Garten
Kommentare 7

Dein Gartenboden: von der Bodenanalyse zum richtigen Düngen

Titel Bodenprobe

Der Gartenboden ist das Wichtigste im Garten überhaupt. Aus ihm entsteht alles Leben. Lass uns herausfinden, was ihn ihm steckt und was er noch braucht [inklusive Bodenprobe-Anleitung].

Ihr kennt alle den Loriot-Sketch, wo die Ehefrau das Frühstüksei “nach Gefühl” viereinhalb Minuten kocht? Nun, so ungefähr habe ich 20 Jahre lang gedüngt. [*schäm*] Eigentlich hab ich mir auch gar nichts Schlimmes dabei gedacht. Schließlich habe ich einen Sandboden, der allgemein als “arm” gilt. Also hatte ich wohl “im Gefühl” viel hilft viel und habe munter drauflos gedüngt: mit Kompost, Hornspänen, Rosendünger für die Rosen, Bio-Gemüsedünger und Terra Preta für den Küchengarten, Blaukorn für die Narzissen und und und. Denn es war mir schon klar, dass Pflanzen Nahrung brauchen.

Narzissen Lenzrose

Was steckt in unserem Boden?

Wovon ich keinen Schimmer hatte: Was ist eigentlich aktuell drin in meinem Boden? Mag er es überhaupt, wenn ich mit dem allgegenwärtigen Volldünger komme, oder könnte es sein, dass mancher Misserfolg damit zu tun hat, dass ich ihn einerseits mäste, ihn aber andererseits darben lasse? Weißt du, welche Stoffe in deinem Boden sind?

Falls nicht: Ich muss dir leider sagen, dass dein Boden höchstwahrscheinlich mit Phosphor überversorgt ist. Dies ergaben großangelegte Untersuchungen in Hausgärten, bei denen sich bundesweit und unabhängig von der Art der Böden zeigte, dass der Versorgungszustand mit Phosphor generell deutlich zu hoch ist:

  • Gemüsebeete: zu 91 % überdüngt
  • Rasen: zu 68 % überdüngt

Das glaubst du nicht, da du vielleicht “nur” mit Kompost düngst und das vielleicht auf Sandboden? Das ging mir ganz genauso, bis ich im letzten Jahr im Rahmen einer Aktion der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz als Expertin für Kompostierung im Garten geladen war, bei ich eine Probe meines Küchengartenbodens für eine Analyse mitbringen konnte.

Für eine Bodenanalyse werden in einem Labor die Gehalte von Phosphor, Kalium und Magnesium sowie zur Bodenart und zum pH-Wert ermittelt. Neben den Analysewerten wird im Prüfbericht zu jedem der Nährstoffe eine Gehaltsklasse A – E aufgeführt ( A= unterversorgt, C= normal, E= hoch überversorgt). Stickstoff ist in der Analyse nicht benannt, da dieser nach der längeren Transport-/Lagerzeit nicht aussagekräftig bestimmbar ist. Den Stickstoffgehalt können wir ergänzend jedoch selbst untersuchen, indem wir mit einem dafür vorgesehenen Teststreifen direkt nach der Probenahme den Nitratgehalt bestimmen.

Und wie war mein Ergebnis?

  • Bodenart: Sand, stark humos
  • pH-Wert: 5,9
  • Phosphor: hoch überversorgt | Kalium: hoch überversorgt | Magnesium: hoch
  • im Eigentest: Stickstoff: sehr niedrig

Warum haben wir Phosphor-überdüngte Böden?

Wäre ein Hausgarten wie ein Urwald ein stabiler, geschlossener Nährstoffkreislauf, ohne Zu- und Abgänge, wäre alles im Gleichgewicht und wir hätten keine Überdüngungen. Es wäre auch immer noch alles im Lot, wenn wir im Garten die gesamte nachwachsende Biomasse kompostieren würden und den Kompost dann wieder auf die gesamte (!) Gartenfläche ausbringen würden.

So läuft es aber nicht. Wir bringen oftmals mehr auf den Kompost, als der Garten selbst erzeugt, indem wir zum Beispiel Küchenabfälle dazugeben. Wir düngen mit zugekauften Düngern, die nicht auf die Bedürfnisse speziell unseres Boden abgestimmt sind. Und wir bringen den Kompost (und oftmals den Rasenschnitt noch dazu) nur auf die Beete und nicht wieder auf dem Rasen aus. Auf den Beeten reichert sich dann natürlich viel zu viel an, was den Nährstoffbedarf der Pflanzen weit übersteigt.

In der richtigen Menge ist Phosphor, der von Pflanzen nur als im Wasser gelöstes Phosphat aus dem Boden aufgenommen wird, ein essenzieller Nährstoff. Er sorgt dafür, dass die Zellen mit Energie versorgt werden und ist Bauelement der DNA. Gibt es zu jedoch viel, kann das Pflanzenwachstum geschädigt, die Aufnahme von Eisen und Kupfer blockiert werden. Die Pflanzen bekommen Chlorose mit gelben Blättern und grünen Blattnerven. Die Photosynthese ist nicht mehr möglich, betroffene Pflanzen gehen ein.

Rasenschnitt

So bekommen wir den Phosphor aus dem Garten wieder heraus.

Das war es also mit meinem Düngen nach Gefühl. Laut Test habe ich viel zu viel Phosphor im Boden und viel zu wenig Stickstoff.  Während sich Stickstoff auswäscht, bleiben Phosphor, Kalium, Magnesium und andere Mineralien im Boden. Zur Minderung von Phosphor und Kalium muss ich nun mehr Nährstoffe aus dem Garten heraus-, als zuführen. Dies kann durch den Einsatz einer Biotonne passieren, in der Küchenabfälle und alles kranke Pflanzenmaterial entsorgt werden. Den Rasen mulchzumähen ist ebenfalls sinnvoll. Die Nährstoffe des Grasschnitts bleiben damit auf dem Rasen und schließen dort direkt den Nährstoffkreislauf. Da ich keinen Mulchmäher habe, werde ich zumindest den Rasenschnitt nicht mehr auf die Beete ausbringen, sondern zum Beispiel auf Wege. Den Rasen werde ich nun auch nur noch mit gut gesiebtem Kompost und keinem zugekauften Dünger düngen.

Und natürlich sind ab jetzt die bequemen Volldünger tabu, da sie dem Boden nicht das geben, was er ganz speziell braucht. Stickstoff werde ich ausschließlich in Form von Hornspänen und -mehl einbringen. Hornspäne sind ein fast reiner Stickstoffdünger und bestehen zum allergrößten Teil aus tierischem Protein – den Hörnern von Kälbern. Der Gehalt variiert je nach Ausgangsmaterial leicht und liegt bei 12 bis 15 Prozent. Die Anteile von Phosphor und Kalium sind mit unter einem Prozent zu vernachlässigen. Überdies werde ich Erbsen und Bohnen anbauen, denn Leguminosen können Luftstickstoff nutzen, indem sich an den Wurzeln spezielle Bakterien ansiedeln, die den Luftstickstoff aufnehmen und an die Pflanzen weitergeben.

Hornspäne

 

Ich muss also in der Übergangszeit den schmalen Grad gehen zwischen sinnvoller Humusanreicherung durch Kompost (ich bin sehr happy, dass der Test zumindest bestätigt hat, dass wir da seit Jahrzenten sehr viel tun) und dem Weglassen von Phosphor.

Falls du jetzt denkst: Aber ich benutze doch nur Kompost, dann kann ich doch keine Probleme haben – Pustekuchen, denn der ist ebenfalls zu hoch mit Phophor versorgt, wenn in ihm die phoshor-überdüngten Pflanzen kompostiert wurden.

So führst du eine Bodenprobe durch.

Eine Bodenprobe zu entnehmen, ist ganz leicht. Wichtig: Du solltest immer nur einen Bereich pro Test analysieren lassen: zum Beispiel ein Gemüsebeet oder eine Rabatte oder den Rasen. Optimalerweise lässt du alle drei testen. Wenn du eine so genannte Mischprobe machst, werden die Ergebnisse doch sehr ungenau.

Als erstes beschriftest du einen Gefrierbeutel mit deinem Namen und Datum. Dann entfernst du an mindestens fünf Stellen im Beet deiner Wahl vorhandenen Mulch und Pflanzenreste. Dann stichst du mit dem Spaten bis zu einer Tiefe von 20 bis 30 cm ein (bei Rasen rund 10 cm) und entnimmst eine Schaufel Erde. Die packst du beiseite. Dann stichst du am Rand eine weitere “Scheibe Erde” ab. Von ihr entnimmst du mit einem Löffel vom oberen Bereich bis zur Spitze des Spatens eine Probe und gibst sie in einen sauberen Eimer. Alle mindestens fünf Proben durchmischst du sorgfältig. Anschließend füllst du ca. 500 g in den Beutel ab und verknotest ihn fest.

Die Probe geht dann postalisch an ein Testlabor. Ein Test kostet ab 30 Euro und sollte alle drei Jahre wiederholt werden.

Bodenprobe

Boden 30 cm tief ausheben, mindestens 5 Proben mischen und rund 300 gr. in Beutel abfüllen

Stickstoff analysieren.

Da Stickstoof zu rasch zerfällt, kannst du die Stickstoffprobe selbst durchführen. Es gibt dafür Nitrat-Teststreifen zu kaufen, z.B. in der Apotheke. Warum Nitrat? Weil Nitrat eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff ist. Der Nitrat-Check erlaubt daher Rückschlüsse auf das schnell zerfallende Stickstoff.

Und so führst du den Test durch: Du benötigst 100 ml destilliertes Wasser und 100 Gramm Bodenprobe, entnommen, wie oben beschrieben. Dann musst du umgehend (!) die beiden Bestandteile in einem Glas vermengen, also gut umrühren. Dann setzt du einen Teefilter ein, sodass du zwar die Flüssigkeit im Filter hast, jedoch nicht die festen Stoffe. Nach 10 Minuten Wartezeit steckst du das Teststäbchen für 1 Sekunde in die Flüssigkeit und liest nach 1 Minute das Ergebnis ab. Das hat so ungefähr die Spannung eines Schwangerschaftstests. ;-) Der Nitratwert sollte zwischen 50 und 100 mg/l liegen. Werte darüber bedeuten Überversorgung, Werte um 10 bis 25 wie bei mir, zeigen einen Mangel.

Bodenprobe abmessen

100 gr. Boden und 100 ml destilliertes Wasser zusammenbringen

Bodenprobe auswerten

Flüssigkeit filtern, 10 Min. warten, Teststreifen 1 Sec. eintauchen, nach 1 Min. ablesen. Das Ergebnis: leider zu wenig Stickstoff

Hast du schon mal (oder sogar regelmäßig) eine Bodeanalyse durchgeführt? Hattest du auch zu viel Phosphor und wie bist du mit dem Ergebnis umgegangen? Ich freue mich wie immer über deine Kommentare!

7 Kommentare

  1. Günter Harbusch sagt

    Hallo ihr lieben Liebenden, ich möchte eine Adresse haben, um meinen hausgarten Boden zu prüfen, das Wachstum, ist sehr mangelhaft, die Himbeeren, habense nur bis zu einer Knospe gebracht, dann war Ende, mein hausgarten hat nur Obst, Gemüse und blumen m.f.g. gh

  2. Theo sagt

    Liebe Xenia,
    eine Bodenprobe wollte ich schon immer mal durchführen lassen – schon seit dem ich meinen Garten hier bearbeite. Das werde ich mal in die Wege leiten, ich glaube es ist momentan ein günstiger Zeitpunkt jetzt im Frühling oder? Vielleicht kann ich eine Probe direkt beim Pflanzenschutzamt um die Ecke abgegeben. Habe aber keine Ahnung ob die jetzt in der Corona Pandemie überhaupt arbeiten, na ich werde es sehen. Jedenfalls ein guter Tipp von dir mit der Bodenanalyse! Bin gespannt was dabei heraus kommt.

    • Berlingärtnerin sagt

      Lieber Theo,

      jetzt ist absolut die richtige Zeit, um einschätzen zu können, was deine Pflanzen für ein gutes Gedeihen in der kommenden Saison brauchen. Ob das Pflanzenschutzamt die richtige Adresse ist, glaube ich nicht. Sie schreiben auf der Website: “Ein Hauptanliegen der Tätigkeit des Pflanzenschutzamtes Berlin ist die verantwortungsbewusste Beratung aller Unternehmen und Bürger unserer Stadt über den Umgang mit ihren Pflanzen und über die Möglichkeiten, Bedingungen, Voraussetzungen und Grenzen des Schutzes vor Schaderregern.”
      Auf der Seite des Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr & Klimaschutz ist unter Biotonne angegeben, dass es neue Aktionstage geben soll (an denen man die Probe kostenlos machen lassen konnte), die sind aber nicht vermerkt. Ich höre mich aber mal für dich um.

      Viele Grüße
      Xenia

    • Berlingärtnerin sagt

      Lieber Theo, ich habe einen guten Tipp für dich. Folgendes bietet der Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg:

      Paket 1: ohne Düngeempfehlung (25,-€, zuzügl. Mehrwertsteuer) beinhaltet die Untersuchungen zum pH-Wert, pflanzenverfügbarem Phosphor, Kalium & Magnesium und den Humus;

      Paket 2: mit Düngeempfehlung (40,-€, zuzügl. Mehrwertsteuer) umfasst den pH-Wert, pflanzenverfügbares Phosphor, Kalium & Magnesium sowie Humus und zusätzlich Stickstoff.

      Soll eine Düngeempfehlung für Stickstoff erfolgen, ist darauf zu achten, dass Proben aus mindestens 2 Schichten (0-30 cm und 30-60cm) getrennt eingereicht werden. Diese müssen zwingend gekühlt gelagert und eingereicht werden (4°C), da sich der Stickstoffwert ansonsten stark verändert. Es empfiehlt sich, die Proben einzufrieren und dann gefroren zu versenden.

      Des Weiteren bieten sie die Untersuchungen der Mikronährstoffe Bor, Kupfer, Mangan und Zink im Paket für 20,25€, zuzügl. Mehrwertsteuer an.

      Die Website: https://www.lkvbb.de/fachbereiche/boden/

      Beste Grüße!
      Xenia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert