Herbstbeet gestalten wie bei Piet Oudolf: Rhythmus von Stauden und Gräsern
Wenn 26.000 Pflanzen im Takt tanzen – und Rhythmus das ganze Jahr wirkt.
Wer glaubt, im November sei im Beet alles vorbei, der war noch nicht im Maximilianpark Hamm. Dort habe ich die Herbstbeete von Piet Oudolf fotografiert: 26.000 Stauden und Gräser zeigen auf 4.000 m², wie Beete richtig Rhythmus bekommen und auch im Herbst noch swingen. Große Gruppen von Stauden wiederholen sich im Takt, Gräser verbinden die Flächen, kleine Akzente setzen Höhepunkte.
Das Spannende: Die Prinzipien von Rhythmus, Wiederholung und Struktur funktionieren nicht nur im Herbst. Wer die Taktung, Staffelung und Kombination von Pflanzen versteht, kann das ganze Jahr über ein lebendiges Beet gestalten – vom Frühling bis zum Winter, ganz ohne Dirigenten-Ausbildung.
Rhythmus statt Monotonie: Piet Oudolf, der Meisterkomponist der Staudenbeete.
Piet Oudolf ist einer der bekanntesten Gartenkünstler unserer Zeit. Bekannt geworden durch die berühmten New-Perennial-Beete, denkt er Pflanzen wie ein Musiker: Rhythmus, Struktur und Bewegung sind wichtiger als einzelne Blüten – gerade im Herbst und Winter entfalten seine Beete Magie, wenn es nicht mehr auf die farbigen Blüten, sondern um die Gesamterscheinung der Pflanzen geht.
Seine Anlage im Maxipark Hamm ist perfekt geeignet, dir exemplarisch zu zeigen, wie du Herbstbeete gestalten kannst, die dieses gewisse Etwas haben. Man merkt sofort: Hier herrscht kein Zufall, sondern Komposition. Oudolf setzt auf wiederkehrende Staudengruppen, die sich rhythmisch über die Fläche ziehen. Dazwischen Gräser wie Molinia, Miscanthus oder Calamagrostis – sie sind die Pausen, die alles verbinden. Kleinere Stauden wie Aster, Sedum, Kerzenknöteriche oder Echinacea setzen punktuelle Akzente – wie Solisten in einem Orchester. Wichtig: Die Anzahl der unterschiedlichen Pflanzenarten ist begrenzt. Es wurden zwar 26.000 Stauden und Gräser gepflanzt, aber nur 70 verschiedene Arten verwendet. Diese werden über die Flächen entsprechend wiederholt.
Ein persönlicher Pflanzenfund meines Besuchs: Die hohe, strahlend blaue Herbstaster Aster tataricus ‚Jindai‘ ist ein echtes Highlight – sie bringt spät im Jahr noch Farbe und Rhythmus und erzeugt Spannung zwischen den wiederkehrenden Staudenblöcken.
Falls du tiefer ins eng verwandte Gartengestaltungsprinzip „Wiederholung“ im Garten eintauchen willst, findest du dazu meinen Beitrag „Wiederholung im Garten: Der Trick, der deinen Garten größer zaubert“.

Tipps für Hobbygärtner: Rhythmus zu Hause umsetzen.
Stell dir dein Beet wie ein Musikstück vor, das du mit einer sich durchziehenden Melodie, aber interessanten Zwischentönen komponierst. Es soll ein schönes Auf und Ab von laut und leise, Drama und entspanntem Fluss entstehen. Ich sage in meinem Gartenkurs BlütenGarten immer: Nichts ist langweiliger als ein Garten von durchgängig 60 cm Höhe. Und auch in kleinen Gärten wirkt die Kombination von unterschiedlichen Pflanzengestalten Wunder.
Beobachte daher auf meinen Fotos ganz genau, wie Oudolf die Pflanzen arrangiert hat, und berücksichtige folgendes:
- Höhe und Farbe bewusst einsetzen – hohe Stauden als Paukenschläge, Stauden wie Echinacea oder Kerzenknöteriche als Farbtupfer.
- Wiederholung in Gruppen von Pflanzen.
- Begleit- und Füllpflanzen in länglichen Gruppen, den so genannten Drifts pflanzen, die sich durch die Beete schlängeln.
- Viel hilft viel: stets eine größere Anzahl von Exemplaren setzen (dafür weniger unterschiedliche).
- Gräser als verbindendes Element nutzen – sie sind die „Pausen“ zwischen den Pflanzgruppen, der ruhige Takt.
- Akzente und Spätblüher gezielt platzieren – für Spannung bis in den Winter.
- Über den Winter die Pflanzen stehen lassen. Auch braune Pflanzen haben ihren Reiz und sehen insbesondere bei Raureif schön aus. Die Pflanzengesundheit sowie Vögel und Insekten danken es dir überdies.
- Für Farbe im Frühling Zwiebelblüher setzen.
- Geduld haben – Rhythmus entfaltet sich mit dem Pflanzenwachstum erst über Jahre.





Herbstbeete selbst gestalten – die Maxipark-Pflanzenstars für dein Beet.
Was wäre ein berlingarten-Artikel ohne Pflanzentipps? Hier ein paar schöne und robuste Arten aus dem Maximilianpark:
Lieblingsgräser
- Chinaschilf Miscanthus sinensis ‘Ferner Osten’ (150–200 cm, Sommer–Herbst) – bewegte Basis, rote Herbstfärbung winterliche Silhouette
- Sandrohr Calamagrostis ‘Karl Foerster’ (120–180 cm, Juli–Oktober) – aufstrebende Rispen, treibt früh
- Rohr-Pfeifengras Molinia arundinacea ‘Fontäne’ (80–150 cm, August–September) – stattlich und filigran, wogende Bewegung, goldbraun im Herbst
Robuste Stauden
- Wasserdost Eupatorium maculatum (150–200 cm, Juli–September) – Hochsommerblüher, Gerüstbildner, zieht Schmetterlinge an, etwas durstiger
- Alant Inula magnifica (150–180 cm, Juli–August) – Sonnengelb, Heilpflanze, bildet markante Rhythmusblöcke
- Vernonie Vernonia crinita (160–200 cm, August–Oktober) – Violett leuchtend, vertikal stark, verträgt Trockenheit, bringt Höhe
- Ehrenpreis Veronicastrum virginicum (120–180 cm, Juli–September) – kerzenartig, elegant, für Struktur und Leichtigkeit
- Sonnenbraut Helenium ‘Moerheim Beauty’ (70–100 cm, August–September) – leuchtende Spätsommerakzente
- Purpursonnenhut Echinacea purpurea ‘Magnus’ (80–100 cm, Juli–September) – Sommerblüten, attraktive Samenstände im Herbst
- Herbstaster Aster tataricus ‚Jindai‘, s.u. (100–150 cm, September–November) – Spätblüher, Farbkontrast
- Herbstanemone Anemona ‚Honorine Jobert‘, s.o. (90–110 cm, August–Oktober) – lange Blüte, Eleganz
- Kerzenknöterich Bistorta amplexicaulis ‚J. S. Caliente‘, s.u. (80–100 cm, Juli–November) – lange Blüte, Farbtupfer
- Sedum ‘Matrona’ (60–80 cm, August–Oktober) – dickblättrig, Herbstfarbe, Winterstruktur




Mein Tipp: Mit Kurs BlütenGarten zur einfachen Beetgestaltung.
Wenn du Lust hast, frischen Schwung in deinen Garten zu bringen, ist mein Beetgestaltungskurs genau das Richtige für dich. Dort zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du rhythmische Pflanzungen mit Struktur und leuchtenden Blühakzenten gestaltest – ganz einfach und auch ohne grünen Daumen.
Am Ende entsteht dein eigenes Beet, das das ganze Jahr über Freude schenkt.
→ Jetzt Kurs ansehen und lernen, wie dein Beet im Takt bleibt!
Und wie immer gilt: Deine Fragen und Gedanken sind das Gold dieses Blogs. Ist noch irgend etwas unklar zum Thema Rhythmus und Herbstbeete gestalten? Schreib sie gern in die Kommentare – ich freu mich darauf!
FAQ – Häufige Fragen zu Rhythmus & Attraktivität im Herbstbeet
Über mich
Abonniere jetzt die berlingarten-Post mit wertvollen Tipps und jeder Menge Inspiration.







Hallo Xenia,
super Artikel! Wir sind jedes Jahr 2-3 mal im Maxi Park. Jedes Mal überwältigend. Früher waren wir jedes Jahr in Piet Oudolfs Privatgarten.
Fantastisch!! Mach weiter so. Liebe Grüße
Lieber Ludwig,
herzlichen Dank für deinen positiven Kommentar und deine Bestätigung!
Beste Grüße
Xenia