Garten
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Der perfekte Gartentag

Unterm Rosenstrauch Nevada

Es ist einer dieser Tage, an denen du weißt: Alles ist richtig.

Es wird dir bewusst, ohne nachzudenken. Reines Gefühl. Du bist im Garten, die Sonne scheint, Schattenlichter tanzen auf dem Rasen. Rosenduft in pastell. Deinen Liegestuhl hast du schon ganz dicht ans Blütenmeer herangeschoben. Die Luft ist so mild, dass du endlich nur einen Hauch von Kleidung trägst.

Die letzten Akeleien tanzen, der Mohn erinnert dich an Kindertage barfuß am Feldweg. Gut, dass sich Margeriten dazu versamt haben. Dieses Weiß! Du staunst, wie emsig das Gartenrotschwanzpärchen seinen Nachwuchs versorgt. Jede Minute ein neuer, oftmals waghalsiger Anflug.

Seit Stunden schon bindest du Clematisranken auf, knipst den abgeblühten Tulpen die entblätterten Köpfchen ab und wühlst mit bloßen Händen in der Erde. Es gibt für dich jetzt nichts Wichtigeres auf diesem Planeten. Mails checken? Welt retten?

Genauso abstrus wird das Wort Gartenarbeit, denn du entspannst total. Schon ewig nicht geredet, nicht gegessen, nur ab und zu ein Schluck Rhabarberschorle. Mit dem Körper arbeiten, den Kopf ausschalten. Lebensenergie fließt durch dich hindurch.

Blattläuse, Fraßspuren, Vogelhinterlassenschaften auf Robinienholzstühlen, eingerollte Rosenblätter. – Akzeptiert. Du bist eben draußen. Zwar für dich, aber nicht allein.

Nun ein Schälchen frische Erdbeeren genießen. Sie sind noch sonnenwarm. Einen Frizzante dazu, gut gekühlt? Klar, schließlich ist Sonntag. Später etwas Kräutersalat, die lila Schnittlauchblüten sehen perfekt aus zum goldenen Majoran. Ausgiebige Zeitungslektüre samt Bienenkonzert unterm Rosenstrauch. Er verausgabt sich für dich, während du dem süßen Nichtstun frönst.

Es gibt nichts zu verbessern im Hier und Jetzt. An deinem Tag im Schrebergarten.

 

Alle Fotos vergrößern sich durch anklicken.

16 Kommentare

  1. Bettina Schneider sagt

    Ich durchforste gerade Deinen Blog und muß sagen hier möchte ich verweilen , genauso wie Du es beschreibst geht es mir auch , außer das ich das Trinken vergesse und das als Krankenschwester die ständig die Patienten ermahnt deswegen ;-) , und Arbeit ist es für mich auch überhaupt keine , im Gegenteil, man fällt total geschafft aber glücklich und zufrieden in’s Bett ! Sehr schön geschrieben liebe Xenia , Respekt und es zeigt sich wiedermal das Du den Awward verdient hast ! Liebe Grüße Betti

    • Berlingärtnerin sagt

      Das freut mich sehr, liebe Gartenbetti. Das ist ja meine kleine leise Hoffnung: uns aus der Seele zu schreiben, die wir die Gärtnerei schon kennen und lieben, und die in Bann zu ziehen, die gerade erst anfangen. Ja, ich freu mich, danke von Herzen für deinen Kommentar!

  2. Vielen Dank, liebe Xenia, für diesen wunderbaren Post. Ja, genau so fühlt es sich auch für mich an. Du hast es so wundervoll beschrieben. Ich lese es gleich noch einmal, würde es gern auswendig lernen wie ein Gedicht, um es immer abrufen zu können.
    LG Edith

    • Berlingärtnerin sagt

      *erröt*
      Ich danke dir von Herzen. Wahrscheinlich sind wir Seelenverwandte :-)

  3. Das hast du wunderbar geschrieben. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass es nicht auch echte Garten”arbeit” gibt, aber es stimmt schon, dass man im Garten oft in diesen “Flow” kommt, wo einfach alles wie von selbst geht.
    Herzliche Grüße
    Elke
    ____________________________
    http://www.mainzauber.de

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Elke,

      das stimmt, die Arbeit gibt es auch. Aber für mich nur manchmal, ganz selten. Die, die es gäbe, erledigt der Liebste ;-)

  4. Ich entspanne mich schon beim Lesen deines Textes…und dann dieses wundervolle Bild deines Liegestuhls unter der fantastisch blühenden ‘Nevada’ Rose. Herrlich!
    Es geht nichts über einen Tag im Junigarten…die beste Zeit eines Gartens! Und dass du schon Erdbeeren hast, obwohl dein Garten vielleicht nur 25 Kilometer Luftlinie von meinem liegt, ist doch ungerecht ;-) oder?
    LG
    Sisah

    • Berlingärtnerin sagt

      Ich habe heute morgen schon wieder Erdbeeren naschen dürfen. Vielleicht beeilen sie sich so, weil sie wissen, dass sie nach klassischer Gärtnerregel längst hätten gerodet sein müssen. Sie stehen unverändert platziert und unverändert tragfreudig bestimmt seit vier Jahren dort (Mara du Bois). Deine sind sicher auch bald soweit, liebe Sisah!

    • Berlingärtnerin sagt

      Hallo Gartenfräulein, ich hoffe, du musst heute nicht zu lange arbeiten und kannst bald ins Grün abtauchen!

  5. Guten Morgen Xenia!
    Wenn man das große Bild betrachtet, möchte Frau sich am Liebsten gleich reinlegen und den Tag genießen.
    Deine Worte sprechen mir aus der Seele obwohl ich sie nie so schön zu Papier …*ääähhm* auf den PC bringen könnte.
    LG
    LiSa

  6. Nicole sagt

    sehr , sehr schön!!!

    Aber ich sehe kein gekühltes Getränk aus vergorenen Trauben neben dem Stuhl! Was ist passiert? ;)

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebste Nicole: Zur Zeit der Aufnahmen war ich noch ganz in mein gärtnerisches Tun versunken und die optimale Trinktemperatur war noch nicht erreicht. Dann lieber erstmal die Schorle.

      Prickelnde Grüße!

  7. Gerd sagt

    Was hast du denn für ein tolle Rose hinter deinen Stuhl?
    Sieht wunderschön aus..
    Schaut sehr gemütlich aus…

    Liebe Grüße

    Der Gerd

    • Berlingärtnerin sagt

      Hallo Gerd,

      oh ja, sehr gemütlich! Das ist Nevada. (Du kannst auch in die Fotos klicken, dann ploppen die Bildunterschriften auf.)

      Nevada ist eine beachtlich große Strauchrose, die jetzt über und über und dann das ganze Jahr bis zum Frost locker weiterblüht. Sie würde auch hübsche Hagebutten bilden, dann lässt die Blüte allerdings nach.

      Seehr zu empfehlen!

      Beste Grüße!

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