Berauschend: ein Garten mit Gräsern

Meine Gartenkolumne in der Oktober-Ausgabe der GartenSpaß handelt von der Schönheit der Ziergräser. Ein Garten ohne? Für mich inzwischen unvorstellbar.

Gartenkolumne GartenSpaß OktoberAls ich anfing, Gräser zu pflanzen, wurde aus einem schönen Garten ein sinnlicher Garten. Hatte ich mich bis dato bereits um die Schönheit fürs Auge und wo es sich anbot, auch um ein Dufterlebnis gekümmert, fehlte meinen Beeten der Ton. Sicher, die Vögel zwitscherten und bei stärkerem Wind hörte man auch die Blätter in den Obstbäumen, aber dieses beruhigende Rascheln, das sich schon beim leisesten Hauch ergibt, erlebe ich erst, seit sich die zarten Halme der hohen Ziergräser bewegen.

Der bedeutende deutsche Staudenzüchter Karl Foerster sagte einst, Gräser seien „das Haar von Mutter Erde“ und ich kann sehr gut nachvollziehen, was er damit meinte. Gräser geben einem Beet Natürlichkeit, fügen Stauden und Gehölze zusammen, beruhigen das Auge. Der Anblick und das Geräusch von Gräsern scheint uns als Naturwesen gut zu tun.

Und mit Ziergräsern gibt es tatsächlich auch das ganze Jahr etwas zu sehen und zu hören. Wenn bereits alle Blühpflanzen vergangen sind, bieten die Gräser einem Garten immer noch Struktur und dem Auge Halt.

Meine Lieblingsgräser sind die höher werdenden, die sich aber dennoch sehr gut auch in kleine Gärten einfügen. Da ist einmal das straff aufrechte Reitgras Calamagrostis x acutiflora ‚Karl Foerster‘, das wild überschäumenden Pflanzungen Ruhe und Struktur gibt. Dort, wo Höhe fehlt, sorgt es für einen Hingucker, die Blütenrispen erscheinen früh im Sommer und bleiben standhaft bis zur nächsten Saison.

Das Reitgras Calamagrostis 'Karl Foerster' wächst aufrecht

Das Reitgras Calamagrostis ‚Karl Foerster‘ wächst aufrecht

 

Locker im Wuchs zeigt sich dagegen das Pfeifengras Molinia arundinacea mit kompakt runden Laubhorsten, über denen lange Halme grazil schwingen. Besonders liebe ich die Sorte ‚Transparent‘. Sie lässt sich gut auch in die vordere Mitte des Beetes setzen, um durch den Schleier der Blütenhalme hindurchzuschauen. Die Herbstfärbung dieses Pfeifengrases ist wunderschön orangerot.

'Transparent' ist das gleichnamige Pfeifengras tatsächlich. Man kann es auch gut in den Vordergrund pflanzen

‚Transparent‘ ist das gleichnamige Pfeifengras tatsächlich. Man kann es auch gut in den Vordergrund pflanzen (siehe auch Beitragsbild oben)

 

Den sattesten Sound ergeben Chinaschilfe. Wer einen kleinen Garten hat, sollte sich klein bleibende Sorten wie Miscanthus sinensis ‚Adagio‘ aussuchen, wer einem großen Gelände schnell und überzeugend Struktur geben möchte, kommt um die stattlichen Chinaschilfe überhaupt nicht herum. Einmal gesetzt legen sie an Pracht von Jahr zu Jahr zu und brauchen dabei sehr wenig gärtnerischen Einsatz. Man kann sich also den Liegestuhl direkt neben sie stellen und einfach nur das Rauschen genießen.

Miscanthus sinensis 'Ghana' mit Prachtkerze Gaura im August

Miscanthus sinensis ‚Ghana‘ mit Prachtkerze Gaura im August

Im Oktober hat sich 'Ghana' wunderschön rot verfärbt

Im Oktober hat sich ‚Ghana‘ wunderschön rot verfärbt