Blumenportrait Lilien: Sorten, Pflanzung und Pflege
Lilien sind die Königinnen unter den Sommerzwiebelblühern und sollten in keinem Garten fehlen. Tipps zu Sorten, Pflanzung, Pflege und Schädlingsbekämpfung.
Wenn es Datingplattformen für Blumen gäbe, würde es auf den Profilen der Lilien heiß hergehen. Sie haben so viele Vorzüge zu bieten: sehen sensationell toll aus, bleiben jahrelang treu und passen zu vielen Partnern. Rosen, Stauden und Gehölze würden reihenweise um sie buhlen.
Der Name der Lilie: Was ist eine echte Lilie und welche Sorten sind empfehlenswert?
Der Name „Lilie“ wird für sehr viele Pflanzen verwendet: Taglilie, Schwertlilie, Grünlilie, Krötenlilie, Schmucklilie, Wasserlilie, die Engländer haben noch die Lily of the Valley. Aber um die geht es hier allesamt nicht. Die echte (!) Lilie, botanisch Lilium, ist eine mehrjährig wiederkehrende, krautige Pflanze mit einer geschuppten Zwiebel als Speicher- und Überdauerungsorgan. Überdies bildet sie Wurzeln am Stängel sowie Zugwurzeln, die sich am Zwiebelboden entwickeln und die Zwiebel tief in der Erde verankern.
Interessante Sorten.
Bei den Lilien unterscheidet man die reinen Spezies und die daraus hervorgegangenen Zuchtformen bzw. Sorten, die wiederum in Untergruppen klassifiziert sind. Es existieren mehr als 100 Arten und 2.000 Hybriden, die durch die Kreuzung verschiedener Arten entstanden sind. Unterschieden werden in die so genannten Asiatischen und Orientalischen Hybriden. Die asiatischen Hybriden duften nicht, die orientalischen Hybriden hingegen stark. Zu sehr ins Detail gehen werde ich bei der Fülle an Lilien nicht, sondern stelle dir diejenigen vor, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe bzw. die neu und interessant sind.
Unkompliziert sind die Zuchtformen der bei uns heimischen Türkenbundlilie Lilium martagon. Sie habe ich im Garten, seit ich „dem Original“ bei Wanderungen durch die Alpen begegnet bin (bitte nie Zwiebeln ausgraben, sie stehen unter Naturschutz!).
Orange Knaller im Beet sind Feuerlilie Lilium bulbiferum und die Tigerlilie Lilium lancifolium. In ihrer ostasiatischen Heimat gelten die Zwiebeln der Letzteren als Delikatesse, bei uns ist sie eher wegen ihrer auffällig gesprenkelten an den Türkenbund erinnernden Blüten beliebt. An der Feuerlilie schätze ich ihre Eigenschaft, dass sie am Stiel kleine Brutzwiebelchen bildet, die man wieder auspflanzen und so für Nachwuchs sorgen kann.
Ähnlich aufgebaut wie der Türkenbund sind auch die Blüten der Japanischen Prachtlilie Lilium speciosum. Sie und ihre Hybriden sind unkompliziert und machen dem Namen Prachtlilie alle Ehre.
In meinem Garten darf überdies die Königslilie Lilium regale nicht fehlen. Die reine Form ist weiß mit rosa Unterseite und auffällig gelben Staubgefäßen. Es gibt überdies eine rein weiße Sorte. Es kann vorkommen, dass sie angesichts der vielen Trompetenblüten beizeiten gestäbt werden muss. Ihr Duft ist magisch. Sie harmoniert bestens mit romantischen Rosen.
Du hast nur einen Balkon oder möchtest deine Terrasse mit ungewöhnlichen Blüten schmücken? Kleiner bleibend mit ebenfalls herrlichem Duft ist Lilium pumilum. Sie eignet sich überdies vorzüglich für den vorderen Bereich eines Beetes.
A pro pos ungewöhnliche Blüten: Die asiatische Lilie ‚Black Eye‘, die du schon vom Titelbild kennst, zieht alle Blicke auf sich. Die Kombination aus weiß und lilaschwarz mit den auffälligen Staubgefäßen eröffnet ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten. Ich möchte nächstes Jahr die Kombination mit dunkelroten Rosen, schwarzblättrigem Schlangenbart und goldenem Japanwaldgras ausprobieren.
Eine neue Form von Lilienblüten zeigt Lilie ‚Apricot Fudge‘. Erinnert sie nicht an eine Rose? Dennoch verleugnet sie mit den charakteristischen Staubgefäßen ihre Herkunft nicht.
Wer sich schon immer vor dem Pollen der Lilien und den möglichen Flecken gefürchtet hat, der kann sogar gefüllte Lilien setzen. Ich habe es selbst ausprobiert und festgestellt, dass die Blüten dennoch duften. Allerdings bin ich aus ökologischen Gründen wieder von ihnen abgekommen. Der Bienenwelt haben sie durch die Umwandlung von Staubgefäßen in Blütenblätter leider keine Nahrung mehr zu bieten.
Standort für Lilien.
Generell sind Lilien nicht sehr anspruchsvoll, was ein schönes Plätzchen angeht. An nicht zu sonnigem Ort blühen Lilien etwas länger, Wildformen vertragen auch lichten Schatten. Der Boden sollte frisch, humus- und nährstoffreich sowie durchlässig sein.
Lilien lassen sich wunderbar mit allen anderen Partnern kombinieren. Generell schätzen sie es, wenn der Kopf hell, der Fuß aber schattig steht. Es bietet sich daher an, sie mit Stauden zu kombinieren, die die Beschattung mit ihrem Laub übernehmen (immer mal wieder nach Schnecken unter dem Laub Ausschau halten!). Viele Lilien wirken besonders edel und passen gut zu Rosen, frühe Sorten auch zu Päonien. Speciosum- und Martagon-Hybriden wirken besonders im naturnahen Garten sehr schön. Ich mag auch die Kombination mit Gräsern sehr, da die Lilien selbst ebenfalls so ein feingliedriges Laub besitzen.
Lilien pflanzen.
Die Zwiebeln können entweder im Herbst oder im Frühling gesetzt werden. Im Frühjahr bietet der Handel in der Regel eine größere Vielfalt an. Wichtig ist, hochwertige Ware zu erwerben und die schuppigen Zwiebeln, die keine schützende Außenhaut haben, sofort in die Erde zu bringen. Wer einen schweren Boden hat, sollte eine Drainage aus Sand oder Kies ins Pflanzloch geben, das mit 25 bis 30 cm tief ausgehoben wird. Der Abstand der Zwiebeln sollte 15 cm betragen. Bei Wühlmausgefahr lohnt sich ein Schutz aus Drahtgeflecht.
Pflege der Lilien.
Bei sehr hoch wachsenden Lilien kann es unter Umständen notwendig sein, sie zu stützen.
Nach der Blüte werden die Blüten entfernt, um die kräftezehrende Samenbildung zu verhindern. Die belaubten Stengel müssen wir stehen lassen und die Lilienstiele wie alle anderen Pflanzen weiter mit Nährstoffen und Wasser versorgen (mehr zur Düngung s.u.). In diesem Zeitraum werden die Voraussetzungen für das nächste Jahr geschaffen.
Sollte man feststellen, dass an der ursprünglichen Pflanzstelle mehrere Austriebe erfolgen, empfiehlt sich eine Teilung der Zwiebel im Herbst nach dem Einziehen.
Schädlinge abwehren.
Lilien werden gern vom leuchtend orangeroten Lilienhähnchen heimgesucht. Ich ziehe daher regelmäßig meine Runde mit einer Schüssel und einem Küchenkrepp. Die Schüssel halte ich unter die Blätter, da sich die Käfer bei Feindeskontakt reflexartig fallen lassen. So leid es auch tut – mit dem Krepp zerquetsche ich sie dann sofort. Läßt man den Lilienhähnchen freie Bahn, können sie eine Pflanze innerhalb kürzester Zeit entlauben. Sollten bereits Gelege oder geschlüpfte Larven vorhanden sein (erkennbar an den schwarzschaumigen Ausscheidungen), kann man diese mit dem Küchenkrepp einfach abwischen.
Ein Problem bei mir im Garten ist die Lilienminierfliege. Sie sticht im Zeitraum der Knospenbildung die Knospen an, die schließlich vertrocknen und abfallen. Achte auf die Einstichstelle: Sollte dein Garten von der Lilienminierfliege heimgesucht werden, muss man die Knospen alle entfernen und im Hausmüll entsorgen. Bitte auch bereits herabgefallene Knospen auflesen und vernichten.
Es gibt es zwei Möglichkeiten, porphylaktisch gegen die Minierfliege vorzugehen: 1. Die Chemiekeule. Aber die kommt uns ja nicht in unser Paradies.
2. Die alternative Lösung, einfach und wirksam (aber optisch gewöhnungsbedürftig): Ab dem Zeitpunkt, an dem die Knospenansätze sichtbar werden, kannst du feinmaschigen Tüll oder einen Damenstrumpf (manche verwenden auch OP-Hauben) über die Spitze stülpen und knapp unterhalb des Blütenansatzes am Stengel abbinden. Möglichst so vorgehen, dass innerhalb dieser Umhüllung ausreichend Platz für das Wachstum der Knospen vorhanden ist. Sind die Knospen kurz vor dem Erblühen, kann dieser Schutz abgenommen werden.
3. Späte Sorten setzen: Da die Fliege in der Regel von Mai bis Juni unterwegs ist, werden sehr spät blühende Sorten meist nicht befallen, meist sind es die früheren asiatischen und die frühen orientalischen Hybriden. Meine Japanischen Prachtlilien hatten das Problem bisher gar nicht.
Düngen.
Beim Düngen der Lilien gibt es auch zwei Möglichkeiten:
Organische Permanentdüngung durch Ein- und Aufbringung organischer Düngesubstanzen wie Pferdemist, Rinderdung (alles möglichst lang verrottet) Blutmehl oder Knochenmehl. Dies gilt für den Zeitpunkt der Pflanzung genau wie für die Pflege in den Folgejahren.
Bei Lilien ist der Unterschied im Wachstum zwischen kargen und nährstoffreichen Böden signifikant! Die Zwiebeln werden bei sorgfältiger Düngung größer, was direkten Einfluß auf die Blütenanzahl hat. Die Blüten selbst werden ebenso größer und die Pflanze wird in der Regel auch höher. Vorsicht ist bei Stickstoff geboten. Ein Überangebot an Stickstoff erhöht die Anfälligkeit für Erkrankungen und regt die Blattentwicklung zu sehr an, was auf Kosten der Blühfreudigkeit geht.
Die zweite Düngemöglichkeit besteht in der gezielten Flüssigdüngung. Hierbei wird nur während der Vegetationsphase in regelmäßigen Abständen mit dem Gießwasser eine Düngelösung im Wurzelbereich eingebracht, die dann sofort in der richtigen Konzentration für die Pflanze zur Verfügung steht. Gerade in trockenen Sommern ist das vorteilhafter, da die Nährstoffe nur in gelöster Form von der Pflanze aufgenommen werden können. Dieses Jahr haben wir gemerkt: Es nützt der beste Pferdemist nichts, wenn kein Wasser vorhanden ist, die Nährstoffe in eine Lösung zu überführen.