12tel Blick August: gelungen und missglückt
Der 12tel Blick im August soll nicht nur auf die Schokoladenseiten fallen, sondern auch auf die nicht aufgegangenen Konzepte. Ich hoffe, du hast Hinweise für mich, wie ich es besser machen kann.
Das Schöne an der Aktion 12tel Blick und meine Auswahl des Blickwinkels ist, dass alles immer tipptopp und wohlgeharkt aussieht. Dazu kommen ansprechende Fotos der monatlichen Highlights. Am Ende kann ich stolz ein ganzes Jahr Perfektion anbieten. Ein Garten voller Schokoladenseiten.
Aaaber: Nun ist das hier keine Hochglanzzeitschrift und ich bin bei berlingarten sozusagen zu Hause. Warum also nicht mal ungeschminkt? Ich möchte heute nicht nur mein Freud, sondern auch mein Leid mit dir teilen. Wenn du Tipps und Tricks für mich hast, wie ich meine kleinen Misserfolge noch drehen kann: Hinterlasse bitte einen Kommentar. (Und sonst auch, denn das macht mich Schreiberling einfach glücklich.)
Top oder Flop.
Unter der Überschrift „gelungen“ würde ich meine Bemühungen, die Farbe gelb stärker im Garten zu integrieren, verbuchen. Ich habe ja schon öfter seufzend angemerkt (hier zum Beispiel), dass der Gartengemahl und ich viele Jahre in unterschiedlichen, sich geradezu beißenden Farbwelten lebten – er auf der sonnigen, ich auf der rosigen Seite. Ohne die rechte Verbindung. Aber warum nicht mal nachgeben, wenn ein Spätsommer mit Sonnenfarben doch tatsächlich wirklich schön ist? Also habe ich im letzten Jahr angefangen, gelbe Stauden mit hellblauen und violetten zu kombinieren. Die leiten dann sachter zu den rosa Tönen über. Auch das Japanische Waldgras Hakonechloa leuchtet mit gelbem Laub. Sehr schön entwickelt hat sich die Schönaster. An ihren zahlreichen kleinen Sternenblüten kann ich mich über viele Wochen erfreuen. Eine große Enttäuschung dagegen sind die beiden sonst überall geradezu wuchernden Storchschnäbel Rozanne und Orion. Wogende lila und blaue Blütenteppiche? Fehlanzeige! Ob meine Exemplare wohl zu dunkel stehen? Mehr als Halbschatten ist nämlich im Moment nicht. Muss ich sie umpflanzen?
Ein Traum ist mal wieder die Aster Mönch. Wer sie noch nicht hat, lasse alles stehen und liegen und eile in die nächste gute Gärtnerei, um mindestens drei Exemplare von ihr zu erwerben. Oder googele gleich nach Bezugsquellen. – Aber halt! Erst zu Ende lesen und mir noch Ratschläge dalassen! (Was du über Mönch wissen musst, habe ich hier schon einmal beschrieben.)
Sehr gut gekommen sind auch die Wiesenrauten Thalictrum. Von denen kann ich gar nicht genug bekommen. Stauden, die dagegen anscheinend von mir genug haben, sind die Sterndolden Astrantia. Sowohl die edlen rosafarbenen, als auch die gewöhnlichen weißen. In England habe ich geradezu plantagenartige Sterndolden gesehen. Bei mir mickern sie traurig herum – ein Foto kann ich dir nicht präsentieren, denn es gibt nichts zu fotografieren. Keine Frage: Alle meine Gewächse müssen extrem konkurrenzstark sein (350 qm zur Verfügung und Gärtnerinnenwünsche für 3.000qm). Aber wenn ich die Sterndolden an ihren natürlichen Standorten im Gebirge sehe, rückt ihnen auch alles mögliche auf die Pelle und dennoch strotzen sie nur so vor Kraft. Was könnte ich ihnen anbieten, damit sie mal loslegen?
Nächste Diva: die Herbstanemone. Während die gewöhnliche Anemone hupehensis sich so breit macht, dass wir den restlichen Garten vor ihr in Sicherheit bringen müssen, sieht die edle horstartig wachsende Honorine Jobert wie ein Mädchen aus, zu dem meine Oma immer gesagt hätte: „Iss man noch ein Stück Torte.“ Stehe ich im Foersterschen Staudengarten vor deren drallen Dingern, gehe ich zwar erfüllt von den herrlichen Eindrücken, aber auch wehmütig nach Hause.
Schlicht-schön ist der weiße Lerchensporn. Er tut mir grad richtig gut. Er ist wieder voll durchgetrieben und hat es jetzt insgesamt schon auf vier Monate Blüte gebracht. Er sät sich aus und deckt mit seinen zarten Federblättchen hübsch den Boden zu. Unter den Birnbäumen zum Glück auch das viele Fallobst. Ich hatte mir zwar vorgenommen, die vielen Äpfel und Birnen zur Mosterei zu bringen (Artikel über eigenes Obst hier), aber bevor die Anfang September überhaupt ihren Betrieb aufnehmen, ist bei uns schon alles durch die Monilia-Fruchtwelke vergammelt. Bei uns läuft der Krankheitsverlauf so ab: Wenn ich an einem Sonntagmorgen aus meinem Liegestuhl in die Bäume gucke, sehe ich, wie Wespen die Früchte anpieken. Am Nachmittag hat sich bereits ein brauner Ring gebildet. Am nächsten Tag ist die braune Stelle schon mindestens zwei-Euro-Stück-groß, das Obst nicht mehr zu genießen. Sag mal, was hilft dagegen?
Ich schließe mit einem Hoch auf die Kerzenknöteriche. Du hast sie nun schon auf mehreren Fotos gesehen. Und ich werde jetzt nicht darüber lamentieren, dass sie schon fast zu gewaltig werden…
Hier noch der Garten im Jahreslauf, wie er sich verändert und reift.
Alle Fotos vergrößern sich durch anklicken.
Ich verlinke wie immer den 12tel Blick zu Tabea Heinicker und all den schönen Monatsbildern.