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Fingerhut pflegen: Pflanzzeit, Sorten, Gestaltung im Garten

Verschiedene Fingerhutsorten von Digitalis purpurea in bunten Farben

Den Fingerhut zu pflegen ist denkbar einfach: Ihn selbst einfach machen lassen. Wie du ihn dabei im Garten unterstützt und welche Sorten empfehlenswert sind, erfährst du hier.

Ich bin eine lange Dünne und mag es am liebsten im Halbschatten: Vielleicht sagt mir daher der Fingerhut Digitalis purpurea so zu? So wie Frauchen und Hundi sich oft ähnlich sehen? Aber Spaß beiseite: Die Zuneigung kommt wohl eher daher, dass ich Pflanzen liebe, die ich aus der Natur kenne. Mit denen ich wunderschöne Spaziergänge und Wanderungen verbinde und die dieses natürliche Element auch in einen ansonsten gestylten Garten bringen. [Aber Achtung: Die Pflanze ist sehr giftig!]

Fingerhut pflegen: die Natur nachahmen.

Wenn ich daran denke, wo mir der Fingerhut in der Natur begegnet ist, dann wird schnell klar, wohin ich ihn setzen muss, damit er sich wohlfühlt und einen Look erzeugt, der zu ihm passt: Vergleichbar mit dem Waldesrand pflanze ich ihn in den Halbschatten in humosen und eher nährstoffreichen Boden. Kompost und eine lockere Laubdecke wirken entsprechend Wunder. Der Fingerhut ist so versorgt auch erstaunlich trockenheitstolerant.

Ist der Fingerhut einmal angewachsen, musst du ihn nicht mehr pflegen. Er wächst praktisch von allein. Willst du die Aussaat nicht begünstigen, sondern beschränken, besteht die einzige Arbeit darin, die verblühten Samenstände zu entfernen. Ansonsten ist der Fingerhut ein super Tipp für eine robuste Pflanze, die in der Regel weniger von Nacktschnecken heimgesucht wird und die nicht viel gegossen werden muss.

Eine effektvolle Platzierung ergibt sich vor einen dunklen Hintergrund, damit seine tollen Blüten besonders leuchten. Da er eine lange Pfahlwurzel ausbildet, ist er prädestiniert für Standorte vor Gehölzen oder unter Bäumen. Zu seinen Füßen sollten Gewächse wie Purpurglöckchen (Heuchera), Funkien (Hosta), Storchschnäbel (Geranium) oder Frauenmantel (Alchemilla) wachsen. Als mittelhohe Partner bieten sich Akeleien (Aquilegia), Prachtspieren (Astilbe) und Glockenblumen (Campanula) an. (Für letztere kann ich besonders die robuste Nesselblättrige Glockenblume Campanula trachelium empfehlen.)

Fingerhut ist einfach zu pflegen
Fingerhut im Garten pflanzen
Standort Fingerhut: Halbschatten, Kombination mit Rosen

Fingerhut Pflanzzeit: initial pflanzen, später Selbstaussaat.

Um das Thema Pflanzung und Pflanzzeit zu verstehen, musst du einmal den Lebenszyklus des Fingerhutes kennen: Fingerhüte wachsen zweijährig, können bei optimalen Bedingungen auch wie kurzlebige Stauden wachsen. Zweijährig bedeutet: Im ersten Jahr nach der Aussaat bildet die Pflanze eine winterharte Blattrosette, im zweiten kommt sie zur Blüte. Sie versamt sich anschließend, es entsteht eine neue Blattrosette, die wiederum im Folgejahr blüht (Blattrosette siehe Collage unten). Und so geht das ewig weiter. Auch Vergissmeinnicht und Stockrosen vermehren sich auf diese Weise.

Du kannst die Pflanze daher entweder in diesem Jahr selbst aussäen und nächstes Jahr blüht sie. Die optimale Zeit für die Aussaat ist wieder wie in der Natur: also Juni bis August. Wegen der Pfahlwurzel säe an Ort und Stelle aus oder nutze so große Aussaattöpfe, dass du nicht pikieren musst.

Die Alternative ist, dass du “blühfertige Pflanzen” kaufst, bei denen die Gärtnerei die einjährige Vorarbeit erledigt hat. Sie kannst du pflanzen, sobald sie angeboten werden.

Wenn dann später die Sämlinge verstreut im Garten auftauchen, kannst du sie im frühen Stadium meiner Erfahrung nach sehr gut aufnehmen und an die gewünschten Stellen umpflanzen. Für einen schönen Effekt bietet es sich immer an, mehrere Exemplare zusammenzusetzen.

Weißer und hellrosa Fingerhut

Empfehlenswerte Fingerhut-Arten und -Sorten.

Der Klassiker ist die Wildform Digitalis purpurea mit einer Blüte im Juni/Juli in rosa bis pink mit einer Höhe von rund 120 bis 140 cm (siehe Collage unten, rechts oben). Von ihr gibt es wunderschöne Zuchtformen in tollen Farben: ‘Gloxiniaeflora’ in identischer Farbe mit größeren Blüten (ganz unten rechts), ‘Pam’s Choice’ in weiß mit weinroten Tupfen (Foto oberhalb rechts), ‘Apricot’ in ebendieser Farbe (Foto oberhalb Mitte).

Empfehlen kann ich ebenso den heimischen, strahlen hellgelben Fingerhut Digitalis gradiflora. Er blüht Juni bis August und bleibt mit rund 100 cm etwas kleiner als Digitalis purpurea (Collage links unten).

Eine weitere attraktive Art ist der Rostbraune Fingerhut Digitalis ferruginea. Er kommt aus Südosteuropa und ist eine echte Erscheinung: mattgelbe bis gelbbraune Blüten, die sehr dicht beieinanderstehen (Collage links oben).

Fingerhut pflegen

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16 Kommentare

  1. Liebe Berlin Gärtnerin,
    zu Schnecken und Fingerhut noch ein Erfahrungswert :
    Selbstaussaat ist bei uns so gut wie unmöglich, die Schnecken raspeln die aufgehenden Sämlinge sofort weg. Ich ziehe jedes Jahr etwa fünfzig Pflanzen vor, und davon werden etliche von Schnecken ruiniert.
    Dieses Jahr haben wir zum ersten mal keine Nacktschnecken im Garten, aber ich denke, dass sie nächstes Jahr wieder da sind.
    Ganz toll ist übrigens die Fingerhutsorte ” Candy Mountain “, sie hat die Blüten rundherum angeordnet.
    Lieber Gruß
    Inge

    • Berlingärtnerin sagt

      Lieben Dank für deinen Erfahrungsbericht, Inge. Dass die Nacktschnecken bei euch so gefräßig und Fingerhut-verrückt sind, ist ja bitter. Ich drücke die Daumen, dass es wegen weniger Schnecken auch zu weniger Eiablage gekommen ist.

      Herzliche Grüße
      Xenia

  2. Bea sagt

    Liebe Berlingärtnerin,

    was für eine Idee: ein Loblied auf den Fingerhut! Wieder so herrliche Bilder! Deine Erfahrung kann ich voll und ganz bestätigen. Hatte auch den Wunsch, diese für mich auch immer etwas geheimnisvollen, kleinen majestätischen Wesen in den Garten zu holen. Erste Erfolge hatte ich mit Sämlingen vom Bürgersteig. Auch eine „fertige“ Pflanze mit feiner Apricot- Farbe hatte ich mal bestellt und gepflanzt und immer wieder nach weißem gesucht. Dabei ist eines faszinierend: im Grunde wächst er ja wie Unkraut, ist aber auch sehr eigen. Noch längst nicht entwickelt er sich an Standorten, die ich für ihn ausgesucht habe, und geht dort oft jämmerlich und tatsächlich auch von Schnecken gefressen zugrunde. An anderen Stellen entfaltet er sich plötzlich mit großer Pracht und erfreut mich in allen möglichen Zufalls-Kombinationen. So habe ich es bei mir aufgegeben, die kleine Diva zu platzieren lasse ich mich jetzt jedes Jahr überraschen. Da die Blüte auch in die Zeit der langen, hellen Tage fällt, ist diese (leider ja sehr giftige, wie du erwähnst) Pflanze trotzdem ein echtes Highlight für mich!

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Bea,

      du praktizierst entspanntes Gärtnern, das gefällt mir sehr. Die Überraschungen, wo welche Pflanze auftaucht, sind ja auch spannend.
      Bezüglich des Themas Schneckenresistenz habe ich inzwischen eine Umfrage auf Instagram durchgeführt. 13 % hatten Probleme mit Schnecken, 47 % hatten keine Probleme, 40 % keinen Fingerhut im Garten. Das geht zwar eindeutig in Richtung wenig Probleme, aber ich werde vorsichtiger formulieren.

      Beste Grüße
      Xenia

  3. Bei uns versuchte der Fingerhut es immer in den Ritzen der Terrasse. Das ist ein bissel lästig. Aber schön ist er. Momentan scheint aber gerade das “Zwischenjahr” zu sein, da haben die lustigen Erdbeeren das übernommen.

    • Berlingärtnerin sagt

      Hallo, Ilka,

      es ist schon manchmal lustig, wo es die Vagabunden versuchen. Bei uns blitzen Veilchen und Glockenblumen aus allen Ritzen. Passen mit der Höhe ja auch deutlich besser, als Fingerhüte auf der Terrasse. :-D

      Ich drücke dir die Daumen für ein fingerhutblütenreiches 2024. Vielleicht probierst du es auch mit der Aussaat von neuen Sorten?

      Beste Grüße
      Xenia

  4. Fingerhut – eine meiner Lieblingspflanzen. Auch wenn sie nur kurzlebig sind, kaufe ich doch immer mal wieder besondere Sorten nach und lasse die Pflanzen auch aussamen. Aber erst nach der zweiten Blüte. Das geht, wenn man die ersten Blütenstände sofort nach dem Abblühen ein Stück herunterschneidet. Dann kommen noch einmal Blüten im selben Jahr. Oft sogar verzweigt mehrere.
    Viele Grüße
    Claudia

    • Berlingärtnerin sagt

      Hey Claudia, das probiere ich doch auch gleich mal aus mit der zweiten Blüte.

      Herzliche Grüße
      Xenia

  5. Theo sagt

    Liebe Xenia,
    Fingerhut habe ich mir wieder vor zwei Jahren in den Garten geholt. Die Samen habe ich dann gleich wieder ausgesät und jetzt haben sich einige Prachtexemplare entwickelt besonders die eine im Gemüsebeet die sich selbst ausgesät hat. Leider habe ich nur eine Blütenfarbe, nun will ich aber nach den vielen von dir gezeigten schönen Arten auch andere ausprobieren.
    Liebe Grüße Theo

    • Berlingärtnerin sagt

      Hallo, lieber Theo,

      schön, dass dir der Beitrag Lust auf neue Experimente machen konnte. Und bei deinem Händchen für Pflanzen wird das mit den neuen Sorten bestimmt wunderbar. Das Schöne am Fingerhut ist ja auch bei kleinen Gärten: Er braucht nicht viel Platz.

      Beste Grüße
      Xenia

  6. Steffi sagt

    Hallo Xenia,
    ein toller Beitrag!
    Habe direkt eine Idee bekommen, wo der Fingerhut bei mir im Garten heimisch werden könnte. Attraktiv finde ich jede der von Dir gezeigten Sorten und Arten.

    Hab einen sonnigen Feiertag im Garten,
    Steffi

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Steffi,

      der gelbe Fingerhut gehört für mich total zu Wanderungen in den Bergen. Auch wenn du im Flachland gärtnerst, stelle ich mir den besonders stimmig in deinem Garten vor.

      Herzliche Grüße
      Xenia

    • Berlingärtnerin sagt

      Hallo, Karin,

      na was hast denn du für gemeine kleine Monster im Garten, denen sogar die pelzigen Fingerhutblätter schmecken? Du Arme!
      Bei uns bleiben sie unangetastet, während Chrysanthemen und Hosta daneben weggeraspelt bzw. mit Lochmustern verziert werden.

      Vielleicht mögen noch weitere Leser über ihre Erfahrungen berichten?

      Herzliche Grüße
      Xenia

  7. Petra sagt

    So eine Ode auf den Fingerhut; tolle Fotos und sehr gute Tips und Ideen zur „Betreuung“ dieser prächtigen Blüte. Du hast ja wirklich viel recherchiert und viel zusammen getragen zur Vielfalt der Sorten. Witzig geschrieben, ich bin eher kleiner und nicht wirklich schlank, aber ich liebe den Fingerhut auch sehr und er fühlt sich bei mir auch sehr wohl. Leider hatte ich eine ganz besondere Sorte; die irgendwie verschwunden ist. Dafür gibt es jede Menge Babies und nicht nur im Halbschatten. Die Saison wird gerade eingeläutet mit einem rosa Fingerhut und ich freue mich. Danke für deinen Beitrag, liebe Xenia
    Ps ich freue mich genau so wie die Hummeln und Bienen auf die Fingerhut Saison

    • Berlingärtnerin sagt

      Liebe Petra,

      herzlichen Dank für deine so nette Rückmeldung! Ich wünsche dir viel Freude mit deiner Fingerhut-Kinderstube und ein zauberhaftes Pfingstfest.

      Viele liebe Grüße
      Xenia

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