Hat das Wert oder kann das weg?

Über Aufräum-Verbote, kuscheliges Laub, ruhig braune, aber noch volle Beete und nun wirklich mal Gärtnern für Faule.

„Aufräum-Verbot“ – nein, dieses Motto rufe ich nicht für meine probepubertierende Tochter aus, sondern für all die lieben Scherenschnitt-Begeisterten.

Normalerweise stehe ich ja Buchtiteln wie „Für intelligente Faule“ oder „Easy Gardening“ skeptisch gegenüber, weil sie suggerieren, dass man einen Garten anlegen kann, ohne sich später großartig um ihn kümmern zu müssen. Aber wir wissen ja, dass alles Schöne nur aus Fleiß – ich würde es nennen: Liebe und Hingabe – erwächst.

Aber in diesem Fall möchte ich allen Eifrigen sagen: Gönnt euch tatsächlich ein bisschen mehr Laissez-faire, schont den Rücken und ölt die Schere schon mal für den Winterschlaf ein. Packt das herabfallende Laub nicht in die teuren Säcke, sondern verteilt es auf den Beeten. Denn obwohl wir seit Jahren in allen Gartenmagazinen und -büchern lesen können, dass es aus ökologischer und ästhetischer Sicht viel besser ist, den Garten in Schönheit sterben zu lassen, sind jetzt überall die Aufräumer am Werk.

Natürlich: Alles, was krank oder völlig vermatscht ist oder umgeknickt, kann weg, auch der Rasen will atmen. Aber das sollte die Ausnahme sein. Denn wie kuschelig ist es für die Stauden mit dem Laub der Bäume und Sträucher. Wie viel besser vor Frost geschützt sind die Pflanzen, wenn ihre Basis nicht freigeschnitten wurde. Wie viel gesünder ist der Boden, wenn sich das abgestorbene Material flächenkompostieren kann.

Auch behält der Garten optisch Struktur, es bleiben Landeplätze für Vögel und Schneeflocken. Und: Je weniger Erde du frei lässt, umso weniger jäten musst du im Frühjahr. Und die dann trockenen Staudenstängel kann man oftmals abbrechen, was viel schneller geht, als sie schneiden zu müssen.

Dann könnte es im neuen Jahr genauso losgehen, wie es jetzt endet: faul. Zumindest entspannter als bei deinen unverbesserlichen Nachbarn.