Garten
Kommentare 6

Phänologischer Kalender: Das sind die Jahreszeiten der Natur

Schneeglöckchen Galanthus nivalis Sam Arnott

Phänologie ist besser als jedes fixe Jahreszeiten-Datum – insbesondere wenn schon der erste Anzeiger für das Prädikat “Vorfrühling” gesichtet wurde.

Mitte Januar Berlin. Draußen 13 Grad. Und tatsächlich: Das erste Schneeglöckchen steht schon da. Allerdings wurde ein Öffnen der zarten Blütenblättchen noch nicht bemerkt – der Wind würde ihm derzeit auch allzu arg unters weiß-grüne Röckchen pusten. Dennoch kann ich laut phänologischem Kalender verkünden: Nun ist Vorfrühling. Na ja, ehrlicherweise sollte ich dazu sagen, dass es sich bei meinem Exemplar nicht um das gewöhnliche Schneeglöckchen handelt, sondern um die Sorte Galanthus nivalis Sam Arnott. Ich freu mich trotzdem. Und lasse in meinem dunklen Arbeitszimmer den Klang des Zauberwortes Vorfrühling noch etwas nachhallen.

Ein Jahr später: Alles anders, Kälte bis in den Mai. Und der Phänologische Kalender zeigt gerade mal den Erstfrühling an.

Was hat es denn nun mit der Phänologie auf sich? Und warum Ehrenamt?

Laut Deutschem Wetterdienst ist das Wort Phänologie dem Griechischen entlehnt und bedeutet Lehre von den Erscheinungen. Sie ist ein Teilgebiet der Klimatologie und befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungsphasen der Pflanzen. Als phänologische Vegetationszeit gilt beim Deutschen Wetterdienst die Zeitspanne zwischen dem Beginn der Forsythienblüte und dem Blattfall der Stiel-Eiche. Und die zeichnen über 1200 ehrenamtliche Beobachter in ganz Deutschland auf. Im Ergebnis lässt sich so ermitteln, ab wann Allergiker wo mit welchem Pollenflug zu rechnen haben, und auch Landwirte und Weinbauern können Rückschlüsse für ihre Arbeit ziehen. Herausgekommen ist, dass sich im Mittel seit 1981 die Vegetationszeit um neun Tage verlängert hat, wobei die Vegetationszeit immer früher anfängt, sich beim Ende keine signifikanten Verschiebungen gezeigt haben.

Phänologischer Kalender – zehn Jahreszeiten, angezeigt von Pflanzen.

Der phänologische Kalender teilt das Jahr in zehn Jahreszeiten ein, für alle gibt es Zeigerpflanzen.

  • Vorfrühling – beginnt mit Schneeglöckchen-Blüte und Hasel, Weide, Erle und Krokus folgen
  • Erstfrühling – Start Forsythien-Blüte, Ende, wenn Buchen ihre Blätter entfalten
  • Vollfrühling – Blüte von Apfelbaum und Himbeeren
  • Frühsommer – Holunder-Blüte, Hauptblütezeit der Rosen, Heuernte
  • Hochsommer – Sommerlinden-Blüte, Johannisbeeren pflückreif, erstes Korn wird auf den Äckern geschnitten
  • Spätsommer – die ersten Frühäpfel sind reif, Getreideernte endet
  • Frühherbst – beginnt mit der Reife des Schwarzen Holunders, Birnen und Haselnüsse sind reif
  • Vollherbst – beginnt mit dem Fruchtfall der Stieleiche, Walnüsse reif, Saat des Wintergetreides
  • Spätherbst – sobald sich das Eichenlaub färbt
  • Winter – Start zum Fall des Eichenlaubes, Nadelfall der Lärche

Ich notiere die Daten für die Zeigerpflanzen seit vielen Jahren. Machst du mit?

Die Ausbeute eines Gartenspazierganges Mitte Januar:

6 Kommentare

  1. Das Ehrenamt wollte ich auch schon mal machen, aber es war bei uns nichts frei.
    Wenn man auf dem Land wohnt, ist es sicher einfacher.
    Hier kommen die Schneeglöckchen auch schon raus.
    VG
    Elke

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Elke, nun war ich eine Woche nicht zu Hause und staune, wie viel sich in so kurzer Zeit doch im Garten getan hat. Vor allem juckt es nun arg in den Fingern, die Staudenreste abzuräumen, um Schneeglöckchen und Winterlingen eine angemessene Bühne zu liefern.
      Beste Grüße!

  2. Flowerpower sagt

    Bei uns weiß das Wetter nicht, was es machen soll, ob es Lust auf Schneeschauer oder fast frühlingshafte Wärme hat. Ich bange oft um die schon recht stattlichen Lenzrosenknopsen, ob der Frost sie nicht zu sehr mitnimmt. Aber was soll’s: So bleibt es spannend!

    • Berlingärtnerin sagt

      Deine Sorge kann ich gut nachvollziehen: Im letzten Jahr haben ein paar wenige Barfrostnächte so manche Helleborus zerstört, die schon tüchtig herangewachsen war. Aber das Endergebnis im März konnte sich immer noch sehen lassen – siehe Artikel “Spaziergang durchs Gartenjahr”. Ich drücke euch die Daumen, dass es ebenfalls gut ausgeht!

  3. Skybird sagt

    Bezaubernd diese kleinen Frühblüher!
    Wir haben unsere Saison der Arboretum-Spaiergänge eröffnet und Schneeglöckchen, kleine Alpenveilchen und Hamamelis bewundert.
    Im Gewächshaus fangen die ersten Kamelien ganz vorsichtig an zu blühen.
    Dicke Knospen verheißen Farbenrausch in Weiß, allen Rosaschattierungen und vielen Rottönen.
    Fröhliche Vorfrühlingsgrüße!

    • Berlingärtnerin sagt

      Hamamelis – wie herrlich! Dafür hätte ich ja auch gern Platz. Dann würde ich mir auch immer einen Zweig für die Vase schneiden und damit den gesamten Raum parfümieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert