Vagabunden im Garten: Akelei, Fingerhut, Margerite & Co. – Blogger-Blind-Date
Passend zum Vatertag geht es heute um Pflanzen, die sich im Garten aufführen wie Daddy bei „Papa was a Rolling Stone“ – nämlich ganz schön herumtreiberisch und das eine oder andere Herz brechend.
Bevor ich dir aber die pflanzlichen Vagabunden vorstelle, möchte ich noch erklären, wie um alles in der Welt ich ausgerechnet auf dieses Lied komme: Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mir mit 16 Bloggerinnen und Bloggern zu einem festlegten Song Gedanken zu machen und den Beitrag mit allen zeitgleich ins Internet zu stellen. Ein Blogger-Blind-Date sozusagen.
Unter dem Motto „Papa was a Rolling Stone“ hat daher jeder von uns einen Beitrag zu dem gleichnamigen Titel von The Temptations geschrieben. Wir wissen nicht, was die Anderen geschrieben haben, es gab keine inhaltliche Abstimmung und wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis!
Mit dabei sind diese weiteren Blogs:
Gartenbaukunst, Beetkultur, Der kleine Horrorgarten, Stadtfarm, Cardamonchai, Rienmakäfer, Garteneuphorie, Garteninspektor, Faun & Farn, Laubenhausmädchen, Naturgartenideen, Ein Stück Arbeit, Herwoodenheart (Instagram), Kistengrün, WirGartenkinder und Wohnungsgarten. Viel Spaß beim Lesen!
Pflanzen, die kommen und gehen.
Es gibt Pflanzen im Garten, die machen klar: Das ist Natur hier draußen. Die zeigen dir, wo der Hammer hängt. Wo Papa die Saat aufgehen lässt.
„Papa was a rolling stone
Wherever he laid his hat was his home
And when he died, all he left us was alone“
Herumtreiber. Wo immer sie ihren Hut hinlegen, fühlen sie sich gleich zu Hause. Treiben die schönsten Blüten. Gestalten gelungenere Szenen, als du es je könntest. Schmeicheln sich in dein Herz, lassen dich eine Saison lang glauben, diese Freude könne für immer sein – und machen sich dann klammheimlich aus dem Staub. Und wenn du über den Gartenzaun schaust, siehst du wehmütig, dass sie der Nachbarin drei Kinder gemacht haben.
„Is it true what they say that Papa never worked a day in his life
And Momma, some bad talk goin‘ round town sayin‘ that
Papa had three outside children
And another wife, and that ain’t right“
Obwohl es mit den Rolling Stones ein Auf und Ab der Gefühle gibt, würde ich doch nie auf sie verzichten wollen. Dies sind meine Lieblinge:
Herumtreiber Fingerhut.
Zu meinen liebsten kurzlebigen Blumen gehört der Fingerhut. Er ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr nach Aufgang der Saat nur eine Blattrosette bildet. Die Blüte erscheint dann im Folgejahr. Diesem Rolling Stone trete ich jedes Jahr zu nahe, indem ich abwarte, wo sich die Blattrosette zeigt, und setze die dann an einen Platz, wo es mir gefällt. Und im Jahr darauf entwindet sich der Fingerhut (Digitalis purpurea) dann wieder meinen Fängen. Das Spiel beginnt von neuem.
Sinnliche Akelei.
Am wildesten treiben es die Akeleien (Aquilegia vulgaris). Sie vagabundieren durch den ganzen Garten und lassen sich da nieder, wo es ihnen gefällt. In der Regel bin ich hingerissen. Ich glaube, es gibt keine weitere Staude, die sich so willig paart und uns die vielfältigsten Nachfahren beschert. Zahlreiche Entdeckungen jedes Jahr. „Da: eine Reinweiße! Und dort: eine mit so langen Spornen!“ Xenia im Glück. Xenia in der Gärtnerei. Es wäre doch gelacht, den Effekt der weißen Akelei im lichten Schatten nicht noch durch andere weiße Blüher zu verstärken. Und dann in der nächsten Saison: Die Begleitstauden sind zur Stelle, aber keine weiße Akelei nirgends.
Rolling Stone Margerite.
Für mich gehört zum Juni die heimische Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) unbedingt dazu. Ihr vorzuschreiben, wo sie blühen soll, habe ich längst aufgegeben. Sie sät sich selbst aus und erscheint jedes Jahr an anderen Stellen im Garten, selbst im Rasen. Manchmal mehr, manchmal weniger. Je weniger wir Gärtner hacken, wurschteln und zupfen, desto größer ist die Chance, dass es mehr sind. Die Margerite ist ein echter Bienen- und Schmetterlingsmagnet.
Vergissmeinnicht vergisst mich doch.
Eine für Herumtreiber ziemlich lange Zeit hüllte sich der Weg zum Küchengarten in eine hellblaue Frühlingswolke. Immer, wenn die Vergissmeinnicht blühten. Dann war eines Tages Schluss, ich wurde schnöde verlassen. Jedenfalls gab es nur noch hier und da eine einzelne Pflanze. Da auch das Vergissmeinnicht (Myosotis) zweijährig ist, versuche ich es wie beim Fingerhut, sie im ersten Jahr umzusetzen.
Flüchtige Verbene.
In jedem Frühling das gleiche Spiel: Ich pirsche mich durch die Beete und suche die Erde nach den Blättern des Patagonischen Eisenkrauts (Verbena bonariensis) ab. Konnten die letztjährigen Exemplare überwintern? Hat es sich versamt? Wo wird es sich zeigen? Einen Herbstgarten ohne die hübsch über den Beeten wogende Tänzerin mag ich mir gar nicht mehr vorstellen. Was im Mai die Zierlauche sind, ist sie ab Hochsommer. Wenn sie sich doch nur nicht so rar machen würde! Ständig muss ich nachsäen, um nicht das Nachsehen zu haben.
Vagabund Prachtkerze.
Von den Herumtreibern ist die Prachtkerze die emotional größte Herausforderung für mich. Wie oft ich hier schon verlassen wurde – ich fange an, selbstmitleidig zu werden. Dann und wann gab es Kindchen an der ein oder anderen Stelle, aber Daddy selbst war mir nicht lange treu. Muss er sich nicht wundern, dass ich mir einen seiner Brüder oder Cousins aus der Gärtnerei anlache.
Deine liebsten Vagabunden.
Welches sind deine liebsten Rolling Stones im Garten? Ich freue mich sehr auf deine Kommentare! Wenn du Lust auf den Song bekommen hast, findest du ihn hier.
Auf einen schönen Himmelfahrts- und Vatertag und auf all die großartigen Daddys, ohne die ein Leben nicht mal halb so schön wäre.