Alleskönner: Pflanzen, die Trockenheit und Nässe vertragen

Pflanzen, die Trockenheit vertragen, sind in den letzten Jahren verstärkt in unsere Gärten eingezogen. Schließlich war Wasser im Sommer oft Mangelware. Was ist aber, wenn sie gleichzeitig im Winter und Frühjahr lange Nässephasen aushalten müssen? Meine Tipps zu robusten Alleskönnern, die Trockenheit und Feuchtigkeit wegstecken.

Ich sitze im Zug und ich rausche an überschwemmten Feldern vorbei, so weit das Auge reicht. „O weh, die armen Pflanzen, die wir in den letzten Jahren gesetzt haben, die keine kalten, feuchten Füßchen mögen – die verfaulen grade landein landab“, denke ich seufzend.

Bei jedem Gartenbesuch führt mich derzeit der erste Gang zum beachtlich gefüllten Regenmesser, der zweite zu den Pflanzkübeln, die mit Wasserreservoir sind und daher ohne Abzugslöcher im Boden. Erstaunlich, dass ich nicht schon „Rücken“ habe nach all den ungelenken Entleerungen der schweren und sperrigen Gefäße.

Primär ein Problem für schwere Böden.

Unser Garten ist durch die vielen Niederschläge dieses Winters ansonsten nicht besonders gefährdet. Da wir einen leichten Sandboden haben, versickert das Wasser schnell. Wer aber einen lehmigen oder tonigen Boden hat, der regelmäßig ganze Seen im Garten bildet, muss um die Gesundheit seiner Pflanzen bangen bzw. verstärkt auf Exemplare setzen, die aufgrund ihrer Herkunft robust genug für diese Bedingungen sind. (Bodenverbesserung ist natürlich auch ein Thema – dies ist Stoff für einen weiteren Artikel.)

Woran Pflanzen für Trockenheit und Feuchtigkeit erkennen?

Es kommt wieder das von mir viel beschworene Prinzip der „artgerechten Pflanzenhaltung“ zum Tragen. Dazu schaut man sich an, unter welchen Bedingungen Pflanzen in der Natur gedeihen.

Pflanzen, die die beiden Extreme Trockenheit und Nässe aushalten, kommen dort oft an frisch-feuchten Standorten an Flüssen vor, die teilweise Überschwemmungen ausgesetzt sind, aber im Sommer auch mal trocken stehen. Sie überstehen auch im Garten Trockenphasen, ohne elementaren Schaden zu nehmen – insbesondere, wenn ihre fürsorglichen Gärtner in lange andauernden Perioden zur Gießkanne greifen oder eine Bewässerungsanlage installiert haben.

Mit ausgewisenen Trockenkünstlern wird es hingegen schwieriger, da sie in der Regel keine länger andauernde Staunässe vertragen. Man kennt das von den südländischen Kräutern, die im Winter meist nicht erfrieren, sondern deren Wurzeln schlichtweg verfaulen.

Wenn du einen stark Wasser haltenden Boden hast, der häufig im Winter „Land unter“ ist, achte also bei der Pflanzenauswahl auf Exemplare, die für die so genannten frisch-feuchten Bodenverhältnisse ausgewiesen sind und gleichzeitig Trockenperioden überstehen. Eine ausgiebige Recherche lohnt sich unbedingt und die meisten Gärtnereien oder Qualitätsversender geben bei den Standortansprüchen an, was für einen Boden die Pflanze benötigt.

Beetbeispiel für einen wechselfeuchten Standort in der Sonne.

Exemplarisch habe ich dir Empfehlungen für ein Staudenbeet mit sonnigem Standort zusammengestellt, das insektenfreundliche Pflanzen enthält, die Feuchtigkeit mögen, aber auch zeitweilige Trockenperioden vertragen. Das Farbkonzept ist violett-gelb mit weißen Vermittlern. Für die winterliche Struktur sind auch Gräser integriert.

Da die Stauden erst ab Frühsommer blühen, bietet sich für das Frühjahr die Ergänzung mit niedrigen Frühblühern an, die wie im Wald großzügig über die Fläche platziert werden.

Für den Beethintergrund:

  • Vernonie Vernonia Crenata, violett, September-Oktober, 150-200 cm
  • Pfeifengras Molinia arundinacea ‚Skyracer‘, August-Oktober, 220 cm
  • Kandelaberehrenpreis Veronicastrum virginicum ‚Amethyst‘, violett, Juli-August, 160 cm
  • bei viel Platz: Staudenflieder Polygonum polymorphum ‚Johanniswolke‘, weiß, Juni-September, 200 cm

Für die Beetmitte:

  • Röhrenstern Amsonia tabernamontana, hellblau, Juni-Juli, 100 cm, gelbe Herbstfärbung
  • Aster ageratoides ‚Asran‘, violett, August-Oktober, 80 cm
  • Schönaster Kalimeris incisa ‚Alba‘, weiß, Juni-September, 70 cm
  • Sonnenhut Rudbeckia fulgida var. deamii, gelb, August-September, 90 cm

Für den Vordergrund:

  • Taglilie Hemerocallis ‚Stella de Oro‘, gelb, April-Oktober, 40 cm
  • Storchschnabel Geranium gracile ‚Sirak‘, violett, Juni-August, 40 cm
  • Frauenmantel Alchemilla mollis, gelb, Juni-Juli, 30 cm
  • Japansegge Carex oshimensis ‚Feather Falls‘, 30 cm

Verteilung auf Fläche:

  • Wald-Schlüsselblume Primula elatior, gelb
  • Kaukasusvergissmeinnicht Brunnera macrophylla, blau
  • Schachbrettblumen Fritillaria meleagris, violett
  • Märzenbecher Leucojum vernum, weiß

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8 Kommentare

  1. Heiko 21. Februar 2025 at 12:05 - Antworten

    Hallo,

    ich suche für die Balkonkästen möglichst lang blühende und winterfeste Pflanzen.

    Problem:
    Die Pflanzen sind ungeschützt und bekommen sowohl ab Mittag voll Sonne ab und ebenso Regen.

    Bisher sind alle Pflanzen eingegangen, Lavendel möchte nicht, Mittagsblume und Prinzess-Nelke ‚Pink Kisses.

    Hat jemand eine Idee?

    • Berlingärtnerin 21. Februar 2025 at 17:09 - Antworten

      Hallo, Heiko,

      ich habe bei solchen Bedingungen gute Erfahrungen mit der unverwüstlichen Dalmatiner Glockenblume (Campanula portenschlagiana) sowie dem Garten-Silberglöckchen für eine schöne Laubfarbe gemacht (Heuchera micrantha). Niedrige Fetthennen (Sedum) sind auch hart im Nehmen. Alle sind winterhart und kommen auch im Folgejahr wieder.

      Wichtig ist, dass du eine gute Kübelpflanzenerde verwendest und es eine einwandfreie Abflussmöglichkeit von Wasser gibt. Daher immer eine üppige Drainageschicht unten ins Gefäß geben.

      Viele Grüße
      Xenia

  2. Marianne Küng 9. Januar 2025 at 14:15 - Antworten

    Hallo Xenia
    Ganz vielen, vielen Dank, dass Du dieses schwierige Thema anschneidest. Ich bin seit 4 Jahren im Burgund (Frankreich) zu Hause und suche Bodenbedecker. Bei diesem Boden hier ist mir bisher fast alles wieder gestorben. Der Boden ist sehr lehmig, allerdings weiss ch nicht, welcher Lehm es ist. Steinhart im Sommer, Farbe gelb mit grauen einwürfen, und mit Nässe total glitschig.
    Zusätzlich zum Nass von Oktober bis April ist es hier bei Wasserknappheit (Sommer 2020, 2021 und 2023) verboten zu wässern.
    Nur reine Gemüsegärten dürfen bewässert werden.
    Pfahlwurzler überleben meist gut (Ackerrüben wachsen hier überall)
    Ich habe den perfekten Bodenbedecker unter Lavendel oder neben dem Cotoneaster franchetii noch nicht gefunden.
    Die Tipps von Inge werde ich testen :-) !!!
    Liebe Grüsse
    Marianne

    • Berlingärtnerin 18. Januar 2025 at 12:57 - Antworten

      Liebe Marianne,

      vielen Dank für deinen Kommentar!

      Ehrlich gesagt bin ich mit den Bedingungen im Burgund trotz eines herrlichen Urlaubs dort, nicht komplett vertraut. Ich empfehle dir daher diese Pflanzen als Bodendecker zum Start für dich als Ausgangspunkt für weitere Recherchen für dich. Probier mal Vertreter der Günsel- Familie Ajuga reptans oder Frauenmäntel (zu dem bereits vorgestellten Alchemilla mollis noch vulgaris oder epipsila), Storchschnabel Geranium pratense und endressii als Ergänzung zu dem im Beitrag gezeigten sowie Artemisien. Letztere werden aber auch schon etwas höher.

      Herzliche Grüße
      Xenia

  3. Ilka 9. März 2024 at 09:46 - Antworten

    Manchmal hilft, sich alte verwitterte Gärten in der eigenen Gegend anzugucken. Goldlack und Topinambur und Taglilien können den Brandenburger Sandboden gut ab. Mit Rhododendron wird es naturgemäß aufregend.
    Viele Grüße
    Ilka

    • Berlingärtnerin 10. März 2024 at 09:48 - Antworten

      Liebe Ilka,

      das ist ein sehr guter Hinweis. Von erfolgreichen Nachbarn lernen heißt siegen lernen. :-)

      Alles Liebe
      Xenia

  4. Inge 26. Februar 2024 at 11:49 - Antworten

    Liebe Xenia, da hast Du ein schwieriges Thema angesprochen, und es ist erstaunlich, was manche Pflanzen alles können. Wir haben in unserem Grundstück alle paar Meter unterschiedliche Bodenverhältnisse, wir gärtnern in einer Endmoränenlandschaft. Von steinhartem Lehm über Kies und Sand ist alles dabei. Gott sei Dank gibt es aber nur eine Fläche, die im Winter patschnass und im Sommer knochentrocken ist. Es ist ein Bereich im Schatten einer alten Scheune. Hier wächst seit vielen Jahren der Straußenfarn sehr gut, dazu eine große Fläche Tafelblatt, dazu Darmera peltata und Mädesüß. Im zeitigen Frühjahr ist alles von Bärlauch bedeckt, aus dem später die rosa Blüten von Darmera peltata herauslugen. Auch die trockensten Sommer wurden erstaunlich gut überstanden, ich muss nur ganz selten mit Bewässerung nachhelfen.
    Soviel als Tipp von mir für wechselfeuchten Standort im Schatten, vielleicht ist das für irgendjemand auch hilfreich.
    Liebe Grüße
    Inge

    • Berlingärtnerin 2. März 2024 at 17:06 - Antworten

      Liebe Inge,

      Danke für deine großartige Ergänzung, die bestimmt sehr vielen Lesern Mut machen und helfen wird.

      Herzliche Grüße
      Xenia

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