Blumenrasen – die entspannt-ökologische Alternative
Wie verbinde ich ökologischen Anspruch mit dem gestalterischen, funktionellen und optischen Wunsch nach einer grünen Ruhezone im Garten? Ein Plädoyer für den Einklang von Rasen und Blumen.
Als der Gundermann mit seinen zarten, aber gierigen Ausläufern bei uns im Garten einzog, wusste ich: Diesen Gast wirst du nicht mehr los. Der liegt auf deinem Teppich und lässt sich nicht verscheuchen. Zugegeben, ich könnte mir auch gut ein Grün vorstellen, bei dem jeder englische Earl vor Neid erblassen würde, aber den Preis dafür zahlen? So fleißig bin ich einfach nicht.
Unterschied Blumenwiese und Blumenrasen.
Aus der Not eine Tugend macht, wer entweder den Dingen ihren Lauf lässt oder sich aktiv einen Blumenrasen anlegt.
Ein Blumenrasen ist eine Mischung aus Gräsern und krautigen Pflanzen, die auch gemäht werden können und dann wie ein grüner Teppich aussehen – nicht so gleichmäßig wie ein englischer Rasen, aber dennoch einen ruhigen Kontrast zu farbigen Beeten abgeben. Betreten, ja sogar Fußballspielen ist auf einem Blumenrasen noch möglich, wenngleich durch die Blütenpflanzen der Ball nicht mehr so präzise wie im Wembley-Stadion rollt.
Echte Blumenwiesen bestehen dagegen nicht mehr in der Hauptsache aus klassischen Rasengräsern, sondern aus Wiesenblumen, die, wie die Schafgarbe, Kornblumen oder Scabiosen, eine beachtliche Höhe erreichen können. Man kann dann zwar noch durch die Wiese staksen, aber ein Rumlaufen ist nicht mehr Sinn der Sache. Geschnitten wird die Blumenwiese nur ein- bis zweimal pro Jahr.
Blumenrasen anlegen.
Zu Beginn stellt sich die Frage, ob die Betonung auf “Rasen” oder auf “Blumen” liegen soll und wie viel Zeit du ins Mähen investieren willst.
Steht der Rasen im Vordergrund, braucht es Pflanzen, die einen regelmäßigen Rückschnitt noch vertragen. Dies tun all die, die sich mit ihren Knospen vor dem Mäher schlicht wegducken. Wenn du in einem Gespräch mächtig beeindrucken willst, sagst du, du hättest dich für Hemikryptophyten im Rasen entschieden. Klingt irgendwie schick, meint aber ganz simpel Blüher wie das von vielen so geliebten Gänseblümchen (Bellis perennis), der Löwenzahn (Taraxacum officinale), das Habichtskraut (Hieracium laevigatum), das Scharbockskraut (Ficaria verna) oder die Gewöhnliche Braunelle (Prunella vulgaris).
Einen häufigen Rückschnitt vertragen auch kriechende Pflanzen wie der Ehrenpreis (Veronica filiformis) der allgegenwärtige Weißklee (Trifolium repens) sowie besagter Gundermann. Auch wenn die aktuellen Blüten geschnitten werden: Die Pflanzen richten sich alsbald wieder auf und blühen munter weiter.
Alles, was du tun musst, um diese Art von Blumenrasen “anzulegen”, ist das Düngen sowie das Vertikutieren einzustellen. Auch ein selteneres und weniger tiefes (höchstens 5 cm) Mähen ist sinnvoll. Faustregel: Düngen und mähen begünstigt Gräser und hält die Kräuter in Schach. Möchtest du es umgekehrt haben, solltest du gerade das unterlassen. Die oben genannten Pflanzen dürften sich innerhalb kurzer Zeit von selbst einstellen. Oder du bittest Freunde um “Ableger”. Bitte vergiss dann aber nicht, deren verdutzte Gesichter fotografisch festzuhalten und hinterlasse hier unbedingt einen Kommentar. ;-)
Möchtest du den Fokus auf Blumen richten, bedeutet das, deutlich weniger zu mähen – nur zwischen fünf- und achtmal pro Saison. Und auch dann den Mäher auf mindestens 5 cm Höhe einzustellen. Du kannst dann entweder Kräuterrasen-Saatmischungen ausbringen oder wie bei der Beetgestaltung auch, Pflanzen deiner eigenen Wahl aussäen.
Sehr schön finde ich zum Beispiel die Klee-Familie: den Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus), den Hopfenklee (Medicago lupulina), den Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum) oder den Rot-Klee (Trifolium pratense). Oder den Feldthymian (Thymus pulegioides). Oder das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla pusilla), die Labkräuter, Scharfgarben, Heidenelke und viele mehr.
Und was wäre der Spätwinter ohne Schneeglöckchen und Elfenkrokusse und im späteren Frühjahr dann Milchsternen im Rasen? Hier hilft besonders: Nicht kleckern, sondern klotzen, um einen richtig schönen Effekt zu haben. Mit dem Setzen der kleinen Zwiebelchen kannst du dann auch schon jetzt im Herbst starten, die Rasenkräuter sollten erst im Frühjahr nach einem letzten Vertikutieren ausgesät werden.
Wisenblumensaum um den Blumenrasen herum.
In Ergänzung zu den niedrigeren Kräutern im Rasen kann man auch einen Saum drum herum mit höheren Pflanzen wie Vergissmeinnicht, Hirtentäschel, den Wiesen-Storchschnäbeln, -Flockenblumen, -Salbei sowie -Margerite aussäen, der nur zwei bis dreimal im Jahr gemäht wird.
Entspannt bleiben und seinem eigenen Geschmack folgen.
Wie im sonstigen Garten auch plädiere ich für ein Ausprobieren nach persönlichem Geschmack und den Bedingungen, die sich aus der Lebenssituation ergeben. Zum Beispiel sollte man bedenken, dass es für eine Familie mit kleinen, barfuß laufenden Kindern wegen der Insekten schwierig sein kann, einen Blumenrasen zu haben. Genauso das Thema Löwenzahn, Spitz- und Breitwegerich: Alle drei steche ich aus meiner Rasenfläche immer mal wieder aus und lasse sie primär entlang meines Gartenweges stehen. Ich mag ihre dicken Blattrosetten einfach nicht im Rasen.
Im eigenen Garten heißt es ganz einfach: Erlaubt ist, was gefällt.