Kohlrabi & Co.: So gesund sind Gemüseblätter
Zum Wegschmeißen zu schade: Die Blätter von Gemüsen enthalten oftmals viel mehr Inhaltsstoffe als die Wurzeln oder Knollen, so zum Beispiel die Rote-Beete- und Kohlrabiblätter.
„Sind wir jetzt Karnickel?“ Die Beigeisterung hielt sich bei meiner Familie in Grenzen, als ich auch die Blätter von Wurzelgemüsen aufzutischen begann und von der ‚gesamten Pflanze‘ wie dem ‚gesamten Tier‘ dozierte, die wir wertschätzen und verwerten sollten.
Inzwischen haben bei uns alle akzeptiert, dass die putzigen Hoppel-Tierchen und wir gar nicht mal so unterschiedliche Vorlieben haben. Das Grün von Kohlrabi, Rüben und anderen kann man essen. Es ist wohlschmeckend und voller Power. Da die Pflanze naturgemäß ihr Laub mit den Nährstoffen aus Wurzel und Knolle versorgt, sind im Laufe der Saison in den Blättern meist auch viel mehr davon enthalten.
Aus demselben Grund gilt auch für die Lagerung: Grün und Knollen bzw. Wurzeln solltest du rasch voneinander trennen, denn die Blätter ziehen ja alle Kraft aus ihrer Wurzel. Mit dem Grün verlieren sie daher schnell ihre knackige Konsistenz. Wenn ich das Gemüse nicht sofort verwenden kann, bewahre ich beides getrennt voneinander auf, das Grün leicht angefeuchtet in einer Frischhaltedose im Gemüsefach des Kühlschranks.
Optimalerweise können wir die Gemüse selbst im Garten ernten oder wir kaufen möglichst Bioware, um uns nicht gleichzeitg mit ‚unerwünschten Nebensubstanzen‘ wie Pestiziden aller Art zu versorgen.
Die Hits unter den „neuen Blattgemüsen“.
Am häufigsten zupfen wir uns Blättchen von den Kohlrabis ab – auch schon vor der eigentlichen Knollenernte. Sie schmecken genau wie die Knolle, enthalten aber doppelt soviel Vitamin A und C und sehr viel Kalzium. Sind die Blätter bei den ausgereiften Kohlrabis schon fest, schmore ich sie gern kurz in der Pfanne an – ganz toll zusammen mit Champignons und Zwiebeln.
Rote-Bete-Blätter sind kulinarisch eigentlich ein alter Hut. Sie wurden bereits verzehrt, bevor man herausfand, dass auch die Wurzelknolle essbar ist. Sie sind die Weltmeister unter den Blättern, denn es gilt, dass sie sieben Mal mehr Kalzium als die Knollen, 200 Mal mehr Vitamin A und 2.000 Mal mehr Vitamin K enthalten. Vitamin K können grad wir Mädels dringend brauch, um Osteoporose vorzubeugen. Also dann und wann rein in den Smoothie mit ihnen oder ab in den Salat.
Radieschen-und Rettich-Blätter sind ebenfalls essbar, also beim Vereinzeln der Saat die Pflänzchen nicht mehr achtlos wegwerfen, sondern gleich vernaschen. Sie sind reich an Senfölen, daher schön würzig, und helfen uns, Viren und Bakterien zu bekämpfen. Auch von ihnen zupfe ich bereits junge Blättchen ab, bevor die Radieschen reif sind. Später stört mich nämlich die pelzige Konsistenz.
Sellerie-Blätter haben eine tolle Würzkraft, die sich sehr für Smoothies, Suppen und Soßen eignet. Die Liste der Inhaltsstoffe ist enorm lang, von Vitaminen B, C und E sowie Antioxidantien, Kalzium, Eisen, Magnesium, Beta-Carotine. Mein Tipp als jemand, der öfter mal Sodbrennen hat: Es hilft ein Tee, der aus einem halben Liter Wasser und einem Esslöffel zerschnittenen Sellerie-Blättern zubereitet und nach dem Essen getrunken wird. (Fünf Minuten ziehen lassen.) Das bindet die Magensäure.
Bei Blumenkohl und Brokkoli kannst du die Blätter ebenfalls mitkochen. Auch sie enthalten mehr Vitamine als die Röschen. Ich bereite gern eine Blumenkohlcreme mit Curry zu – warum sollte ich da die Blätter nicht mitdünsten und pürieren?
Möhrenkraut ist nochmal ein Kalziumlieferant, also für Veganer sehr geeignet. Es schmeckt wie eine leicht bittere Mischung aus Karotte und Petersilie. Extra Petersilie braucht man daher nicht mehr zu kaufen. Durch die vielen Bitter- und Ballaststoffe bringt es die Verdauung auf Trab. Ich liebe es in einer Kräuterpanade für Fleisch und Fisch sowie über Erbsen gestreut. Achtsam sollten wir bei der Menge sein, die wir zu uns nehmen: Möhrengrün enthält Falcarinol, einen natürlichen Abwehrstoff gegen Fraßfeinde, der in größeren Mengen Allergien hervorrufen kann.
Ganz generell gilt: Wir sollten möglichst abwechslungsreich essen und von allem kleinere Dosen. Jeden Tag ein großer Spinat-Smoothie wäre zum Beispiel aus Oxalsäure-Gründen auch nicht sinnvoll. Dann und wann genossen, verleiht er jedoch Popeye-Kräfte. Und so ist es auch mit den hier vorgestellten Gemüseblättern.
Diese Blätter sind giftig.
Absolutes „Hände weg“ heißt es jedoch bei diesen Blättern. Sie enthalten Giftstoffe und dürfen daher nicht verzehrt werden: das Blattgrün von Gurken, Kürbis, Zucchini, Tomaten, Paprika oder Kartoffeln.