Garten
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Sehnsucht pflanzen

Mohnwiese

Wie sieht dein Garten aus, was wächst in ihm? Ich glaube an das Sprichwort “Zeige mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist und was dich geprägt hat.” Denn es muss uns jenseits der Trends doch etwas antreiben, bestimmte Gartenbilder zu komponieren.

Als ich anfing, unseren Garten zu gestalten, griff ich intuitiv zu ganz bestimmten Pflanzen. Natürlich hatte ich mich kundig gemacht, was wie und an welcher Stelle wächst, wie die Ansprüche der einzelnen Gewächse sind, aber passend zum jeweiligen Standort habe ich aus dem riesigen Angebot dann letztlich nach Gefühl gewählt.

Heute weiß ich: Wie der Duft von Vanille bringt der Garten das Gefühl von Kindheit in mir zum Schwingen. Gepflanzte heile Welt. Ich lasse mit unserem Garten meine schönsten Draußen-Erlebnisse und -erinnerungen aufleben. Und darum ist die Bindung zu meinem Garten auch so intensiv!

Rosen und Stockrosen gehörten zur Kindheit dazu.

Typisch für mich sind Pflanzen meiner Kindheit an der See. Der Duft von Rosa Rugosa umschmeichelt mich schon, wenn ich zur Gartenpforte hereinkomme. Mohn und Kornblumen dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Wie herrlich war immer der Anblick, wenn ich durch die Felder zum Strand radelte. Flirrendes Licht, starke Farben – für immer eingebrannt. Und die für mich als kleines Mädchen gigantischen Stockrosen sahen vor den Bauernhäusern aus rotem Backstein beeindruckend aus. Auch heute noch sind sie der Inbegriff von Gärtnerstolz für mich. Nasche ich von meinen Johannisbeeren und Himbeeren, denke ich an meine Großmutter und wie ihr ganzer Oberkörper beim Ernten in den Sträuchern zu verschwinden schien.

Urlaub, Zeit der intensiven Naturerlebnisse.

Auch florale Schätze vom Waldesrand und bunten, üppigen Bergwiesen finden sich in all unseren Beeten. Schon im Frühjahr tanzen die Akeleien im weichen Licht des Halbschattens umher. Sie erinnern mich an wunderschöne Urlaube im Gebirge. Als wir jetzt in den Alpen waren, sind mir wieder viele Pflanzen wild begegnet, die ich als Zuchtformen im Garten beherberge. Storchschnäbel, Dost, Eisen- und Fingerhut, Mädesüß, Skabiosen, Lilien, Sterndolden, Waldastern, Clematis, Glockenblumen. Und in schönstem Grün natürlich Farne und Gräser.

Wieder zu Hause rücke ich meinen Liegestuhl ganz dicht an die duftenden Lilien heran und bin, wenn ich die Augen schließe, weit weit weg. Und doch ganz hier. Ja, mir geht’s gut.

Wie geht es dir mit deinem Garten? Welche Sehnsuchtsbilder hast du gepflanzt? Das Fernweh nach Asien oder die Urlaube in der Toscana?

Alle Bilder vergrößern sich durch anklicken, Aber: Welche sind aus der freien Natur, welche aus dem Garten?)

 

12 Kommentare

  1. Ja, liebe Xenia, ich bin immer noch hier, kann mich gar nicht losreißen von Deinen Texten und Bildern.
    Ich habe einen Garten für die Seele, liebe Stauden, vermehre sie fleißig.
    Was mich am meisten fasziniert, ist das Zusammenspiel der Farben, sind auch die einzelnen Farben, die sich im Laufe der Jahre ändern können.
    LG Edith

    • Berlingärtnerin sagt

      Beste Edith,

      Nun werde ich gleich mal bei dir schauen, da wir uns ja ziemlich ähnlich zu sein scheinen. Genau dafür betreibe ich ja dieses Blog: Um mich auszutauschen. Daher freue ich mich sehr, wenn ich merke: Da ist jemand am anderen Ende des Kabels :-)

      Sei herzlich gegrüßt!

  2. Ich liebe auch die naturnahen Gärten. Diesen Sommer habe ich das erste Mal bewusst auch Mohn- und Kornblumen ausgesät. Kapuzinerkresse; Duftwicken und Sonnenblumen gehören ebenso dazu. Es sind wohl aus der Kindheit entsprungene Sehnsüchte, wo man durch die Gärten der Eltern und Verwandten und stundenlang auf Feldwegen und Feldern herum gestromert ist.

    Dein Text liest sich toll und die Bilder sind wunderbar!

    LG Bine

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Bine,

      hab ganz herzlichen Dank für deinen netten Kommentar. Ich freue mich immer so darüber!
      Duftwicken bringen in mir auch gleich was zum Schwingen, allerdings bringe ich sie gleich zum Welken, wenn ich um die Ecke komme ;-)

      Schöne Grüße für einen schönen Tag!

  3. da ich einen dach-terassen-topfgarten habe, ist vieles nicht machbar was ich gern hätte. insgesamt versuche ich aber “nachhaltig”= dauerhaft und vor allem insektenfreundlich zu pflanzen. sommerblüher sind nicht so sehr mein ding sofern sie nicht topffähig und staude sind.

    • Berlingärtnerin sagt

      Hallo Carola,

      das finde ich spannend! Stauden im Topfgarten sind super. Hast du bestimmte Sortentipps, die lange blühen und gut durch den Winter kommen?

      • spezielle Clematis-sorten, vor allem eben die sog. Staudenclematis, Clematis Alpina-sorten, sind ein guter tipp. allerdings braucht es mindestens einen 35 ltr topf pro pflanze, sehr, sehr gute erde ( ich bin da auf Kübelerde von FRUX abonniert – die hält locker 3 jahre)
        in den großen balkonkästen habe ich kleinwüchsige Clematis’ , Grasnelken und jedes jahr neuen (gewürz)Lavendel ( der kostet im frühling nur 1,99) – leider habe ich dieses jahr pech gehabt, der lavendel ist eingegangen.
        Rosmarin, Petersilie, Zitronenmelisse, Minze, eine ANNABELLE (Hydrangea), div. andere Hortensien, Duftveilchen, div. primelsorten, einen alten und ziemlich großen edelflieder, Forsythien.
        da ich eine kleine geraniensammlung habe blüht es da auch noch ein bisschen bunt.
        guck dich doch einfach mal durch den (privaten, bezahlten, werbefreien ) blog.

      • Berlingärtnerin sagt

        Hallo Carola,

        da habe ich ja gleich geguckt. Deine Fuchsien sind ja toll, wunderschön!
        Ein schönes Wochenende für dich!

  4. Sisah sagt

    Wunderschöne Fotos hast du gepostet, du willst uns sicherlich nicht verraten, wo du diese Wiesen, Almen und Wiesensäume erleben konntest?
    Und passend zum Thema sehe ich da auch Paradieslilien auf einer der ‘Matten’. Ich sage nur…whow…
    Ja, der Garten ist unser ‘Paradies , aber nur ein Surrogat ,…und wir werden in ihm Natur nie nachgestalten können.
    Mein Kinderparadies war der Wald, mit Garten hatte ich als Kind nichts am Hut. An Gärten interessierte mich damals nur der Nutzwert…Omas Erdbeerreihen, grüne Stachelbeeren….. aber auch ihre einzigartig duftenden Kissennelken und der süß-saure Kürbisdessert( keine Sehnsucht danach), den wir immer bekamen. Im Wald konnte ich auf Entdeckungstour gehen , ich wusste, wo ich Veilchen, Himmelschlüsselchen und Molche finden konnte.
    Aber einen Waldgarten mit einem Weiher zu schaffen oder zu gestalten, dieser Gedanke kam mir als Erwachsene nie gekommen…vielleicht ist er aber unbewusst da….vermutlich habe ich deshalb kaum kahlen Boden in meinem Garten, so dicht gedrängt wächst alles…und führe alle Gartenabfälle vorbildlich wieder in den natürlichen Kreislauf zurück.
    Andererseits, wenn deine Theorie stimmt, was bedeuten dann die vielen aseptischen Gärten in meinem näheren Umfeld mit Rasen, versiegelten Bodenflächen, exotischen Kübelpflanzen und präzise ondulierten Formgehölzen….Vorzeigegärten von Menschen, die nie einen Komposthaufen anlegen würden? Was für eine Kindheit hatten ihre Besitzer?

    LG
    Sisah

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Sisah,

      deine Erinnerungen klingen wunderbar. Es bleibt spannend, was du vielleicht noch alles angehst.

      Was die eher sterilen Gärten angeht, ist meine Theorie: Auch diese kommen aus der Erfahrung und sind Ausdruck von Sehnsucht. Denn in Deutschland verschwanden seit der Wirtschaftswunderzeit die wilden Gärten mit Gemüse & Co. Sie erinnerten zu sehr an die schlechte und entbehrungsreiche Zeit, die endlich vorbei war. Rasen wurde schick, Hecke dazu und ein paar Rosen, fertig. Eine Form von Luxus also.

      Exotische Pflanzen sind sicher Ausdruck von Fernweh, von schönen Erfahrungen im Urlaub, die man zu Hause umsetzen kann und so für länger konserviert.

      Beste Grüße!

  5. Guten Morgen Xenia!
    Ich wollte mich für diesen wunderbaren Text und die tollen Bilder bedanken.

    Bei früh morgentlicher Betrachtung meiner gepflanzten Sehnsuchtsbilder, habe ich gerade festgestellt, dass es in unserem Garten kaum Exoten gibt. Vieles was hier im Garten wächst, gibt es in der Urform auch in der freien Natur, rund ums Haus und in den Bergen. Einige davon dürfen auch gerne im Garten verbleiben (wilder Thymian, wilder Oregano, Kamille, Johanniskraut, Beinwell, Schafgarbe, Glockenblumen, das Zittergras, die Wolfsmilch usw.)
    Aus dieser Sicht betrachtet, würde ich also sagen, dass ich da wo ich lebe sehr gerne bin …. vielleicht mit ganz leichter Sehnsucht zur Toskana ;)
    Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag
    Sabine

    • Berlingärtnerin sagt

      Guten Morgen, du bist ja wieder früh auf! Ich wünsche dir einen tollen Tag, genieß das Leben im Garten und in deinem Umfeld, was ja anscheinend wunderbar harmoniert!

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