12tel Blick: Freud und Leid liegen nah beieinander
Freud und Leid liegen nah beieinander, sagt man. Wie nah, kann man heute besonders gut beobachten. Während ich den ersten Gartentag des Jahres 2016 verlebe, bedeutet er für viele andere Gärtner den letzten.
Bei uns heißt es, die ersten Obstbäume zu beschneiden und braune Staudenreste wegzunehmen, um den fröhlich gelben Winterlingen Platz zu schaffen.
Einen Weg weiter mühen sich – wie schon seit Wochen – die Gärtner im Schweiße ihres Angesichts darum, das Hab und Gut zusammenzuklauben. Ab morgen kommen die Bulldozer.
Die Sonne mogelt sich durch die Wolken, ich halte meinen 12tel Blick Richtung großes Beet im Sonnenschein fest. Hörte man nicht die Kettensägen im Hintergrund und würde einem die Trauer die Brust nicht zuschnüren, es wäre geradezu idyllisch. Vor einem Monat habe ich mich gefragt, ob ich diesen Blick überhaupt noch einmal werde fotografieren können.
In der Zwischenzeit wurde so entschieden: Wer auf der „richtigen“ Seite seinen Garten hat, kann erstmal weitermachen, wer ihn auf der anderen Seite, der straßennahen hat, muss bis heute Abend für den Investor geräumt haben. 150 Gärten bleiben (vorerst?) erhalten, 150 sind unwiederbringlich verloren.
Heute kann ich diesen Beitrag also gleich doppelt verlinken. Zur Aktion 12tel Blick und zur Aktion Lost Places. Ja, Freud und Leid liegen wirklich sehr nah beieinander.
Beispielhaft für 150 Gärten, die wahre „Lost Places“ sind:
Ein paar Vorher-Nacher-(Trauerbei)spiele:
Im berlingarten blühen die Winterlinge und Lenzrosen, als wäre nebenan nichts los. Klos-im-Hals-Fotos von heute:
Alle Fotos vergrößern sich durch anklicken.