter, das ist mehr als stattlich. Und ein Taillenumfang von 35 Metern – ach, das werde ich jetzt im Vergleich mal nicht ausrechnen. Es ist jedenfalls ein beeindruckendes Gewächs, das man sich unbedingt ansehen sollte – die Zeit von Mitte Februar bis Mitte April ist dafür optimal, in dem Zeitraum soll sie um die 35.000 Blüten öffnen. Die Bilder dieses Beitrags haben liebe Freunde gerade für mich gemacht. “Ihr fahrt nach Dresden? Dann MÜSST ihr nach Pillnitz! Und bitte bitte bringt mir Fotos mit…” Ich sende ganz herzliche Grüße an die beiden neuen Dresden-Fans und danke von Herzen <3

Über Schloss und Garten Pillnitz habe ich übrigens schon mal geschrieben, da war es Mai und die Kamelienblüte gerade vorüber. Der Schlosspark Pillnitz sei mehr als eine Kamelie, heißt es in dem Artikel, was auch stimmt. Aber nun freue ich mich, dir diese schönen Eindrücke nachliefern zu können. Denn ein attraktives Reiseziel in einer noch unwirtlichen Jahreszeit, davon gibt’s nicht viele in Deutschland. Also auf nach Dresden – die Stadt, die Umgebung und der Schlossgarten Pillnitz haben richtig viel zu bieten.

Umlaufende Balkone

Durch umlaufende Balkone kommt man der Kamelie sehr nah

Die älteste Kamelie nördlich der Alpen.

Die Herkunft der Kamelie ist nicht ganz genau belegt, die offizielle Website der Schlossanlage schreibt, dass der schwedische Botaniker Karl Peter Thunberg (1743-1828) vier Kamelien von seiner Japanreise 1779 nach London in die Botanischen Gärten von Kew gebracht hat. Ein Exemplar blieb in London, die anderen drei sollen in die Gärten Herrenhausen bei Hannover, Schönbrunn bei Wien und Pillnitz weitergegeben worden sein. Von diesen wäre die Pillnitzer Kamelie die einzige, die überlebt hat. Vor rund 230 Jahren, zwischen 1780 und 1790, soll sie an den Dresdner Hof gekommen sein. Aktuelle DNA-Analysen  bezweifeln jedoch diese Geschichte, da sie zu einer anderen Region als der von Thunberg bereisten weisen: An der Westküste Japans gibt es die so genannte Schneekamelie, eine Unterart der Camellia japonica, die eine große genetische Ähnlichkeit mit der Pillnitzer Kamelie aufweist. Es bleibt also spannend, wo ihre Wurzeln waren. Sicher ist: 1801 kam die Kamelie an den heutigen Standort, ist hier im Schlosspark draußen ausgepflanzt worden. Seitdem hat sie Könige, Kriege, Diktaturen und Friedenszeiten erlebt. Und zum Glück immer Gärtner um sich gehabt, die sich um ihr Überleben selbst in strengsten Wintern und größter wirtschaftlicher Not kümmerten.

Ein fahrbares Glashaus.

Spaktakulär ist das 1992 gebaute fahrbare Glashaus, das im Winter die Kamelie vor Frostgraden schützt. Computergesteuert regelt es Temperatur, Belüftung, Luftfeuchte und Schattierung. Zwei umlaufende Balkone sorgen dafür, dass man der Kamelie ganz nahe kommen und ihr in die hübschen rosaroten Blüten mit den goldenen Staubgefäßen schauen kann. In der wärmeren Jahreszeit fahren die Pillnitzer Gärtner das Glashaus zur Seite und der immergrüne Riesenstrauch steht im Freien und genießt die frische Luft.

Übrigens ist auch das imposante, über 150 Jahre alte Palmenhaus im Schloßgarten einen Besuch wert. Auf 660 Quadratmetern gibt es exotische Pflanzen aus Südafrika, Australien und Neuseeland.

10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. August-Böckstiegel-Straße 2 | 01326 Dresden

Und noch ein Tipp für Kamelien-Freaks: Rund 15 km entfernt von Pillnitz gibt es die Botanischen Sammlungen Zuschendorf. Dort wachsen sehr viele teils alte Sorten in großer Pracht. Nach der Kamelienblüte geht es fließend weiter mit der frühlingshaften Azaleenschau. Bis zum 9. April läuft noch eine Ausstellung zu ‘Kamelien in der europäischen Malerei’. 

Alle Fotos vergrößern sich durch anklicken.

 

7 Kommentare

  1. Dieter Jagusch sagt

    Hallo Sigrun, das stimmt. Von Pulsnitz hast du es ja nicht weit nach Pillnitz. Vom Ruhrgebiet, mittlerweile wieder, ist es weiter. Liebe Grüße, Dieter

  2. Diese Kamelie ist einfach beeindruckend….ich hoffe, du kannst sie auch mal live besuchen. Erst wenn man dort auf der höchsten Etage steht, wird einem die Größe so richtig bewusst. Wir waren schon einige male dort und es ist immer wieder ein Erlebnis. Das schöne an Zuschendorf ist die Kamelienvielfalt in den verschiedenen Gewächshäusern. Es gibt auch noch eine weiße, weniger bekannte, aber auch sehr alte Kamelie, in Roßwein.
    LG Sigrun

    • Berlingärtnerin sagt

      Das glaube ich gern! Ich konnte ja nur im Mai davorstehen, da das Glashaus schon weggefahren war. Ich nehme mir fest vor, ein schönes Märzwochenende mit “Kamelien satt” in Dresden und Umgebung zu verbringen.

      Danke dir!

  3. Steffi Guthmann sagt

    Liebe Xenia,
    Dresden mag ich richtig gern. Wir haben schon auf der Elbbrücke Silvester gefeiert, Canaletto-Blicke und Neustadt-Flair genossen und fast hätte mein Mann mal dort angeheuert. Das hätte ich toll gefunden! Schloss Pillnitz hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, auch wenn ich die Blüte der Kamelie bisher noch nicht erleben durfte. Diese Blüten, Farbvitamine hochdosiert!
    Herzliche Grüße
    Steffi

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebste Steffi!

      Das nehme ich sofort in meinen Sprachgebrauch auf: “Farbvitamine hochdosiert”. Und in meine Gut-Laune-Mantras, falls mir mal grau zumute ist.

      Schön, dass dir Dresden auch so gut gefällt, Soul Sister :-) Ich könnte zum Beispiel tagelang vor der Sixtinischen Madonna stehen und dort einwurzeln.

      Herzliche Grüße!

  4. Petra sagt

    Liebe Xeni, ein beeindruckender Abschluss für ein tolles ereignisreiches Wochenende. Dresden ist wunderschön und dein Tipp war die Krönung .
    Wenn man vor dieser beeindrucken Pflanze steht fragt man sich, wie man möglichst viel davon aufs Bild bekommt. Wenn ich die Bilder jetzt so sehe, dann haben wir zumindest ein paar beauchbare Ausschnitte getroffen. Immer gerne wieder, wie auch ein Besuch in Dresden

    • Berlingärtnerin sagt

      Es ist wirklich schwierig, so ein großes Geschöpf zu fotografieren. Mehr als “volle Kanne Weitwinkel” geht ja nicht. Das habt ihr super gemacht.

      Sei gedrückt!

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