Späte Liebe: Chrysanthemen
Grauer November, Nebel, es ist unwirtlich und trist draußen. Wären da nicht die lockeren Chrysanthemenwolken, die noch Farbe in den Garten bringen. Ein Plädoyer für eine unterschätze Staude. Meine Großmutter liebte Chrysanthemen in der Vase, mir waren sie suspekt. Obwohl ich wusste, von welcher Pflanze der Strauß geschnitten worden war, kam es mir als Kind immer so vor, als seien diese Blumen gar nicht echt. Sie standen ab Oktober in der Vase auf dem kleinen Wohnzimmertisch und räumten ihren Platz erst für das Adventsgesteck. Außerdem waren sie etwas sperrig im Wuchs und hatten diesen würzigen Duft, der einem als Kind unheimlich-animalisch vorkommen kann. Es hat lange gedauert, bis ich Chrysanthemen etwas abgewinnen konnte. Heute verstehe ich, was meine Großmutter an ihnen schätzte: ihre Robustheit und Langlebigkeit. Wochenlange Haltbarkeit in der Vase. Und was für schöne Farbkleckse im spätherbstlichen Garten! Jetzt Mitte November sind sie über und über mit ihren kleinen margeritenähnlichen oder Pomponblütchen überzogen. November-Durchstarter. Dass sie so spät unterwegs sind, hat damit zu tun, dass sie zu den so genannten Kurztagspflanzen gehören und ihre …