Spaziergang durchs Gartenjahr
Eine Reise in zwölf Bildern durch das Jahr 2014. Gastbeitrag des Berlingärtners.
Nachdem wir unseren Garten nun seit 16 Jahren haben, überlege ich langsam, ihm das Du anzubieten. Aber wirklich langsam, Mann will ja nichts überstürzen. Und vor allem war es ja immer eher der Garten meiner Frau. Sie ist der Freak.
Die Entwicklung meiner Gartenbeziehung verlief in Akzeptanz-Etappen: von anfänglich purer Ablehnung über Im-Baumarkt-nach-einem-anständigen-Rasenmäher-gucken, dann der Entdeckung des Komposts sowie der Annahme anderer, meiner zarten Gemahlin unangenehmer Hausmeisterdienste. Ich sage nur: Hecken- und Baumschnitt. Oder: Terrasse neu verlegen. Ich selbst wollte dann die Gemüsebeete beackern. Als leidenschaftlicher Hobbykoch möchte ich es bei den Frischeprodukten mit Sterneköchen aufnehmen können. Aber die Blumenbeete? Nicht mein Ding. Und vor allem nicht ihr Ding, dass eventuell mein Ding.
Aber dann kam 2014 und alles wurde anders. Mit dem rechten Arm in Gips gärtnert es sich nämlich gar nicht gut. Und so wurde selbst meine allzeit rotierende Frau für Wochen an den Liegestuhl gekettet. Gartenarbeit? Gar nicht dran zu denken. Also „durfte“ ich ran. Ich! In den Beeten! In den Rabatten!
Wir haben es überlebt: sie, ich, die Pflanzen. Und zwar gut, alles top in shape, ich kann mich an viel Lob erinnern. So ist es nur konsequent, dass ich jetzt auch verbal gärtnere und den Jahresrückblick 2014 schreibe. Und damit in ihr letztes Refugium eindringe: ihr Blog.
Übrigens stammt die 12-Bilder-Anregung von einem anderen Blog namens Der kleine Horrorgarten – ein Name, der mir in den Anfängen auch für unseren Garten hätte einfallen können. Aber die Bloggerin scheint ihr Reich genauso zu schätzen, wie ich es inzwischen tue.
Das Jahr startete ungewöhnlich mild, vom 6. bis zum 10. Januar mit 15 Grad. Plus wohlgemerkt. Erst am 22. hatten wir eine geschlossene Schneedecke und sibirische Temperaturen. Die Schnecken hat das leider nicht dezimiert.
Es gibt sie doch noch! Nach einem Jahr Blühfaulheit hatten wir Anfang Februar endlich wieder die hübschen Alpenveilchen in nennenswerter Zahl im Garten.
Die ersten Winterlinge konnten wir übrigens am 6. Februar ausmachen. Der erste Elfenkrokus zeigte am 26. sein zartes Lila.
Da die Liebste ja nicht nur Gärtnerin, sondern auch Jägerin und Sammlerin ist, zum Beispiel von Christ- und Lenzrosen, platzt der Garten irgendwann aus allen Nähten. Aber ich muss zugeben: Bis das passiert, sieht es gar nicht mal so übel aus. (Vor allem, wenn alle anderen Gärten noch nackt sind.)
Wir lieben weiße Tulpen. Bei diesen eleganten Modellen handelt sich um White Triumphator. Wir nehmen nach der Blüte nichts wieder aus der Erde heraus und machen groß Bohei, sondern stecken in jedem Herbst einfach riesige Mengen neu dazu. Dass dabei die eine oder andere alte Blumenzwiebel in ihrer Ruhe gestört oder gar zerstört wird, ist leider nicht zu verhindern.
Dieses Bild hat die Berlingärtnerin ausgesucht. Es war ihr nämlich eine besondere Freude, dass sich die Intersektionelle Paeonie Hillary so gut entwickelt hat. Dabei handelt es sich um eine Kreuzung von Strauch- und Staudenpfingstrosen des Japaners Toichi Itoh. Die stolze Gärtnerin wurde auch nicht müde, immer wieder zu betonen, wie edel und teuer und besonders diese Pflanze sei. Für Frauen scheint das die Blüten um ein Vielfaches begehrenswerter zu machen. Ich hingegen denke dann umso mehr: Ich will doch nur Sonnenblumen. Und die kosten? Quasi nichts!
Übrigens war der Mai auch bestimmt vom Bürgerentscheid zur Rettung unserer Gartenanlage: 77 % Zustimmung. Aber die Sicherung bedeutet das leider dennoch nicht.
Die Rosen blühen. Zig Exemplare. Und alle mindestens mannshoch. Dies hier ist die Königin von Dänemark. Ich stehe übrigens auf Kriegsfuß mit Rosen. Dauernd reißt man sich was auf. Es reicht mir, den Garten mit Frau und Tochter, also zwei menschlichen Kratzbürsten zu teilen.
Das Schöne an den heißen Tagen sind die lauen Abende. Dann rücken wir unseren Essenstisch – wir grillen, klar – ganz dicht an den süß duftenden Phlox. Sommer pur!
Reiche Pfirsichernte (Kernechter vom Vorgebirge). Leider mussten wir die meisten Früchte an die Wespen hergeben. Auch die Kräuselkrankheit ist ein Thema. Dazu werde ich meinen zweiten Blogbeitrag schreiben. Und zwar in Bälde, mit Abwehrmaßnahmen muss man früh dran sein.
Der August war auch in anderer Hinsicht bedeutsam: berlingarten. Glück auf Grün ging online. Und obwohl vom Alter her das Gartenblog eigentlich noch im Stubenwagen liegt, kommt es mir schon richtig groß vor.
Endlich gibt es bei uns ein großes Beet in kräftigen Farben mit gelben Sonnenblumen, die meine Rosa-Ton-in-Ton-Gemahlin lange unter ihrer Würde fand. Für mich gehören sie zu einem fröhlichen spätsommer- und herbstlichen Bild ganz einfach dazu.
Den ganzen Hauptweg entlang stehen sie Spalier: die Herbstkrokusse. Anders als die Herbstzeitlosen machen die mich komischerweise nicht melancholisch, sondern happy. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass Herbstzeitlose im September bei schönstem Sonnenschein „bald ist Schluss“ rufen, die Herbstkrokusse dann aber im blütenarmen Oktober wie bunte Frühlingswesen anmuten. Sehr willkommen!
Dieses Foto wurde am 2. November aufgenommen. Was für eine lange Erntesaison. Man muss aber ehrlicherweise dazu sagen, dass ich über weite Strecken verzweifelt war. Der Feind am gedeckten Tisch: die gemeine Nacktschnecke und ihre tausend Kumpels.
Das Ende des Jahres ist gekommen, Winter ist es aber immer noch nicht wirklich. Am 27. Dezember gab es das erste Mal Minustemperaturen und wunderhübschen Reif. Nun sind die Gräser die Stars im Beet und ich kann mich zurückziehen. 2015 blüht alles hoffentlich wieder prächtig – so uns der Garten erhalten bleibt. Das ist der größte Wunsch fürs neue Jahr.
Die Berlingärtnerin wird berichten.