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Frühling zu Weihnachten: Barbarazweige

Forsythie

Wer um den 4. Dezember Zweige von Frühlings- oder Obstgehölzen schneidet, kann zu Weihnachten einen Blütentraum in der Vase genießen.

Der 4. Dezember ist der Tag der Heiligen Barbara. Ich bin zwar nicht katholisch, aber eine große Freundin von stimmungsaufhellenden Substanzen in Form von blühenden Frühlingsboten. Also halte ich den Tag in Ehren und mache mich jedes Jahr aufs Neue in den Garten auf und schneide die so genannten Barbarazweige.

Im letzten Jahr habe ich es mit Kirschen versucht, da ich mir das Blütenweiß so schön passend zu meiner Weihnachtsdekoration vorgestellt hatte, aber: Forsythien gehen besser. Mit diesem Gute-Laune-Gelb direkt zu Weihnachten könnte man fast denken: Nicht mehr lange – bald ist Frühling. Wenn man es leider nicht besser wüsste.

Aber warum noch gleich Barbara? Es handelt sich der Legende nach um eine Königstochter aus dem 3. Jahrhundert in Nikomedia (heutiges Izmit), die auf Geheiß ihres Vaters erst ins Gefängnis gesteckt und dann enthauptet wurde. Ihr Vergehen: Sie weigerte sich, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben.

Auf dem Weg ins Gefängnis blieb sie mit ihrem Kleid an einem Zweig hängen, der dabei abbrach. Sie stellte ihn in ihrer dunklen Zelle in ein Gefäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem das Urteil vollstreckt wurde.

Nach heutigem Volksglauben bringt das Aufblühen der Barbarazweige übrigens Glück im kommenden Jahr. Na bitte, ich habe vorgesorgt. Und in manchen Regionen soll es Brauch sein, dass die jungen Mädchen jedem einzelnen Zweig den Namen eines Verehrers zuweisen. Der Zweig, der zuerst blüht, weist dann auf den zukünftigen Bräutigam hin. Aber ob das in unseren nicht gerade romantischen Zeiten von Der Bachelor, Bauer sucht Frau oder Hochzeit auf den ersten Blick tatsächlich noch stimmt? Ich bin skeptisch.

 

Praxis-Tipp: Es gibt zwei Sorten von Knospen: kleine schmale, aus denen sich später die Blätter entwickeln, und die knubbelig dicken, in denen die Blüten schlummern (siehe Foto). Genau die Triebe schneidest du. Anschließend legst du sie am besten für eine Stunde komplett in lauwarmes Wasser. Das weckt die Blütenknospen endgültig auf.

5 Kommentare

  1. Skybird sagt

    Ein schöner alter Brauch! Wir hatten 30 Jahre lang einen Kirschbaum im Garten, der im Frühling mit seiner weißen Pracht das Licht zurückbrachte, im Sommer die Terrasse beschattete und süße Krischen schenkte, im Herbst mit seinen goldgelben Blättern die Illusion von Sonnenschein hervorzauberte und im Dezember Barbara-Zweige gab.
    Nach der grausigen Herkunftsgeschichte könnte man vermuten, dass es sich um “barbarische” Zweige handelt…
    Bei uns war heute auch strahlender Sonnenschein, der sich in silbernen Wellen in der Elbe brach.

    • Berlingärtnerin sagt

      Wie schön beschrieben. Das klingt ja so sehnsuchtsvoll, als solltet ihr dringend ein neues Bäumchen pflanzen.

      Ja, tatsächlich, der Kern ist barbarisch, aber ich habe beim Recherchieren gedacht: Wie viel Trost Blumen doch spenden können.

      Liebe Grüße an die Silberwellen.

  2. Conny sagt

    Danke für die Erinnerung, ich hätte es, mal wieder, glatt vergessen. Heute war das Wetter zu mies. Hoffe auf ein gutes Wochenende. Dann aber los.
    Schöne Grüße!

    • Berlingärtnerin sagt

      Bei uns ist heute strahlender Sonnenschein, ich hoffe, bei euch auch. Also viel Spaß im Garten!

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