Duftpelargonien (Duftgeranien): eine Leidenschaft für Gärtner und Genießer
Duftpelargonien sind die aufkommenden Stars auf Balkon, Terrasse und in der Küche. Mit ihrem aromatischen Laub und hübschen Blüten erfreuen sie Auge, Nase und Gaumen.
Nach dem großen Interview zum generellen Thema Pelargonien (umgangssprachlich Geranien genannt), habe ich heute die Ehre, dass Expertin Brigitte Stisser ihr Wissen zu Duftpelargonien mit uns teilt.
Liebe Brigitte, was macht eine Pelargonie zur Duftpelargonie?
Unter den 250 bis 280 Arten der Wildpelargonien gibt es viele, die Duftstoffe enthalten. Von „Feinschmeckern und Feinriechern“ werden sie sehr geschätzt. Sie sind zwar keine auffällig schönen Pflanzen, ihre Blüten sind meist klein, es gibt aber Ausnahmen. Dafür schmücken sie sich mit ihrem Duft und aparten, interessanten Blattformen.
Die Pflanzen enthalten die ätherischen Öle übrigens in Drüsenhaaren und Blättern, die bei leichtem Reiben der Blätter, manchmal auch schon bei Berührung, freigesetzt werden. Man vermutet, dass die Duftstoffe – bei manchen Arten auch stinkende Stoffe – den Pflanzen einen Schutz vor Fressfeinden bieten.
Welche Sorten gibt es?
Bei den meisten Sorten handelt es sich um den Wildarten nahestehende
Pelargonien, die züchterisch nur wenig bearbeitet wurden. Zu den Arten zählen P. citronellum, P. graveolens, P. fragrans, und P. crispum. In England war es Mitte des 19. Jahrhunderts Mode, große Sammlungen von Duftpelargonien zusammenzutragen. Auch heute steigt das Bewusstsein der Menschen für Düfte und Geschmacksrichtungen natürlicher Herkunft – und dadurch für Duftpelargonien – wieder an.
Bei diesen Pelargonien kann man Duftnoten von Zitrone, Balsam, Apfelsine, Rose, Muskat, Pfefferminze, Eukalyptus, Zedernholz, Ingwer, Zitronenmelisse, Apfel, Waldmeister und noch viele andere Duftnoten wahrnehmen. Mitunter ist der Duft aber auch nicht eindeutig zu beschreiben, viele Duftrichtungen überlagern sich und nicht alle Menschen nehmen einen bestimmten Geruch gleich wahr – was der eine als einen schönen Duft empfindet, ist für den anderen unangenehm.
Besonders geschätzt werden Duftpelargonien von sehbehinderten Mitmenschen.
Dies sind Duftpelargonien-Arten einschließlich ihrer Duftnoten:
P. asperum Waldmeister
P. capitatum Rose (süßer Duft)
P. cordifolium Apfelsine
P. crispum Zitrone
P. fragrans Muskat
P. graveolens Rose
P. odoratissimum Apfel-Minze
P. quercifolium Balsam (stechend)
P. radens Zitrone
P. tomentosum Pfefferminze
P. vitifolium Balsam
Dies sind Duftpelargonien-Hybriden einschließlich ihrer Duftnoten:
P. „Attar of Rose“ Rose
P. „Betty Huelsmann“ Zitrone
P. „Clorinda“ Zedernholz und Eukalyptus
P. „Lady Plymouth“ Rose und Minze
P. „Lemon Rose“ Zitrone und Limone
P. „Mabel Gray“ Zitrone
P. „Prince of Orange“ Apfelsine
P. „Queen of Lemon“ Limone
P. „Rober’s Lemon“ Zitrone
P. „Scarlet Pet“ Mohrrübenkraut
P. „Snowflake“ Pfeffer
P. „Sunburst“ Zitronenmelisse
P. „Toronto Ginger“ Ingwer
Man bedenke aber, wie gesagt: Jeder Mensch hat ein anderes Duftempfinden. Man muss sich selbst aussuchen, was gefällt. Das ist so ähnlich wie beim Kauf eines Weines.
Werden Duftpelargonien wie die anderen Pelargonien kultiviert?
Duftpelargonien sollte man immer in die Nähe des wichtigsten Aufenthaltsortes im Garten pflanzen oder aufstellen – man kann dann im Vorbeigehen immer den Duft der Blätter wahrnehmen.
Duftpelargonien lieben wie alle Pelargonien trockene Standorte, sind empfindlich gegen stauende Nässe und gegen Kälte. In der Ruhezeit sollten sie am besten kühl und sehr hell stehen und wenig Wasser bekommen. Da sie oft sehr hoch werden, kann man sie im Frühjahr bedenkenlos einkürzen. Dann verzweigen sie sich auch besser.
Duftpelargonien überzeugen immer mehr Köche und Genießer – wofür kann man sie einsetzen?
Die genannten Pelargonien lassen sich zum Würzen und Aromatisieren von Speisen, Likören, Backwaren, Marmeladen, Gelees, Salaten und Dressings verwenden, auch für Seifen und Kosmetika, da sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt.
Duftpelagonien spielen aber nicht nur in der Küche eine Rolle. Einige werden, zum Beispiel in Frankreich und auf der Insel Reunion und in verschiedenen Ländern Afrikas, zur Herstellung des Geranienöles genutzt. Es wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen und ersetzt das teuere Rosenöl bei der Parfümherstellung.
Einige Arten werden auch für medizinische Zwecke genutzt, zur Linderung bei Ruhr und Durchfall, in der Ohrenheilkunde, als Mittel gegen Insektenstiche. Das heute in Apotheken erhältliche Medikament „Umckaloabo“, das bei Bronchitis, Sinusitis, Mandelentzündung oder Nasenschleimhautentzündung eingesetzt wird, wird aus den Wurzeln von Pelargonium sidoides und Pelargonium reniforme gewonnen und in afrikanischen Ländern feldweise angebaut. Die Untersuchungen gehen auf Arbeiten von Maria Lis-Balchin zurück. [Siehe Literaturverzeichnis].
Liebe Brigitte, hab wieder einmal ganz herzlichen Dank für deine Infos und wertvollen Tipps zum Umgang mit Duftpelargonien. Ich bin sicher, dass du vielen „Lust auf Duft“ gemacht hast.
Weiterführende Literatur.
Miriam Wiegele: Duftpelargonien. Anbau, Pflege, Sorten. Ulmer Verlag, ISBN-13: 978-3800131334
Maria Lis-Balchin: Geranium and Pelargonium : History of Nomenclature, Usage and Cultivation. Taylor & Francis Ltd, ASIN: B01GXX7FLE
Zum Vergrößern und Lesen der Bildunterschriften klicke die Fotos bitte an. Sie stammen von Brigitte Stisser und Pelargoniengärtner Philipp Gießibl.