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Artgerechte Pflanzenhaltung: Das Wesen der Pflanzen berücksichtigen

Tulpe spontane Mutation

Eine der wichtigsten Erkenntnisse für ein erfolgreiches Gärtnern ist: Nimm deine Pflanzen an, lass dich ein auf sie. Denn nur wer seine Pflanzen “artgerecht” hält, wird von Wachstum und Blüte belohnt.

Pflanzen sind Lebewesen. Sie wollen ein Plätzchen in deinem Garten vorfinden, wie es ihrer Natur entspricht. Bietest du ihnen die richtigen Bedingungen, dann gedeihen sie ganz von allein und ohne besondere Anstrengung. Wir sehen das in der Natur an den Wldkräutern: Da, wo es ihnen zusagt, siedeln sie sich an und wachsen oft ungestüm.

Lass dich auf deine Pflanzen ein.

Eine große Liebe im Garten zwischen Mensch und Pflanze kann es werden, wenn das Gewächs so sein darf, wie es ist. Mit seinem Wesen und all seinen Bedürfnissen. Ich muss mich darauf einlassen, ob es sich zum Beispiel um ein feuchtigkeitsliebendes, raumgreifendes, zartbesaitetes oder verfrorenes handelt.

Will ich ein entspanntes Gärtnern und üppiges Gedeihen, muss es den Pflanzen gut gehen bei mir. Wie in einer menschlichen Partnerschaft wird es auf Dauer nicht gelingen, das eigentliche Wesen zu verleugnen. Das Schöne ist aber: Auf jeden Topf passt ein Deckel, zu jeder Gartensituation das perfekte Gewächs.

Was heißt das konkret, wie kann ich erfolgreich gärtnern?

Persönlichkeit.

Gemäß „lass dich auf mich ein“ sollte ich nur die Pflanzen setzen, die vom Wuchs in meinen Garten passen. Es wird zum Beispiel auf die Dauer nicht funktionieren, einen Baum zu setzen, der eigentlich zehn Meter breit wird, wenn der Platz nicht da ist. „Ach, dann schneide ich den eben“ – das raubt dem Geschöpf die ihm innewohnende Persönlichkeit und du wirst ihm am Ende mit Groll begegnen, wenn es sich deiner Vorstellung nicht unterordnet. Nicht unterordnen kann! Wie bitter. Achte also immer auf den natürlichen Habitus einer Pflanze.

Magnolienblüten des Tulpenbaums
Hast du den Platz für eine Magnolie? Ihren ganzen Zauber verströmt sie, wenn sie wachsen darf, wie sie will
Waldrebe Clematis viticella
Wie viele Meter macht die Clematis? Wie viel Last kann der Baum tragen? Prüfe die Wuchskraft VOR dem Kauf
Königin von Dänemark überhängend
Die historische Rose ‘Königin von Dänemark’ blüht nur einmal im Jahr. Willst du einen Dauerblüher, entscheide dich für eine andere Sorte
Leberblümchen Hepatica x media 'Blue Jewel'
Zarte Pflänzchen wie dieses Leberblümchen ‘Blue Jewel’ benötigt einen Platz, an dem es von anderen wuchsstarken Pflanzen nicht überwuchert wird
Verwildernde Primeln
Manche Pflanzen sind unstete Vagabunden. Primeln zum Beispiel wachsen lieber da, wo sie sich selber ansiedeln

Bedürfnisse.

Handelt es sich bei der Staude ursprünglich um eine Bewohnerin kühler Flussauen oder kommt sie aus heiß-trockenen Gefilden mit steinigen Böden? Der Rhododendron braucht saure Böden, bei dir ist es aber eher alkalisch und dein Wasser besonders kalkhaltig? Bei dir im Garten werden sich die Pflanzen ewig verstellen müssen, falls sie komplett andere Bedingungen vorfinden, und trotz aller züchterischen Arbeit (und der natürlich tatsächlich großen Erfolge) am Ende verkümmern.

Hortensien so weit das Auge reicht - und blau! Boden und Klima machen es möglich
Hortensien so weit das Auge reicht – und blau! Boden und Klima in Neuseeland machen es möglich
Hydrangea paniculata Sundae fraise
Wie alle Hortensien braucht die Rispenhortensie Hydrangea paniculata ‘Sundae fraise’ viel Wasser
Feigen
Ist das Klima bei dir mild genug für einen Feigenbaum?
Hostablüte
Dein Garten ist schattig? Dann versuch es nicht mit Sonnenanbetern, sondern setze auf Pflanzen wie Funkien (Hosta)
Der Steppensalbei Salvia nemorosa 'Caradonna' in voller Blüte
Sonnig bei dir? Der Steppensalbei Salvia nemorosa ‘Caradonna’ kommt aus trockenen, sonnigen Steppengegenden braucht das auch im Garten
Perovskia als Star im Präriebeet
Die Perowskie zeigt schon durch ihr silbriges Laub und kleinen Blüten, dass sie ein Kind der trockenen, warmen und sonnigen Gefilde ist. Silbriges, feines Laub reflektiert das Licht und verdunstet wenig

Achte auf die Pflanze, lass dich auf sie ein, recherchiere ihre Bedingungen am Ur-Standort, nimm sie an und wahr als Lebewesen. Wenn du dies tust und mit deinen Möglichkeiten abgleichst, wird du bestimmt mit der ganz großen Liebe belohnt.

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4 Kommentare

  1. Bea sagt

    Liebe Xenia,

    so „einfach“ und so wahr – und doch tatsächlich auch immer wieder eine große Herausforderung! Hier habe ich viel Lehrgeld bezahlt im wahrsten Sinne des Wortes. Oft ist es auch gar nicht so einfach, das beste für den eigenen Standort zu finden. Und es ändert sich auch immer etwas: plötzlich liegen Beete im Schatten, da ein Baum oder Strauch größer wurden. Oder einer Staudensorte gefällt es so gut, dass etwas daneben keine Chance mehr hat. Bin immer wieder erstaunt, mit wieviel Eigendynamik alles passiert. Die Schlüsselblumen gedeihen an selbst gewählten Plätzen herrlich, auch die Hirschzungenfarne oder Waldscheinmohne. Herbstanemonen drängen sich üppig in sonnige Rasenabschnitte – nichts kann sie aufhalten. Aber zunächst war da der Traum von blühenden Beeten. Es kam dann oft anders – gemäß deiner oben aufgeführten Grundsätze. Aber zum Glück auch oft gut. Meine herrlichen Rhododendren sind weniger frisch und üppig – möglicherweise ist es das kalkige Wasser aus dem Regner – da hast du mich auf eine Idee gebracht.
    Insgesamt kann ich klar bestätigen, dass die artgerechte Pflanzenverwendung wirklich das A und O ist, und es definitiv sehr wichtig ist, sich all die von dir beschriebenen Gedanken zu machen, bevor man die Pflanzen an ihren Standort „zwingt“.

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Bea,

      danke, dass du deine ganz persönlichen Erfahrungen mit uns teilst. Sie sind ganz bestimmt die vieler Leser – meiner auf jeden Fall. Heuer wollen wir einen Beetbereich umgestalten, der sonniger geworden ist, nachdem der alte Birnbaum weichen musste. Aber das ist ja auch wiederum schön: Mit einem Garten wird es nie langweilig!

      Herzliche Grüße
      Xenia

  2. Liebes BerlinGarten-Team, vielen Dank für den informativen Artikel über artgerechte Pflanzenhaltung!
    Ich habe viel Neues gelernt und werde zukünftig darauf achten, dass meine Pflanzen die richtigen Bedingungen haben. Besonders hilfreich fand ich die Tipps zur Standortwahl und Bewässerung.

    Weiter so! Herzliche Grüße, Lilly.

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