Gemüse und Blumen vorziehen: die 4 Erfolgsfaktoren
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Die Aussaat von Pflanzen im Haus lohnt sich sehr. Tipps und Tricks, wie das Vorziehen gelingt, erfährst du hier.
Ich lebe von Luft und Liebe und vielleicht noch ein paar Kilokalorien dann und wann in Form von Schokolade und Rotwein. ;-) Gemüse und Blumen sind da schon anspruchsvoller. Wenn wir sie im Haus vorziehen wollen, kommt es auf vier wichtige Faktoren an, die wir berücksichtigen sollten.
Aber warum lohnt es überhaupt, sich die Mühe zu machen und Pflanzen vorzuziehen? Es lohnt sich immer dann, wenn wir einen zeitlichen Vorsprung brauchen. Das kann sein, weil die Arten aus dem Süden kommen und die Sommer für ein Ausreifen bei uns einfach zu kurz sind. Das kann aber auch sein, weil die Pflanzen schon etwas größer sein sollen, wenn sie ins Freie kommen: um sich gegen Schnecken oder vitalere Pflanzenkonkurrenten besser zur Wehr setzen zu können.
Erfolgsfaktor 1: genügend und richtiges Licht.
Seit Jahren werde ich im Januar oder Februar gefragt, was ich denn schon alles ausgesät hätte. Ich erntete dann immer erschütterte Blicke, wenn ich sage: nichts. Eine Gartenbloggerin so lange im Winterschlaf – tzz.
Dabei ist es absolut ratsam, in unseren lichtarmen Wintern mit kurzen Tagen nicht zu früh anzufangen, wenn wir glückliche, kompakte und kräftige Sämlinge haben wollen. Wir sind nämlich alle Kinder des Lichts und artgerechte Haltung gilt nicht nur für Tiere. Betrachten wir zum Beispiel Tomaten: Die Zeit zwischen der Aussaat und dem Auspflanzen im Mai nach den Eisheiligen ist so lang, dass wir uns bei einer Januar- oder Februarsaat dünne, so genannte vergeilte Jungpflanzen heranziehen würden. Daher lautet die Faustregel: Keine Tomatenaussaat vor März.
Wie bei jeder Regel gibt es aber auch hier die Ausnahme: Mit einer speziellen Anzuchtlampe, die genau für die Ansprüche von Pflanzen entwickelt wurde, wird es möglich, Pflanzen deutlich früher oder nicht direkt am Fenster auszusäen. Aber auch bei März- und Aprilsaaten wird das Pflanzenwachstum mit einer Pflanzenlampe deutlich besser.
Was macht eine Lampe zur Pflanzenlampe?
Beim richtigen Licht für Pflanzen geht es vor allem um das richtige Spektrum, um einen hohen, so genannten Micromol- oder PPFD-Wert. Einer von beiden sollte bei Pflanzenlampen ausgewiesen sein, denn er beschreibt das photsynthetisch nutzbare Licht für die Pflanze (PPFD ist die Abkürzung für Photosynthetically Active Photon Flux Density). Angaben zu Lux oder Lumen sind nicht so relevant, weil bei ihnen das komplette Spektrum gemessen wird und damit auch die Wellenlängen, die für die Pflanze nutzlos sind.
Einen hohen Micromol-Wert erreicht eine Lampe durch viele blaue und rote Wellenlängen um 440 und 660 Nanometer. Blau sorgt vor allem für ein gutes Blatt- und Wurzelwachstum und ist gerade in der Überwinterung besonders wichtig oder ganz zu Beginn der Anzuchtphase. Rot ist elementar beim Sprosswachstum, also beim Größerwerden der Pflanze, und ist maßgeblich für das Blüten- und spätere Fruchtwachstum. Die Aussaatschale unter die normale Küchenlampe zu stellen, ergibt also keinen Sinn, weil die Pflanze dort nicht die blauen und roten Wellenlängen erhält, die sie für ihr Wachstum verwerten kann.
LED-Lampen wie meine von Venso EcoSolutions weisen die beste Effizienz von Watt zu Micromol auf und sind im Spektrum ideal auf die Pflanzenbedürfnisse in ihrer jeweiligen Wachstumsphase abgestimmt. Das funktioniert mit Energiesparlampen, Neonröhren und Metallhalogenlampen nicht – diese haben von Natur aus ein Spektrum vorgegeben und passen nur zufällig einigermaßen auf die Bedürfnisse deiner Aussaaten. Es wird allerdings rund dreimal mehr Leistung (Watt) benötigt, um einen ähnlichen Micromol-Wert zu erzeugen. Bei rund 12 Stunden Betrieb am Tag macht sich das schon bemerkbar.
Erfolgsfaktor 2: Substrat und Gefäß.
Unsere Pflanzenbabys brauchen noch Schonkost. Spezielles Aussaat-Substrat, das man später auch für Kräuter super aufbrauchen kann, ist durchlässig, keimfrei und vor allem nicht vorgedüngt. Die Industrie hält fertige Produkte bereit. Wenn du noch Beutel aus dem Vorjahr hast, kannst du die Keimfreiheit sicherstellen, indem du das Substrat auf einem Backblech ausbreitest und eine Weile bei 80 Grad backst.
Da aber die Pflanzen nach der Keimung und mit dem größeren Wachstum irgendwann Nährstoffe brauchen, fülle ich die Aussaat-Töpfe zuunterst mit normaler Pflanzerde, darauf kommt ein Drittel Aussaaterde. Wenn die Pflanzen schon halbstark sind, reichen ihre Wurzeln bis zur vorgedüngten Erde und sie bekommen alles, was sie jetzt brauchen.
Als Gefäße können alle möglichen Dinge dienen. Die grundlegende Überlegung ist: Werde ich pikieren oder habe ich große Exemplare wie Kürbisse, die ich sofort in Einzelgefäße setze? Für erstere mag ich Pflanzschalen, in die ich breitwürfig oder in Reihen aussäe. Das können fertige Produkte mit transparenten Hauben sein, aber auch Plastikbhälter, in denen Obst verkauft wird, funktionieren. Wichtig ist, dass keine Staunässe entsteht.
Für Einzelsaat gibt es Quelltöpfe, inzwischen auch aus torffreiem Material, oder man nimmt gereinigte alte Plastiktöpfe. Plastik hat den Vorteil, dass sich die Feuchtigkeit besser hält als in Naturmaterialien. Hier säe ich bei den kleineren Samen drei Stück und knipse die beiden weniger starken ab, sobald sich das erste echte Blattpaar gebildet hat.
Bei den Pflanzschalen wird pikiert, wenn das erste echte Blattpaar da ist, d.h. das Pflänzchen vorsichtig am Blatt angefasst, mit einem Stäbchen aus dem Boden geholt und vereinzelt wieder eingepflanzt und -geschlämmt.
Erfolgsfaktor 3: Feuchtigkeit und Wärme.
Aussaaten brauchen eine gleichmäßige Feuchtigkeit und Temperatur. Das erreichst du, indem du anfänglich die Saat abdeckst: mit Deckeln, Glashauben, Klarsichtfolien. Täglich wird gelüftet, damit kein Schimmel entstehen kann. Sind die Keimblätter da und die Pflanzen fangen an, sich zu recken, sollte die Abdeckung abgenommen werden. Die Kleinen sind jetzt stark genug, dürfen aber nicht austrocknen, behalte das Substrat daher im Blick.
Unsere eher überheizten Räume sind für die meisten Aussaaten warm genug, ein Problem könnten kalte Fenster und -bänke sein. Achte auf die Angaben auf den Saattüten, was deine Arten benötigen. Für mehr Nestwärme gibt es spezielle Wärmeplatten, die man unter die Aussaatschalen legt. Nach der Keimung reicht es den meisten Saaten dann, wenn die Temperaturen niedriger sind.
Erfolgsfaktor 4: Saatgut.
Wenn wir uns all die Mühe mit der Aussaat machen, sollten es auch ‚die richtigen‘ Saaten sein, oder? Für mich sind das die Sorten, die es in keinem Supermarkt gibt oder die ich mir schon immer im Blumenbeet gewünscht habe. Überdies gefällt mir der Gedanke, etwas zum Erhalt der genetischen Vielfalt beizutragen. Ich vermehre geliebte Pflanzen daher schon über viele Saisons.
Wie vital die Saat noch ist (egal, ob selbst geernet oder gekaufte Reste vom Vorjahr), teste ich mit einer Keimprobe: Ich gebe die Saat auf oder bei Dunkelkeimern zwischen ein Küchentuch auf einen Teller, feuchte es an, bedecke es mit Folie und warte einige Zeit. Wenn sich rund die Hälfte der Samen regt, ist das Saatgut fit genug für eine größere Aussaat.
Insgesamt ist es eine gute Idee, dickes, hartschaliges Saatgut wie das von Wicken, Kürbis oder Bohnent vor der Aussaat einige Stunden in lauwarmem Wasser vorquellen zu lassen. Ich mache dies auch bei Tomaten und gebe grundsätzlich dem Wasser eine in Scheiben geschnittene Knoblauchzehe zu. Das wirkt antibakteriell.
Unterschied samenfestes Saatgut und F1-Hybriden.
Pflanzen werden dann als samenfest bezeichnet, wenn aus dem von ihnen gewonnen Saatgut familienähnliche, erkennbar der elterlichen Sorte angehörende Nachkommen gezogen werden können. Man sammelt das Saatgut, sät es wieder aus und erhält somit die Sorte für nachkommende Generationen.
Hybridpflanzen sind nicht samenfest. Sie sind das Ergebnis von gezielt gekreuzten Elternlinien mit vom Züchter gewünschten speziellen, zum Teil extremen Eigenschaften. F1 bedeutet erste Filialgeneration. Die Samen der F1-Hybridpflanzen ergeben heterogene F2-Nachkommen, die meist die Vorzüge der Eltern nicht mehr aufweisen. Es muss stets neues Saatgut gekauft werden, was den Saatgutkonzernen nicht unlieb ist, um es vorsichtig auszudrücken.
Unterschiedliche Keimer.
Wahrscheinlich hast du schon mal die Begriffe Licht- und Dunkelkeimer gehört. Alle Pflanzen brauchen Licht um zu keimen. Aber die Lichtintensitäten und das Lichtspektrum, die als Auslöser für die Keimung dienen, werden unterschiedlich goutiert. Diejenigen, die für die Keimung Licht mit einer hohen Intensität benötigen, werden Lichtkeimer genannt. Die Samen sind meist klein und enthalten wenig Speicherstoffe, die bei der Keimung Energie liefern können. Daher kann sich der Sämling nicht erst durch eine Erdschicht tunneln. Diese Pflanzen säen wir auf der Erde aus, drücken die Samen an und befeuchten sie nur vorsichtig mit einer Sprühflasche.
Dunkelkeimer sind in der Regel groß, voller Enegie und kräftig genug, Erde zu durchstoßen. Sie werden nach Packungsangabe so tief in die Erde gedrückt, dass noch genügend blaues Licht durchkommt, das den Keimimpuls gibt.
Und dann gibt es Kaltkeimer, um die es hier nicht gehen soll. Nur soviel: Kaltkeimer brauchen einen Kältereiz und Frost, um zur Keimung zu kommen. Wie Christrosen zum Beispiel kommen sie meist aus kalten Regionen und der Sinn ist eigentlich, dass die Saat nicht zu früh keimt, sondern erst dann, wenn der Winter auch wirklich vorbei ist. Den Kältereiz erhalten die Samen entweder, indem wir bereits im Herbst oder Winter aussäen und die Schale ins Freie stellen oder den Kühlschrank zu Hilfe nehmen.
Insgesamt ist mein Rat: Halte dich an die Angaben auf der Tüte und notier dir für deine Folgesaaten im nächsten Jahr, wie es am besten lief. Denn ab jetzt wirst du ja vielleicht Jahr für Jahr deine Saaten weiterführen.
Übrigens: Den vielleicht wichtigsten Erfolgsfaktor ‚Liebe‘ führe ich hier nicht extra auf. Denn dass du den mitbringst, versteht sich von selbst als jemand, der diesen langen Artikel bis zum Ende liest. :-)
Ich wünsche uns eine tolle Gartensaison und freue mich auf den Austausch zu unseren Erfolgen und vielleicht auch kleinen Pleiten, Pech & Pannen.
Die Aussaatlampe GrowLight Duo wurde mir kostenfrei für einen Fernsehbeitrag zum Thema und diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Die GrowLight Quattro ist eine Leihgabe, um das für Pflanzen wichtige blaue und rote Licht besonders gut demonstrieren zu können. Ich kenne die engagierten Gründer von Venso EcoSolutions seit meinem Sieg beim Garden & Home Blog Award, wo sie Partner waren.