Palmen im Garten: So kannst du sie überwintern
Die Profis aus den Gärten der Welt in Berlin-Marzahn machen vor, wie es funktioniert, Palmen im Garten zu kultivieren.
Als eine Freundin im Sommer seufzte: „Bald können wir alle Palmen pflanzen“, nahm ich das zwar nicht ernst, aber es hatte sich etwas in meinem Kopf festgesetzt.
Und wenn wirklich? Siesta unter schattenspendenden Wedeln, ein kühler Drink in bunten Farben, warme Sommernächte unter Palmen in Berlin… Schluss mit der Träumerei, her mit belastbaren Infos. Im Orientalischen Garten in den Gärten der Welt gibt es doch ausgepflanzte Palmen – wie kommen die denn durch den Winter?
Treffen mit dem Palmen-Experten.
Als ich mich jetzt mit Sven Kasimir vor Ort in Berlin-Marzahn traf, erinnerte so gar nichts mehr an Exotik und Wärme. Klamme Finger, kalte Füße, Novembergrau. Sven Kasimir ist Gärtner in den Gärten der Welt und kümmert sich seit vielen Jahren um die Palmen. Ende November/Anfang Dezember fängt er mit zwei Kollegen an, die Schätze so einzupacken, dass sie auch in unserem Kontinentalklima den Winter überleben. Das Team war so nett, mir alle Fragen zu beantworten und mich am Winterfestmachen der Palmen teilhaben zu lassen.
Der Trick mit dem Heizschlauch für die kältesten Tage.
Es handelt sich im Orientalischen Garten um Exemplare der Chinesischen Hanfpalme Trachycarpus fortunei, die die robusteste für unsere Breiten ist und mit 15 cm jährlichem Zuwachs auch wüchsig. Mit dem richtigen Trick schafft es diese Art, auch unsere Temperaturen auszuhalten. Die Wurzeln überstehen eingepflanzt und mit Stroh und Fichtenreisig eingepackt bis -17 Grad. Die Wedel sind ebenfalls hart im Nehmen und brauchen lediglich ein Flies zum Schutz. Die Palme hat leider sozusagen einen Achilles-Stamm. Er sollte nicht über längere Zeit zu niedrigen Temperaturen ausgesetzt sein. Die Gärtner schlingen daher zuerst einen Heizschlauch spiralig um den Stamm. Er ist mit einem Thermostat verbunden, sodass bei Temperaturen unter –10 Grad der Heizschlauch anstellt für Temperaturen um den Gefrierpunkt sorgt. Um den Schlauch kommt Noppenfolie und wird mit Kabelbindern fixiert. Für die Krone verfügen die Gärten der Welt über speziell angefertigte zeltähnliche Hauben, wenn sie die aber nicht noch aus der Vergangenheit hätten, würden die Gärtner schlichtes Flies verwenden, wie sie auch für die Hochstammrosen zum Einsatz kommen. Zuletzt wird der Boden abgedeckt. Gießen ist normalerweise nicht nötig, außer es gibt lange Trockenheitsperioden und der Boden ist nicht gefroren. Fällt viel Schnee, muss der von der Krone heruntergeschüttelt werden, um einen Palmenbruch zu vermeiden.
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Im Winter ist der Orientalische Garten für Besucher geschlossen, da auch die Wandmosaiken geschützt und die wärmeliebenden Kübelpflanzen eingeräumt sind. Zum Start in die Saison am 1. April werden die Palmen wieder ausgepackt. „Man soll die Hanfpalmen auch nicht zu sehr verwöhnen. Mit etwas Abhärtung sind sie weniger empfindlich, als man gemeinhin denkt“, erklärt der Experte.
Pflanzen und Accessoires für einen Exotik-Mix.
Es ist also tatsächlich kein unerfüllbarer Traum, sich ein Stück Ferne in den Garten zu holen. Der Orientalische Garten macht vor, mit welchen Zutaten sich Westasien pflanzen lässt: Neben den Chinesischen Hanfpalmen sorgen Mispel- und Quittenbäume für Höhe. Eine Etage tiefer geben Rosensträucher und –hochstämme Struktur. Silberlaubige Kräuter wie Lavendel und Salbei komplettieren die Komposition im Beetvordergrund. Wer sich angesichts der Zünslergefahr noch traut, pflanzt als Abschluss eine kleine Buchseinfassung, ich stelle mir aber rote Zwergberberitze fast noch attraktiver vor. Dazu passen natürlich Kübel mit Zitrusgewächsen sowie Oleander und andere schöne Sommerblüher.
Zusammen mit verschnörkeltem Eisenmobiliar, großen Bodenkissen, Mosaiktischen sowie Öllampen und Accessoires in leuchtenden Farben von rosa bis orange ergibt sich ein Look von 1001 Nacht.
Ganzjährig einen Spaziergang wert.
Natürlich belasse ich es bei meinem Besuch nicht bei einer kurzen Stippvisite nur in der „Alhambra Berlins“. Zu schön ist auch jetzt noch der Park mit Gräsern, Bambus, skulpturalen Stauden, Heckenarchitektur. Und da? Dort blüht doch tatsächlich schon ein Rhododendron. Welch Wohltat fürs Auge.
Dieser Beitrag enthielt eine Verlosung von Jahreskarten „Die Pflanztastischen 4“, die mit dem 9. Dezember abgelaufen ist. Diese Verlosung war als Werbung einzustufen, da mir die Karten dafür unentgeltlich von der Betreibergesellschaft Grün Berlin zur Verfügung gestellt wurden.