Wie ich als Gartenbloggerin ins Fernsehen kam

In der RBB-Gartenzeit lief ein Beitrag über berlingarten als Blog und mich als Bloggerin. Und ich hätte meine Profession verfehlt, wenn ich dich nicht hinter die Kamera schauen lassen würde.

Als die Anfrage vom Fernsehen kam, war ich erstmal perplex: Drehen? Bei mir? Um diese Jahreszeit? Und vor allem: Schon nächste Woche?

Am Telefon lernte ich Beitragsautor Felix kennen. Das Leben als Bloggerin sei sicher sehr spannend. Und ich hätte doch sogar einen Preis gewonnen. Das müssten die Zuschauer der RBB-Gartenzeit dringend erfahren. Und zwar am 10.12. um 18:30 Uhr. [Zum Beitrag, der inzwischen beim RBB entfernt wurde, aber noch im MDR Garten zu sehen ist, geht es mit diesem Link: Schau rein ab Minute 12.]

Spannend oder nicht spannend: Gartenblogger.

Ok, in einer Mischung aus Panik und Geschmeicheltsein sagte ich zu. Wir überlegten gemeinsam, wie der ca. vierminütige Beitrag gefüllt werden könnte. „Der Garten einer Gartenbloggerin ist auch jetzt Ende November bestimmt noch sehr attraktiv.“ Schluck.  „Öööh, also ich schneid nichts runter, sondern lass alles in Schönheit sterben. Ich finde das sehr attraktiv, ob der RBB-Zuschauer das auch so sieht, weiß ich nicht.“ Egal, in meinem Garten zu drehen war damit abgemacht. Was aber, wenn es den ganzen Tag schütten würde? „Dann sind Sie doch sicher dennoch im Garten unterwegs, ganz authentisch in Gummistiefeln?“ Hilfe. Mir fiel der Botanische Garten als Zufluchtsort bei Wetterkatastrophen ein. Außerdem bin ich dort tatsächlich Stammgast und das Kamelienhaus wäre gleichzeitig ein Ausflugstipp für die Zuschauer. „Schön fänden wir noch eine kleine Homestory“, Felix hatte ja keinen Gartenbericht, sondern einen Gartenbloggerbericht im Kopf. Und seine Redakteurin steuerte noch die Idee mit der Verwandlung von der Karrierefrau zur Gummistiefelträgerin bei. „Aber nur, wenn es ok für Sie ist.“ Ich hatte mir inzwischen gesagt: Mitgehangen, mitgefangen; die Profis werden schon wissen, was einen guten Beitrag ausmacht.

Zwischen Panik und Freude: die Vorbereitungen.

Ich hatte die nächsten Tage also zu tun: einen Urlaubstag einreichen, bei der Pressestelle des Botanischen Gartens anrufen, die Gummistiefel herauskramen, einen schlichten Regenschirm kaufen (ich hatte nur welche mit peinlichen Werbeaufdrucken), den Garten auf Kameratauglichkeit inspizieren (verändert habe ich aber nichts, schließlich lasse ich alles aus Überzeugung stehen) und vor allem das „Home“ für die „Story“ aufräumen. In meinem Kopf sah ich das Filmteam schon wie bei Shopping Queen durch unsere Wohnung streifen und jeden Staubflusen und jede Einrichtungsgeschmacklosigkeit ausleuchten. Da der Dreh schon um 10 Uhr starten sollte, konnte ich leider keinen morgendlichen Friseurbesuch mehr auf die Liste setzen. Der hätte beim nächsten Mal allerdings Prio A – ich will auch eine Zwei-Stunden-Maske-Frisur!

Den ganzen Tag rein- und rausgehen.

Der Drehtag begann mit Nieselregen. Aber kaum, dass ich beim ersten Drehort vorfuhr, klarte es auf. Erleichterung. An meinem Arbeitsort, einem modernen Glaspalast in Charlottenburg, sollte die Einstellung „Karrierefrau“ erfolgen. Das Team wartete bereits auf mich: Felix, der Autor des Beitrags, Kameramann Kristof und Thomas, Profi in Sachen guter Ton. Eine nette Runde, ich fühlte mich professionell aufgehoben. „Ins Haus gehen, wieder rauskommen, über die Straße gehen, nicht überfahren lassen“, Kristof hatte seine Kamera gegenüber des Hauseingangs postiert und wusste, worauf es ankam. Rein- und rausgehen – das würde ich an diesem Tag noch öfter machen. Wenn du Bedarf an einem Profi für diese Tätigkeit hast: Ruf mich an.

Es folgten die Einstellungen im Garten, ich tauschte die Animalprint-Stiefeletten gegen festes Schuhwerk, Mantel gegen Anorak.

Ein Beitrag braucht Bewegung, also wurde schon gleich auf dem Weg durch die Schrebergartenanlage gefilmt. Von Thomas verdrahtet, musste ich das erste Mal etwas sagen. In die Kamera, beziehungsweise immer direkt daneben guckend. Ich kam mir ziemlich unbeholfen vor. „Man hört Ihnen gerne zu, alles prima, weiter so“ – Felix könnte auch als Personal Coach sein Geld verdienen.

Thomas Felix vom RBB

Eingespieltes Team: Thomas und Felix vom RBB

 

Kristof vom Dach.

Kristof würde sich auch als Kletterer sehr gut machen. Wir waren nicht lange im Garten, da wollte er auch schon aufs Laubendach. Die Balken knarzten bedenklich. Was riskiert man nicht alles für eine ungewöhnliche Perspektive, wenn man im Auftrag des RBB unterwegs ist.

Kristof vom Dach

Was war schon Kristofs Himalaja-Tour gegen die Gefahr meines dünnen Laubendachs?

 

Aus tausend Szenen wird ein Film.

Das Team hatte die Story schon im Kopf, als ich noch über die ersten Einstellungen staunte. Mal sollte ich mich zum Mangold hocken, dann runtergebeugt mit meiner Kamera in die Filmkamera fotografieren, am Tisch sitzen, im Beet eine riesige Dahlienknolle ausheben. Darüber hinaus erstellte Kristof das so genannte B-Roll-Material, d.h. er filmte Dinge, über die ich redete oder auf die sich später die Stimme aus dem Off beziehen würde: Gräser, tippende Finger auf Tastatur, die www-Adresse von berlingarten usw. Und immer mussten die Anschlüsse stimmen: Wenn ich gerade eine Kamera gehalten hatte, musste sie jetzt auf dem Tisch liegen.

Filmobjekt Gräser

Im Film gibt es eine Szene, wie mein Kameraobjektiv auf die Samenstände der Wiesenraute gerichtet ist

Rose Bonica 82

Sie habe ich wieder und wieder fotografiert, man sieht es auch im Film: Bonica 82

Filmteam rbb

Das muss ich mir merken: Rauf auf die Leiter und die Perspektive wechseln!

 

Nächster Blogpost: Winterblüten unter Glas.

Der Stopp im Botanischen Garten verlief kurz und schmerzlos, „die Story war schnell erzählt“: Bilder von Kamelienblüten, ich lief wieder hin und her und sollte mir in den Bart brabbeln, auch wenn ich mir komisch dabei vorkäme.

Kamelie

Diese frühe Kamelie ist für mich der Inbegriff der Schönheit: Camellia Hybride Kyo Nishiki

Azaleen

Die Azaleen im Botanischen Garten blühen schon jetzt ganz toll

 

Gartenbloggen ist meistens ein Stubenhocker-Job.

Die Homestory wurde eine Diningroom Story, da mein Arbeitszimmer mit dem Computer schon voll ist, wenn nur ich drin sitze. Ein ganzes Filmteam dazu? Keine Chance. Plan B: Ich saß am Esstisch und tippte auf dem Laptop herum. Der Bogen der Geschichte sollte ja noch geschlossen werden: mit Fotos von Kamelien, Scrollen der Seiten, Surfen durchs Blog, Lesen einiger Kommentare.

Der Schnitt macht den Film.

„Ich bin gespannt, was der Schnitt draus macht“, spielte Felix schließlich auf die wichtige Rolle der Postproduktion für die Komposition des Films an. Ich war geradezu hibbelig bis zur Sendung. Wie würde ich wirken, ohne Friseur und stundenlanger Maske? Wäre von Felix alles korrekt erzählt? Und dann große Freude. Bis auf das Thema Kleingartenzerstörung in Berlin hatte alles Aufnahme gefunden. Dass direkt hinter meinem Garten ein großer Baukran in den Himmel rakt, sieht man nicht. Es wäre für vier Minuten auch ein zu großes Extrathema gewesen. Stattdessen waren Screenshots meines Blogs eingebaut – und darum ging es letztlich, um die Vorstellung eines Gartenblogs als Informationsquelle für Gartenbegeisterte.

Mit Kran

In diese Richtung hätte man den großen Baukran gesehen, aber das Drama um die Kolonie Oeynhausen ist ein gesondertes Thema

 

Ein großes Dankeschön an das Filmteam, das mich so professionell durch den Tag dirigiert und aus ganz vielen Einzelteilen ein stimmiges Video kreiert hat. Und danke an den RBB für das Interesse an meiner Arbeit und berlingarten.

Über mich

Hallo, ich bin Xenia,

Gartenfachberaterin und seit 10 Jahren Gartenbloggerin auf berlingarten.de, dem ausgezeichneten Gartenblog.
Schön, dass du zu mir gefunden hast.

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