Mein Gartenjahr März: Frühlingsgefühle und eisiger Ostwind

Der Start in den März ist deutlich winterlicher als der in den Februar. Der Frühling im Rückwärtsgang.

Russenpeitsche – was für ein bildhaftes Wort. Und was für ein garstiges Gefühl auf der Haut nach schon so viel lauer Frühlingsluft. Bei uns war es Ende Februar tatsächlich so, als würde Wladimir höchstselbst mit einer neunschwänzigen Katze durch den Garten marschieren. Alle bis dahin schon so munteren Pflänzchen duckten sich eilig oder legten sich mal gleich auf den Boden. Dabei ist das Wort natürlich hochgradig politisch inkorrekt und Meteorologen hätten gern den Ausdruck „arktische“ oder „sibirische Kaltluft“. Aber das wäre ja viel zu zahm für die -15 Grad, die wir Anfang März nun plötzlich haben. Was hätte Oma so schön gesagt, als ich im Februar-Beitrag schon Latte-Macchiato-auf-der-Terrasse-gefühlig vom mildesten Winter ever schrieb? „Kind, das dicke Ende kommt noch.“ Oma wusste Bescheid.

Wobei: Ich hab mal geschaut, wie die Wetterexperten zum Start des meteorologischen Frühlings am 1. März den vergangenen Winter analysiert haben: Der Winter 2017/2018 war tatsächlich mild. Bezogen auf das Mittel mit +1,4 Grad zu warm. Das Ergebnis resultiert aus einem mit +1,8 Grad zu warmen Dezember und einem mit +4,3 Grad nahezu unglaublich warmen Januar. Der Februar startete warm und wurde dann zu kalt, nämlich -2,1 Grad im Vergleich zum Mittelwert. Das Positive ist allerdings, dass Wladimir ein echtes Highlight im warsten Sinne ist: Der bis dahin eher zu dunkle Winter wurde – zumindest in Berlin – nun strahlend sonnig.

So gehen die Pflanzen mit der Kälte um.

Im Garten ist gerade Pause und auch ich nehme mein Getränk jetzt lieber gemütlich auf dem Sofa zu mir oder kümmere mich um meine Zimmerpflanzen. Der Anblick der schlappen Christrosen und Schneeglöckchen macht mich auch immer ein bisschen unruhig, selbst wenn ich weiss, dass dieses Verhalten eigentlich schlau von der Pflanze ist. Sie schützt sich vor Kälteschäden, indem sie Wasser aus den Zellen in die Zwischenräume verlagert und somit verhindert, dass das gefrierende und sich ausdehnende Wasser die Zellen sprengt. So hängen Blütenköpfe und Blätter bei Frost wie welk nach unten, sie richten sich aber wieder auf, wenn die Temperaturen steigen.

Echte Optimisten sind hingegen die Märzenbecher. Sie bimmeln selbst bei der größten Kälte, als könnte jeden Moment eine Biene um die Ecke kommen. Die Krokusse stehen derweil zwar noch aufrecht, bei ihnen ist aber wegen Kälte geschlossen. Unter den Winterlingen gibt es einige, die anscheinend zu den Märzenbechern schielen und ihre Blüten öffnen, andere halten Winterschlaf in Kugelform. Kombiniere: Bei ihnen scheint nicht die Temperatur, sondern die Sonne der auslösende Faktor für das Öffnen der Blüten zu sein.

Besonders bei Kälte: eine Wassertränke für Vögel.

Ein schlechtes Gewissen bekam ich heute, als ich las, dass es Vögel derzeit extrem schwer haben, an Nahrung und vor allem Wasser zu gelangen. Ein kleiner Vogel in der Größe einer Meise  verbrennt in einer einzigen Frostnacht bis zu 20 Prozent seines Körpergewichts. Das heißt, wir können füttern helfen, damit er die Verluste leichter wieder ausgleichen kann. Aber vor allem brauchen Vögel jetzt eine Schale mit Wasser, da die natürlichen Wasserquellen zugefroren sind und es, zumindest in Berlin, extrem trocken ist – rät die Deutsche Wildtier Stiftung. Ich habe gleich eine Schale aufgestellt und drei Zentimeter hoch Wasser eingefüllt. Als Landeplatz kam ein flacher Stein in die Mitte. Trotz der Nullgrade im zweistelligen Bereich musste ich erst nach sieben Stunden die oberste gefrorene Schicht abnehmen und neues Wasser nachgießen. Als Alternative hatte Instagram-Freundin Gartenbetti den Tipp, die Schale auf ein Stövchen zu stellen. Den Aufwand, inklusive täglicher Reinigung, sind mir die kleinen Piepmätze allemal wert. Vor allem wird es ja nicht ewig so gehen – für die nächste Woche sind wieder Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt angesagt.

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Hallo, ich bin Xenia,

Gartenfachberaterin und seit 10 Jahren Gartenbloggerin auf berlingarten.de, dem ausgezeichneten Gartenblog.
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