Wiederholung im Garten: Der Trick, der deinen Garten größer zaubert
Wiederholung in der Gartengestaltung – oder wie ich lernte, nicht jeden Quadratzentimeter mit einer anderen Pflanze vollzustopfen.
Kennst du das? Du stehst im Garten, hast gefühlt hundert verschiedene Pflanzen gekauft (weil sie alle so schön waren!), und das Ergebnis sieht aus wie… nun ja… wie ein botanisches Sammelsurium auf dem Wochenmarkt. Irgendwie unruhig. Irgendwie chaotisch. Irgendwie „wo soll ich eigentlich hinschauen?“
Willkommen im Club. Ich war jahrelang Mitglied.
Das Geheimnis der Gartengestalter, über das niemand spricht.
Hier kommt die gute Nachricht: Es gibt einen simplen Gestaltungstrick, der aus dem Pflanzenchaos einen zusammenhängenden, harmonischen Garten zaubert. Gartendesigner nennen es „Wiederholung“ – ich nenne es „die smarteste Art, gutes Design in den Garten zu bringen“.
Das Prinzip ist so einfach, dass man sich fragt, warum einem das nicht schon längst eingefallen ist: Dieselben Pflanzen tauchen mehrfach im Beet bzw. im Garten auf. Fertig. Klingt banal? Ist es auch. Funktioniert trotzdem grandios, wie du an dem Sandrohr amagrostis x acutiflora ‚Karl Foerster‘ eindrucksvoll erkennen kannst.

Wie ich es auf die bunte Tour lernen musste.
Bei mir kam die Erleuchtung, nachdem ich von primär Rosatönen auf kräftige Farben umgestellt hatte. Endlich Mut zur Farbe! Violett! Gelb! Drama! Ich war so stolz auf mich. Und mein Mann erst. Denn der hatte sich schon seit Jahren durch „unerlaubte Riesensonnenblumen“ sein geliebtes Quentchen Gelb in den Garten getrickst und seufzte ständig nach mehr.
Aber das Ergebnis während der Umstellphase? Ein visuelles Durcheinander! An mehreren Stellen strahlte fröhliches Gelb – aber kein Violett weit und breit. Im zentralen Beet thronte der violette Phlox majestätisch – umgeben von… nun ja… keinem Gelb. Die Beete ignorierten sich gegenseitig wie Gäste auf einer missglückten Party.
Null Zusammenhalt. Keine Harmonie. Nur bunte Einzelgänger.
Die Rettung kam in zwei Akten: Im Frühjahr nahm ich Ableger vom Phlox und verteilte sie in die gelben Beete (siehe unten). Und ins zentrale Violett-Beet sowie an andere exponierte Stellen gesellte ich Gruppen von Fallschirmrudbeckien – die im wahrsten Sinne des Wortes ÜBERRAGENDE Lösung. Diese Stauden-Diva wird gut zwei Meter hoch und trägt ihre gelben Schirme so selbstbewusst, dass man sie von überall im Garten sieht.
Plötzlich: Harmonie. Die Beete sprachen miteinander. Der Garten wirkte wie aus einem Guss.
Und hier kommt der wichtige Punkt: Gerade bei knalligen Farbkombinationen ist Wiederholung nicht „irgendwie nett“ – sie ist zwingend. Intensive Farben brauchen diese verbindenden Elemente, sonst wird aus mutig schnell deplaziert.
Aber auch wenn du auf dezente Töne setzt, entsteht durch Wiederholung ein angenehmes Muster, das den Garten geplant und nicht zufällig zusammengepflanzt wirken lässt.



Die zwei Arten der Wiederholung .
Variante 1: Die beetinterne Wiederholung
Das ist die Light-Version: Du pflanzt dieselbe Staude mehrfach innerhalb eines Beetes. Je nach Größe der Pflanze in Gruppen von mehreren Exemplaren. Wird die Pflanze sehr breit wie eine große Aster oder ein mächtiges Gras, reicht natürlich auch ein Exemplar pro Pflanzplatz, sonst aber setze gut wahrnehmbare Gruppen. Diese Wiederholung gibt einem einzelnen Beet Struktur und Rhythmus. Das obige Titelfoto, das ich im Botanischen Garten in Oxford aufgenommen habe, zeigt in Perfektion, wie sich die markanten Pflanzengruppen harmonisch abwechseln.
Variante 2: Die Gartenklammer (mein Favorit!)
Hier wird’s richtig gut: Die gleichen Pflanzen tauchen an verschiedenen Stellen im Garten auf. Vorne links blüht der violette Phlox, hinten rechts auch, und – Überraschung! – in der Mitte nochmal. Plötzlich wirkt der ganze Garten wie aus einem Guss.
Warum besonders kleine Gärten von Wiederholung profitieren.
In einem großen Garten kannst du mit der Wiederholung innerhalb des jeweiligen Beetes durchaus auskommen. Da hast du Platz für Wirkung, für Pflanzenmassen.
Aber in einem kleinen Garten? Da siehst du alles auf einmal. Und wenn da zwanzig verschiedene Pflanzen um Aufmerksamkeit buhlen, fühlt es sich noch enger an, als es ohnehin schon ist. Das Auge findet keine Ruhepunkte, der Garten wirkt kleiner.
Die Lösung: Weniger Arten, dafür öfter. Die gleichen Pflanzen an mehreren Stellen schaffen visuelle Verbindungen quer durch den Garten. Plötzlich wirkt der Raum größer, weil dein Blick nicht an jeder Ecke stolpert, sondern sanft durch den Garten gleitet.
Es ist ein bisschen wie beim Aufräumen: Wenn du in jedem Zimmer dasselbe Farbschema hast, wirkt die Wohnung größer. Im Garten funktioniert das genauso.
Praktische Tipps für deine Gartengestaltung: So setzt du Wiederholung um (ohne dass es langweilig wird).
Fang mit einer Pflanze an.
Nicht direkt den ganzen Garten umkrempeln. Such dir eine Pflanze aus, die du liebst und die gut bei dir wächst. Kauf drei weitere Gruppen davon. Verteile sie im Garten. Guck, was passiert. (Spoiler: Es wird dir gefallen.)
Ungerade Zahlen sind deine Freunde.
3, 5, 7 – das wirkt natürlicher als 2, 4, 6. (Man denke an die alte Floristenregel à la „drei Röschen plus Schleierkraut“.)
Mix aus Wiederholung und Abwechslung.
Nicht alles wiederholen, sonst wird es monoton. Die Kunst liegt darin, einige „Anker-Pflanzen“ zu haben, die sich wiederholen, während andere Pflanzen für Überraschungen sorgen.
Ich arbeite meist mit zwei bis drei Wiederholungs-Pflanzen pro Beet. Der Rest unterstützt die Hauptdarsteller im Beet und darf unterschiedlich sein.
Farben und Formen wiederholen.
Noch ein Profi-Trick: Du musst nicht immer exakt dieselbe Pflanze wiederholen, um Wiederholung zu schaffen. Du kannst auch dieselbe Farbe oder Blütenform mehrfach einsetzen. Beispiel: Verschiedene rote Stauden schaffen auch eine Verbindung – auch wenn es mal Kerzenknöteriche, mal Spornblumen sind (siehe unten).
Struktur übers Jahr.
Denk daran, wann was blüht. Wenn dein violetter Phlox nur im Juli/August blüht, brauchst du auch Wiederholungs-Pflanzen für andere Jahreszeiten. Sonst funktioniert die Klammer nur zwei Monate im Jahr. Bei mir sind das zum Beispiel im Winter die Schnee- und Lenzrosen, im Mai die Zierlauche (siehe oben) und spät im Jahr die Astern.

Die häufigsten Fehler – und was du besser machen kannst.
Zu wenig Geduld.
Wiederholung braucht Zeit, um zu wirken. Frisch gepflanzt sieht das oft noch mickrig aus. Aber nach zwei, drei Jahren, wenn die Pflanzen sich etabliert haben – dann entfaltet sich die Magie. Wenn du diese Zeit überbrücken willst, arbeite mit Zwiebelblumen wie Narzissen, Tulpen und Zierlauch, die du in hoher Stückzahl im Garten verteilst. Für den Hochsommer und Herbst kannst du mit einer tollen Dahliensorte für das gewisse Etwas sorgen.
Planlose Wiederholung.
Wahllos dieselbe Pflanze überall einzubuddeln, funktioniert nicht. Die Wiederholungen sollten den Blick durch den Garten lenken, Bereiche verbinden, einen Rhythmus schaffen. Also: mit Absicht pflanzen, nicht aus Versehen.
Dazu bietet sich an: entlang eines Weges links, rechts, links, rechts eine Pflanzengruppe zu wiederholen. Oder das Hauptthema eines weiter weg liegenden Beetes direkt am Sitzplatz zu spiegeln. Links und rechts neben einer Bank eine Kübelpflanze zu wiederholen. Eine Pflanzenart wie rosa Rosen durch den ganzen Garten zu ziehen: vom Rosenbogen am Eingang bis zu Füßen einer Statue am Ende einer Sichtachse.
Wiederholung kann sich sogar auf architektonische Elemente beziehen! Denk nur daran, wie dich hintereinander gestaffelte Pergolen in den Garten hineinziehen. Oder ein bestimmtes Wegemuster einem Garten Charakter und Wiedererkennungswert geben kann.


Was Wiederholung mit deinem Garten macht.
Wiederholung schafft das, was Gartendesigner „unity“ nennen – Einheit, Zusammenhalt. Dein Garten fühlt sich plötzlich nicht mehr an wie eine zufällige Ansammlung von Pflanzen, die sich irgendwie denselben Raum teilen. Er wird zu einem Gesamtkunstwerk, einem Ort von Schönheit, in dem die verschiedenen Teile des Gartens zu einem harmonischen Ganzen geworden sind.
Und das Beste: Du musst kein professioneller Gartengestalter oder altgedienter Gärtner sein, um das hinzukriegen. Im Gegenteil! Es reicht, wenige gute und wirkungsvolle Pflanzen zu kennen, die zu dir und deinen Bedingungen passen. Mit ihnen kannst du deinen Garten „füllen“. Weniger verschiedene Pflanzen können tatsächlich mehr Garten ergeben.

Mein Fazit.
Seit ich mit Wiederholung arbeite, sieht mein Garten nicht nur besser aus – er fühlt sich auch besser an. Ruhiger. Durchdachter. Größer, obwohl er objektiv genauso klein ist wie vorher. Selbst meine kräftigen Farben kann ich nun gut kombinieren.
Also: Trau dich. Pflanze dieselbe Pflanze nochmal. Und nochmal. Und schau zu, wie dein Garten plötzlich zusammenwächst.
Du hast Anmerkungen oder Fragen? hinterlasse wie immer gern einen Kommentar!
FAQ/Service für eilige Leser: Wiederholung im Garten.
P.S.: Falls du jetzt Lust auf violetten Phlox bekommen hast – ich auch. Ständig. Es gibt nie genug Phlox. ;-)
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