Zwiebelblumen im Herbstgarten
Falsche Jahreszeit? Haben sich die Kleinen in der Blütezeit geirrt? Keineswegs. Krokusse, Herbstzeitlose und Alpenveilchen sind jetzt im Herbst hübsche Farbtupfer und lassen schon ein bisschen vom Frühling träumen.
Es erscheint albern, über kleine Blümchen zu schreiben, wenn es aktuell heißt, dass ab Februar die Bagger meinen Garten dem Betonboden gleichmachen.
Aber gleichzeitig erfreue ich mich umso intensiver an allem, was ich jetzt noch erleben darf, was gerade blüht und gedeiht, knie mit Tränen in den Augen vor den hübschen Farbklecksen und kann mich kaum fortreißen.
Was ich dir ans Herz legen möchte sind die kleinen Zwiebelgewächse, die im Farbspektrum rosa-lila-weiß jetzt überall aus der Erde lugen.
Es sind Herbstzeitlose, Herbstkrokusse und Alpenveilchen, die bei mir wüchsig und unkompliziert sind. Der gelbe Herbst-Goldbecher Sternbergia lutea hat sich hingegen als wenig langlebig erwiesen. Hast du vielleicht einen Tipp, wie man ihn dauerhaft ansiedeln kann?
Echte Hingucker: Herbstzeitlose.
Die Herbstzeitlosen Colchicum autumnale erscheinen – je nach Sorte – schon im August und halten sehr lange durch. Es gibt wunderschöne Sorten – kurzstielig und höher wachsend, einfach blühend und gefüllt. Ich habe die kleine, pflegeleichte ‚Violet Queen‘ im Garten. Die kräftig purpurvioletten Blüten mit weißem Schlund sind robust und überstehen auch stärkere Regengüsse. Etwa vier Blüten pro Knolle erscheinen im Zeitraum von Ende September bis Mitte Oktober.
Etwas heikler ist ´Lilac Wonder´. Ihre wunderschönen sternförmigen helllila Blüten öffnen sich im September. Während der Blütezeit strecken sie sich immer weiter und fallen leider irgendwann um. Du solltest sie daher direkt an Stauden setzen, deren Zweige und Laub den Blüten Halt geben. Dieser Tipp gilt auch für die gefüllten Herbstzeitlosen: Waterlilly wächst bei mir aus dem Neuaustrieb einer Katzenminze heraus.
Zusätzlich solltest du bei der Standortwahl bedenken, dass die Colchicum jetzt im Herbst elegant aussehen, so ganz ohne Blattwerk, sich im Frühjahr aber große, kräftige und leider unattraktive Blattschöpfe aus der Erde schieben. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass diese Pflanzen überaus giftig sind und sogar Pferde und Rinder töten können, die versehentlich wilde Exemplare von der Wiese gefressen haben. Daher: pflücken verboten! Und merk dir auch den Standort gut, damit es im Frühjahr bei der Bärlauchernte keine Verwechslung gibt…
Herbstzeitlose wollen früh gesetzt werden. Es macht Spaß, ihre großen Knollen im August schon mit Triebspitzen zu erwerben – aus einer kommen mehrere Blütenröhren -, sie einzusetzen und sich schon ein paar Tage später an ihnen zu erfreuen. Man kann sie wohl auch wie eine Amaryllis nur mit etwas Sprühwasser im Zimmer antreiben. Das stelle ich mir in einem Glashafen mit ein paar Zweigen und Bucheckern zum Beispiel sehr hübsch vor.
Heißgeliebt: der Krokus.
Die Krokusse sehen ganz ähnlich aus, haben aber nicht sechs, sondern nur drei Staubgefäße, daran kannst du sie von den Colchicum unterscheiden. Sicher kennst du Safranfäden in der Küche, das sind nichts anderes als die getrockneten Staubfäden des im Herbst blühenden Safrankrokusses Crocus sativus. Dieses schöne Gewächs Nordafrikas mochte unser Gartenklima allerdings nicht so gern und verschwand nach einer Saison sang- und klanglos. Seine nicht-gewürzigen Brüder passen besser in unsere Breiten und sind unkompliziert.
Wichtig für das Gedeihen ist: Der Krokus bevorzugt einen Platz an der Sonne und mag einen durchlässigen, humosen Boden. Es gibt verschiedene Arten im Handel: Der Prachtkrokuss Crocus speciosus wächst bei mir nahezu überall gut und sieht besonders nett als eine Art Spalier am Wegesrand aus. Man kann ihn angeblich aber auch im Rasen gut verwildern lassen, was ich nicht ausprobiert habe, da mir das mit der ganzen Vertekutiererei unpassend erscheint. Vielleicht hast du aber eine echte Wiese und probierst dort den Wiesen-Herbstkrokus Crocus pulchellus aus? Dann bin ich gespannt auf deine Berichte.
Zauberhafte Alpenveilchen.
Meine Gartenjahre beginnen und enden mit Alpenveilchen. Im Februar entzückt Cyclamen Coum auf dem winterlich kahlen Boden, jetzt zeigt sich das efeublättrige Cyclamen hederifolium an vielen Stellen, an denen das Laub der Stauden vergeht.
Ich habe weiße und rosa Formen im Garten, es gibt aber auch knallig pinkfarbene. Und auch am Laub haben die Züchter gearbeitet und metallisch bis silbrig glänzende Sorten auf den Markt gebracht. Willst du mit Herbstalpenveilchen starten, empfehle ich dir den Kauf von getopfter Ware. Die wie Lebkuchen aussehenden Knollen trocknen nämlich leicht aus und sind dann nicht mehr zu gebrauchen, außerdem ist es eine echte Herausforderung, Ober- und Unterseite voneinander zu unterscheiden und sie richtig herum einzupflanzen. Dann kommt noch dazu, dass man das Herbstalpenveilchen mit der Wurzelseite nach oben setzen soll, das der Winteralpenveilchen aber richtig herum. Ich habe mir durch falsches Pflanzen jedenfalls mehrmals die Knollen versaut und dann ein langes Gesicht gemacht, wenn sich einfach nichts rühren wollte.
Aber keine Bange: Mit Topfware geht das Ausbreiten munter los. Dann sind nur noch Ameisen, aber wir Menschen überhaupt nicht mehr gefragt. Im Gegenteil: Nichts machen, nicht hacken, nur gucken. Viel Freude dabei. Genieß deinen Garten, jeder Moment ist kostbar.
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