Späte Liebe: Chrysanthemen
Grauer November, Nebel, es ist unwirtlich und trist draußen. Wären da nicht die lockeren Chrysanthemenwolken, die noch Farbe in den Garten bringen. Ein Plädoyer für eine unterschätze Staude.
Meine Großmutter liebte Chrysanthemen in der Vase, mir waren sie suspekt. Obwohl ich wusste, von welcher Pflanze der Strauß geschnitten worden war, kam es mir als Kind immer so vor, als seien diese Blumen gar nicht echt. Sie standen ab Oktober in der Vase auf dem kleinen Wohnzimmertisch und räumten ihren Platz erst für das Adventsgesteck. Außerdem waren sie etwas sperrig im Wuchs und hatten diesen würzigen Duft, der einem als Kind unheimlich-animalisch vorkommen kann. Es hat lange gedauert, bis ich Chrysanthemen etwas abgewinnen konnte. Heute verstehe ich, was meine Großmutter an ihnen schätzte: ihre Robustheit und Langlebigkeit. Wochenlange Haltbarkeit in der Vase. Und was für schöne Farbkleckse im spätherbstlichen Garten! Jetzt Mitte November sind sie über und über mit ihren kleinen margeritenähnlichen oder Pomponblütchen überzogen.
November-Durchstarter.
Dass sie so spät unterwegs sind, hat damit zu tun, dass sie zu den so genannten Kurztagspflanzen gehören und ihre Knospen erst bilden, wenn Tag und Nacht gleich lang sind. Und das ist bekanntlich zum Herbstanfang in der dritten Septemberwoche der Fall. Anschließend dauert es noch sechs bis acht Wochen, bis sich die Blüten öffnen. Es soll Menschen geben, die in ihrem Garten Chrysanthemen im August schattieren, damit die Blüte früher einsetzt. Chrysanthemengärtner tun das von Berufs wegen. Ich nehme hingegen eine noch etwas spätere Blüte in Kauf, da ich sie im Juni, wenn die Pflanzen etwa kniehoch sind, um die Hälfte zurückschneide. Genau wie bei Phloxen und Astern erhöht das die Standfestigkeit enorm.
Gräser: schöne Partner im Beet.
Gut in Form bleiben Sie überdies, wenn du sie zum Beispiel in direkte Nachbarschaft mit Astern und Gräsern wie das Pfeifengras Molinia pflanzt. Die Gewächse weben sich dann ineinander und schützen sich in kalten Wintern gegenseitig. Staunässe tut weder Chrysanthemen noch Gräsern gut, Sonne und Nährstoffe sind jedoch hoch willkommen.
Ich weiß nicht, welche Erfahrungen du mit dem Auspflanzen der teilweise wunderhübschen Topfchrysanthemen gemacht hast, bei uns konnten selbst die als besonders frostest deklarierten den Winter nie überstehen. Nur die im Frühjahr in Staudengärtnereien erworbenen Chrysanthemum hortorum und indicum konnten bei uns überzeugen.
Chrysanthemen auf der Freundschaftsinsel Potsdam.
Um ein paar schöne Sorten zu sichten, habe ich dir Fotos von der Freundschaftsinsel Potsdam mitgebracht. Hier gibt es eine Menge, die sich über die Jahre bewährt haben. Ganz unwirklich sehen die fröhlich bunten Beete im ansonsten neblig tristen Novembergrau aus. Werde ich nochmal von vorn anfangen müssen, räume ich den Chrysanthemen als letzten Stars des Gartenjahres deutlich mehr Raum ein, als ich es jetzt im berlingarten getan habe.
Alle Fotos vergrößern sich durch anklicken.