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Klimawandel: So übersteht dein Garten lange Trockenheit

Purpursonnenhut

Die Gartenjahre 2018/2019 haben uns einen Vorgeschmack auf Wetterextreme beschert. Anlass für mich, die erfolgreiche Landschaftsarchitektin und anerkannte Staudenexpertin Petra Pelz nach ihren Tipps zu befragen. Ich freue mich sehr über diesen Gastartikel, der uns helfen wird, unsere Gärten an schwierige Bedingungen anzupassen.

Petra Pelz: Puh… was für ein Jahr. Heiß, trocken und die Prognosen? Experten sagen uns häufiger auftretende und immer extremer werdende Wetterlagen voraus: Hitze und Trockenheit auf der einen Seite und unwetterartige Ereignisse auf der anderen Seite. Wer schon in diesem Jahr nicht die richtigen Pflanzen am richtigen Ort hatte, stand vor schlappendem, gar welkem Laub oder hatte am Ende eine hohe Wasserrechnung.

Der richtige Standort.

Lustvolle Pflanzenkäufe aus dem Impuls heraus machen Spaß … ich weiß das selbst am besten. Es nützt aber alles nichts. Künftig wird es noch wichtiger sein, genauer auf den Standort zu achten. Sonst doktern wir nur an einem nicht zufriedenstellenden Beet herum und geben unnötig Geld aus. Wir müssen aus Fehlern lernen und Sonnenanbeter in die Sonne setzen, die anderen entsprechend in den Halbschatten oder Schatten. Gut, dass man sich erkundigen kann.

Es gibt eine Einteilung nach den Lebensbereichen der Pflanzen. Hier wird genaustens erklärt, wo sich welche Pflanzen wohl fühlen und dementsprechend gut wachsen. Und das wollen wir ja, unbedingt sogar. Diese Angaben finden sich in Büchern, gedruckten Katalogen oder Onlinekatalogen. Informieren lohnt sich und spart am Ende die Enttäuschung.

Echinacea pallida, Prärieigelkopf

Echinacea pallida, der Prärieigelkopf, ist robust und sieht mit seinen langen Blütenblättern sehr besonders aus

Wie erkennt man trockenheitsliebende Pflanzen?

Trockenheitsliebende Pflanzen erkennt man oft schon auf den ersten Blick an ihrem Äußeren: Sie haben an ihren Naturstandorten bereits Strategien entwickelt, die ihnen helfen, zu überleben. Diese Anpassungen zeigen sich beispielsweise durch silbernes, filziges oder wolliges Laub, dornige Äste, wachsartige Oberflächen oder ausgebildete Speicherorgane wie bei den dickfleischigen Fetthennen (Sedum). Es gibt aber auch Pflanzen, denen man ihre Vorlieben nicht sofort ansieht. Sie haben besonders weitreichende Wurzeln entwickeln. Diese helfen, um an die notwendigen Wasserreserven zu gelangen. Das sind beispielsweise Präriestauden.

Perovskia mit Stipa und Echinopsis

Natürlichkeit in violett: Perovskia in Kombination mit dem Federgras Stipa und der Kugeldistel Echinopsis

Umpflanzen oder alles auf Anfang…

Bisher hat immer noch alles gut funktioniert und man konnte so einige trockene Tage mit etwas Wässern gut überbrücken. Ja – vielleicht klappt es auch weiterhin, andererseits kommt man nach dem Sommer ins Grübeln. Ist allzu viel zu ändern, kommt eine grundlegende Sanierung des Beetes in Frage. Hierzu rate ich, alle Pflanzen aufzunehmen und in einem extra Beet zu parken. Ich nenne es „Arche-Noah-Beet“ und empfehle es meinen Kunden, wenn sie Pflanzen wiederverwenden möchten.

Der Vorteil einer „Alles-auf-Anfang-Lösung“ liegt auf der Hand: Man kann den Standort nochmal gründlich optimieren. Bei sandigen Böden empfiehlt es sich, das Wasserhaltevermögen zu verbessern, indem man Kompost und Bentonit einarbeitet (gibt es als Kügelchen in Sackware). Bei schweren Böden ist Kompost ebenfalls hilfreich, aber auch Sand oder sandige Substrate. Bei Problemböden – zu sauer oder zu alkalisch – empfiehlt sich eine professionelle Bodenanalyse, deren Empfehlungen man dann folgt.

Ein weiterer Vorteil ist, die vorhandenen Pflanzen wiederzuverwenden und mit weiteren geeigneten Arten zu einem Beet neu anzuordnen. Hierbei kann man nochmal über Blühzeiten, Farben und Höhen nachdenken. Es macht Spaß, sich etwas Neues zu überlegen. Zudem wird die Pflanzung pflegeleicht, da der Standort jetzt stimmt.

Bedecken ganze Flächen: Avena sempervirens, der Blaustrahlhafer, und Acaena, das Stachelnüsschen

Bedecken ganze Flächen: Avena sempervirens, der Blaustrahlhafer, und Acaena, das Stachelnüsschen

Was tun mit den alten Pflanzen?

Die Pflanzen, die sich an dem trockenen Platz nicht so gut entwickelt haben, können an einer geeigneteren Stelle wiederverwendet werden. Vielleicht hast du einen anderen halbschattigen Platz im Garten oder einen mit etwas feuchteren Bodenverhältnissen, an der sich die Pflanzen wohler fühlen? Wenn nicht… dann kennst du vielleicht jemanden, der sich über eine neue Pflanze freut. Übrigens noch ein Tipp zum Sparen: Pflanzen, die gut wiederverwendbar sind, kannst du eventuell auch teilen. Das geht nicht bei allen, aber bei vielen. So machst du einfach mehr daraus.

Neue Pflanzen für das Sonnenbeet.

Folgende Pflanzen sind trockenheitsverträglich und robust und eignen sich für ein Sonnenbeet. Es sind alle Farben und Höhen dabei und garantieren viel Abwechslung im Garten. Überdies sind diese Stauden großartige Pollen- und Nektarspender und somit auch wertvoll für Insekten.

  • Acanthus hungaricus – Balkanbärenklau
  • Achillea Cypeolata Moonshine – Schafgarbe
  • Alcea rugosa – Stockrose
  • Allium senescens – Zierlauch (sommergrün)
  • Anaphalis triplinervis – Perlkörbchen
  • Anthericum ramosum – Ästige Graslilie
  • Artemisia abrotanoides Powis Castle – Eberraute
  • Artemisia ludoviciana – Silberraute
  • Asphodeline lutea – Junkerlilie
  • Aster lynosyris – Goldhaaraster
  • Aster ptarmicoides – Aster
  • Calamagrostis acutiflora Karl Foerster – Reitgras
  • Calamintha nepeta ssp.nepeta – Kleinblütige Bergminze
  • Caryopteris clandonensis – Bartblume
  • Centhranthus ruber – Spornblume
  • Ceratosigma plumbaginoides – Kriechende Hornnarbe
  • Coreopsis verticillata – Mädchenauge
  • Dianthus arenarius – Sandnelke
  • Diptamnus albus – Diptam
  • Echninacea pallida – Sonnenhut
  • Echinacea purpurea – Purpursonnenhut
  • Eryngium alpinum – Alpenmannstreu
  • Eryngium bourgatii – Spanische Edeldistel
  • Eryngium zabelii Big Blue – Zabels Mannstreu
  • Euphorbia seguieriana ssp.nicicana – Steppenwolfsmilch
  • Geranium renardii – Kaukasusstorchschnabel
  • Geranium sanguineu – Blutstorchschnabel
  • Helictotrichon sempervirens – Blaustrahlhafer
  • Hysoppus officinalis – Ysop
  • Iris barbata – Bartiris
  • Knautia macedonic – Witwenblume
  • Lavandula angustifolia-Sorten – Lavendel
  • Liatris spicata  – Prachtscharte
  • Linum perenne – Lein
  • Lychnis coronaria Alba – Weiße Lichtnelke
  • Malva moschata – Moschusmalve
  • Melica ciliata – Wimper-Perlgras
  • Nepeta grandiflora Dawn to Dusk – Katzenminze
  • Oenothera speciosa – Nachtkerze rosa
  • Origanum laevigatum Herrenhausen – Oregano
  • Perovskia atriplicifolia – Blauraute
  • Phlomis russeliana – Brandkraut
  • Phlomis tuberosa – Knollenbrandkraut
  • Pulsatilla vulgaris – Kühchenschelle
  • Salvia azurea Grandiflora – Präriesalbei
  • Salvia nemerosa-Sorten – Steppensalbei
  • Santolina chamaecyparissius – Heiligenkraut
  • Scabiosa columbaria Butterfly Blue – Skabiose
  • Sporobolus heterolepis – Tautropfengras
  • Stachys monerii – Zottiger Ziest
  • Stachys byzanthina – Wolliger Ziest
  • Verbascum olympicum – Königskerze
  • Verbena bonariensi – Hohes Eisenkraut
  • Verbena hastata – Lanzeneisenkraut

Die Aufzählung kannst du dir auch als Einkaufsliste ausdrucken.

Zum Vergrößern und Lesen der Bildunterschriften klicke die Fotos bitte an (Copyright Petra Pelz).

***

Petra Pelz kenne ich durch ihre Arbeiten für Privatleute und öffentliche Anlagen sowie ihr Buch “Faszination Weite” schon seit vielen Jahren. Wer jemals Gartenschauen besucht hat, stand vermutlich schon schwärmerisch vor einer ihrer Pflanzungen. Typisch für sie sind natürlich anmutende Szenen, die von amerikanischen Prärielandschaften inspiriert sind und die gern “New German Style” genannt werden. Persönlich kennen gelernt habe ich Petra 2017 und war sofort fasziniert, wie unprätentiös sie trotz allen Erfolges geblieben ist. “La Pelz” gibt ihr Wissen auch in Workshops weiter.

Viel Erfolg bei der entweder partiellen oder doch konsequenteren Umgestaltung deines Gartens – inklusive vorübergehendem “Arche-Noah-Beet”. Petra und ich freuen uns auf deine Kommentare!

Hab ganz herzlichen Dank, liebe Petra, für diese ausführliche Liste und deine praxisnahen Expertinnentipps!

13 Kommentare

  1. Sonja sagt

    Hallo,

    vielen Dank für diese tollen Tipps. Ich hab immer Angst mir wuchernde Sorten in den Garten zu holen. Ist da zufällig was darunter?

    Lg

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Sonja,

      es sind keine Wucherer dabei, aber manche, die sich an zusagenden Stellen versamen wie die Stockrosen, die Lichtnelke, die Malven, die Verbene. Aber das macht ja den Reiz auch aus, dass die Pflanzen sich den Garten zum Zuhause machen. Und sie sind bei Bedarf gut zu jäten.

      Ganz liebe Grüße
      Xenia

  2. Stefanie Guthmann sagt

    Optisch überzeugend finde ich die Sonnenbeete ohnehin. Darüber hinaus weist der Artikel einen Weg, um auf längere Sicht glücklich zu bleiben mit dem, was wir uns in den eigenen Garten holen. Danke für die tolle Liste, eine schöne Inspiration!

    Ich glaube beim Gärtnern gibt es eine Art Entwicklungsprozess wie in der Mode (Verzeihung für den banalen Vergleich): Da wissen die meisten von uns – auch irgendwann ganz gut, was – Verlockungen hin oder her – zur eigenen Statur (Boden), zu den persönlichen Farben in Haut und Haar (Klima) und zum eigenen Lebensstil passt (Gartencharakter)…
    Herzliche Grüße
    Steffi

    • Berlingärtnerin sagt

      Den Vergleich finde ich super, liebe Steffi. Ich habe bei meinen Klamotten (und Make-up) vor Urzeiten mal eine Farbberatung gemacht, die hat mir die Augen geöffnet. Dann waren zum Beispiel Curry- und Beigetöne für alle Zeiten raus aus dem Kleiderschrank. Hat viele Fehlkäufe erspart.

      Herzliche Grüße!

  3. Liebe Xenia,
    Ja, wir müssen uns da vielleicht wirklich auf andere Zeiten einstellen. Einige der aufgelisteten Pflanzen habe ich tatsächlich auch bereits bei mir gepflanzt und habe gerade dieses Jahr große Schwierigkeiten mit den durstigen Pflanzen gehabt.
    Ich habe mir auch Gedanken über die Größe der Rasenfläche gemacht und ob es da vielleicht auch Alternativen gibt, denn auf Dauer würde ich verbrannte Flächen im Sommer deprimierend finden.
    Dein Artikel passt sehr gut zu den Gedanken, die ich mir diesen Sommer auch schon gemacht habe.
    Liebe Grüße
    Steffi

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Steffi,

      darüber können wir uns beim Stammtisch ja auch nochmal austauschen Ich denke, das war das Top-Thema dieses Jahr. Bis Samstag!

  4. Ich habe schon sehr viel ausprobiert in meinen Gärten. Beschränke mich jetzt aber auf ein paar wenige Pflanzen, die sich bewährt haben. Besonders liebe ich den Storchschnabel, weil der sehr pflegeleicht ist und manche Sorten den Boden schön zumachen! Bodendecker sind meine Lösung für trockene Sommer und auch so, wenn man sich lästiges Unkrautjäten ersparen will! Meine Beete wurden wirklich kaum gewässert und haben den trockenen Sommer trotzdem gut überstanden!
    Viele Grüße von
    Margit

    • Berlingärtnerin sagt

      Absolut richtig, liebe Margit! Bedeckte Erde ist ein sehr gutes Rezept gegen Sonneneinstrahlung und Hitze. Bei mir ist der Blutstorchschnabel sogar nach dem Komplettrückschnitt wieder gut durchgetrieben, auch endressii wächst raumgreifend, als sei nichts los. Danke also für deine Bestätigung!

      Ser herzlich gegrüßt!

  5. Brigitte Stisser sagt

    Ein Dank an Xenia Rabe – Lehmann und die Autorin Petra Pelz .
    Ein informativer Beitrag – mit wunderschönen Bildern. Sie zeigen, dass manchmal weniger Farbe im Garten – ein feines Gesamtbild ergeben kann. Und weniger strapaziös ist.
    Ich denke, auch der Herrmannshof in Weinheim unter der Leitung von Prof. Cassian Schmidt ist ganz dem “New German Style” verpflichtet.

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebste Brigitte,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir die Pflanzen in ihrer dezenten, oft silbrig überhauchten Farbigkeit gefallen. Cassian Schmidt ist ja sogar schon als “der Staudenmann” bezeichnet worden. Nach Weinheim zieht es mich auch nochmal.

      Beste Grüße für einen schönen Abend!

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