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Blaue und rosa Sterne im Garten: von Scilla und ihren Schwestern

Rasen mit einem blauen Meer von Scilla

Frühling lässt sein blaues Band wieder blühen durch die Gärten. Portraits von Blausternen, Schneeglanz und Puschkinie sowie Tipps zur Vermehrung.

Im März ist es endlich so weit. Die Lieblingsfarbe der meisten Menschen zieht in die Gärten ein: Blau. Da, wo in meinem Garten anfänglich nur kleine Pfützen waren, mäandern inzwischen ganze Flüsse an Zwiebelblumen durch den Garten.

Die fantastischen Vier.

Der Frühstarter unter den Blühern ist der aus Südeuropa stammende  Zweiblättrige Blaustern Scilla bifolia. Er und seine zauberhafte rosa Schwester Scilla bifolia rosea sind zwar kleiner als der bekanntere Sibirische Blaustern, tauchen den Garten aber ebenso in Farbe, weil er mindestens genauso vermehrungsfreudig ist.

Zweiblättriger Blaustern Scilla bifolia

Zweiblättriger Blaustern Scilla bifolia

Zweiblättriger Rosastern Scilla bifolia rosea

Zweiblättriger Rosastern Scilla bifolia rosea

Das Rosasternchen Scilla bifolia rosea bedeckt Anfang April große Flächen

Das Rosasternchen Scilla bifolia rosea bedeckt Anfang April große Flächen

Etwas später dran und ein wenig größer ist der bekannte Sibirische Blaustern Scilla siberica (siehe auch obiges Titelfoto). Auch er versamt sich gut und wird uralt. Blausterne werden nicht blühmüde, sondern überleben ihre Gärtner. Ich finde es immer anrührend, wenn in ganz alten, verwunschenen Gärten die Wiesen übersät sind mit seinen Sternchen. Interessanterweise hat der Sibirische Blaustern Sibirien nie gesehen – er kommt aus Süßrussland und Kleinasien und wurde Ende des 18. Jahrhunderts bei uns eingeführt. Es gibt auch eine weiße Sorte.

Sibirischer Blaustern Scilla siberica mit Schneestolz

Sibirischer Blaustern Scilla siberica mit Schneestolz

Blausternchen in Lambrook Manor

Blausternchen in Lambrook Manor

Im Vergleich zu den stahlblauen Blausternchen erinnert das Blau von Schneeglanz/Schneestolz/Sternhyazinthe an einen dunstigen Tag am Meer. Das Pastellige wird durch eine weiße Blütenmitte unterstrichen, die gut zu erkennen ist, da sie ihre Blüten nach oben recken. Chionodoxa luciliae hat ein großes weißes Auge, Chionodoxa sardensis ein winziges. Der prächtige Chionodoxa gigantea leuchtet einfarbig aquamarinblau. Anfangs kann es etwas dauern, bis sich der Schneeglanz im Garten heimisch fühlt, aber dann ist kein Halten mehr. Vom Schneeglanz gibt es auch eine hübsche rosa Sorte.

Schneeglanz Chionodoxa luciliae

Schneeglanz Chionodoxa luciliae

Schneeglanz Chionodoxa gigantea rosea

Schneeglanz Chionodoxa gigantea rosea

 

Die Letzte im Bunde ist die Kegelblume oder Puschkinie (Puschkinis scilloides). Sie lugt schon vorsichtig aus der Erde, wenn der Garten noch fest in der Hand von Schneeglöckchen und Winterlingen ist.  Die Puschkinie bleibt zwar auch nur klein, wirkt aber durch die Vielzahl an Glockenblüten, die sich aus einer Zwiebel schieben, richtig üppig. Die hellblauen Blütenblätter ziert ein dunkler blauer Streifen. Ein Versamen habe ich bei mir im Garten noch nicht feststellen können, allerdings bestocken sich die vorhandenen Zwiebeln gut und blühen von Jahr zu Jahr üppiger. Da sie sich in anderen Gärten auch aussamt, muss ich mal schauen, wie ich ihr auf die Sprünge helfen kann.

Kegelblume Puschkinia scilloides

Kegelblume Puschkinia scilloides

Vermehrung zu großen Teppichen.

Falls du die fantastischen Vier noch nicht im Garten hast, startest du am besten ab August mit ein paar hundert Blumenzwiebeln von jeder Sorte aus dem Fachhandel und setzt sie an strategisch sinnvolle Orte. Viel hilft viel, klar. Dann heißt es erst einmal warten, was passiert. In einem naturnahen Garten mit vielen Ameisen wird es schneller gehen, zu einem großen blauen  Ozean zu kommen, als in sterilen. Die Freude der üppigen Vermehrung vieler Zwiebelblüher hat nämlich mit einem Trick der Natur zu tun: Sie bilden an ihren Samen einen kleinen, fett- und zuckerhaltigen Anhang, das Elaiosom. Für Ameisen, ihren Freund und Vermehrungshelfer, ist das ein köstlicher und nahrhafter Köder, den sie gern nach Hause mitnehmen. Lunch to go sozusagen. Im Bau futtern die Ameisen das Elaiosom, der Samen bleibt übrig und wird wieder aus dem Nest gebracht. Auf diese Art – man nennt sie Myrmekochorie – geht die Verbreitung natürlich deutlich schneller und großflächiger vonstatten als ohne tierische Hilfe.

Wenn auch die nach einer Weile nachhelfen willst, kannst du die Zwiebeln nach dem Verblühen aufnehmen und vereinzelt wieder so einsetzen, dass neue Pfützen entstehen, die größer und größer werden können. Hier habe ich das Prinzip schon einmal für die Kollegen Schneeglöckchen, Winterling und Krokus beschrieben.

Steckbrief.

Pflanzenfamilie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Ansprüche: robuste, langlebige, mehrjährige Zwiebelpflanzen, Düngung mit Kompost und Hornspänen ausreichend; Laub zur Speicherung der Nährstoffe vergehen lassen, nicht abschneiden (oder zu früh abmähen)!
Boden: auf nahezu jedem Boden, außer sehr schweren, nassen Böden
Standorte: halbschattig – wachsen sehr gut unter Gehölzen, unempfindlich gegenüber Wurzeldruck durch Bäume oder Rasen; die Natur weist die Standorte selbst zu
Pflanzung: ab August als Blumenzwiebeln, 6 bis 10 cm tief (!) setzen
Blütezeit: März bis April
Höhe: 15-20 cm
Schneckenfraß: nicht beobachtet
Naturwert: wertvolle Insektenweiden
Verwendung: tolle Effekte in Kombination mit gelben Narzissen

Schmetterling Scilla siberica

Der Schmetterling Tagpfauenauge auf dem Blausternchen Scilla siberica

Biene labt sich am Zweiblättrigen Blaustern

Biene labt sich am Zweiblättrigen Blaustern

 

8 Kommentare

  1. Bea sagt

    PS gepflanzt habe ich auch nur wenige Dutzend – im Herbst werde ich das mal aufstocken ;-)

  2. Bea sagt

    Ein sehr guter Überblick über diese schönen Frühlingsboten, ganz lieben Dank! Sie sind sich alle doch alle ein bisschen ähnlich?! Bei mir versuche ich seit wenigen Jahren weiße Scilla anzusiedeln, da gleichzeitig in dem recht schattigen Garten die blauen Gedenkemein(Omphalodes) und gelbe sowie gelb-weiße Narzissen blühen. Noch bin ich im Pfützenstadium, aber hoffe dass sich bald der „rechte Fleck“ findet wo sie dann richtig loslegen!
    Trotzdem sind sie auch so schon eine Freude.
    Was mir noch auffiel: an den schattigsten Stellen bekommen die Blüten sehr lange Stiele und kippen dann um- werde versuchen ein paar an sonnigere Standorte zu retten.
    Im Park stehen sie so entspannt und aufrecht in der Sonne- da fühlen sie sich offensichtlich deutlich wohler!

    Bea

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Bea,

      danke wieder einmal für deinen ausführlichen Kommentar, über den ich mich sehr freue! Du wirst uns bestimmt darüber auf dem Laufenden halten, wie die Mendelschen Gesetze zuschlagen. Vielleicht gibt es bald bei dir ja auch hellblaue Scilla siberica.

      Der Hinweis mit der Sonne ist wertvoll. Bei mir mögen sie es unter den Gehölzen, wo jetzt noch viel Sonne hinkommt, sie aber im Sommer beschattet sind. Die selbst ausgesamten liegen überall da, wo Ameise auf Widerstände stößt – gern an Beeteinfassungen.

      Beste Grüße!

  3. Ilona U. sagt

    Blausternchen habe ich jede Menge, sie haben sich bei mir rasant vermehrt und ich würde jede Menge davon abgeben. Wenn nur das Ausgraben nicht wäre. Auch habe ich festgestellt, das sie viel Samen machen.
    Grüße von Ilona

    • Berlingärtnerin sagt

      Und ich dachte schon, ich wäre ein früher Vogel. ;-) Guten Morgen in die Steiermark! Ja, ein bisschen dauert es, aber es potenziert sich. So ähnlich wie bei Schneeglöckchen und Winterlingen.

  4. Ich liebe diese zartblauen Teppiche – schaut ganz apart aus! Bei mir haben sich auch die Puschkinien unter den Sträuchern großflächig von selber ausgebreitet.

    Liebe Grüße, Kati

    • Berlingärtnerin sagt

      Hallo Kati!
      Danke für den Hinweis, dass sich auch die Puschkinien bei dir gut ausbreiten. Dann scheint Selbstaussaat auch bei ihnen möglich. Interessant, dass meinen Ameisen die dunkler blauen Blümchen anscheinend attraktiver und leckerer erscheinen. :-)

      Schönes Wochenende!

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