Drucken mit Blättern, den Garten konservieren
Wenn das Gartenjahr zu Ende geht, können wir die Erinnerung durch schöne Basteleien mit Blättern bewahren. Zeit genug haben wir ja jetzt.
Ich gebe zu: Ich bin eine Herbst-Memme. Normalerweise ist bei mir das Glas eher halb voll als halb leer, aber wenn die ersten Herbstanemonen aufblühen, bricht bei mir die O-nein-das-Gartenjahr-ist-schon-fast-vorbei-Panik aus. Dann möchte ich am liebsten die Zeit anhalten und mich für immer an den Liegestuhl unter dem Apfelbaum ketten.
Da ich den Zeitpunkt dieses Jahr schon wieder verpasst habe, musste eine andere Form der Konservierung meines Gartenjahres her. Die Idee war: Ich drucke mit meinen vergehenden Blättern ein Bild, sodass deren Strukturen bei mir im Wohnzimmer an der Wand überdauern. Als Pflanze hatte ich die Hosta erkoren, deren Blattwerk besonders auffällig vergeht – heute noch schön und kräftig, morgen schon komplett in sich zerfallen.
Das Drucken mit Blättern.
Das Druckverfahren ist das des allseits bekannten Kartoffeldrucks, also so simpel, dass es fast peinlich ist, es hier zu beschreiben.
Es eignen sich Acrylfarben, aber auch ganz normale Wassermalfarben, wie man sie aus der Schule kennt. Vielleicht sind sie sogar besser geeignet, weil das Wasser die Blätter geschmeidig hält und sie nicht so stark pigmentiert sind. Mit ihnen lassen sich die Blätter nahezu unbegrenzt nutzen. Die Farbe wird mit einem Pinsel aufgetragen und das Blatt dann schlichtweg auf den Untergrund gepresst. Achtung: Tropfgefahr.
Mir gefallen zweifarbige Drucke aus einer dominierenden Hauptfarbe plus einer Ergänzungsfarbe für mehr Pepp und optischer Tiefe: zum Beispiel Schwarz mit Beige oder Grau, Rostbraun mit Violett oder Schwarz mit Violett. Grüntöne wirken harmonisch und natürlich. – Es sind der Phantasie und dem persönlichen Geschmack natürlich keine Grenzen gesetzt.
Die Blätter haben die perfekte Drucktextur, wenn sie nicht mehr ganz knackig und störrisch, aber auch noch nicht trocken und zerbrechlich sind. Welke Blätter sind perfekt.
Ich empfehle, Latexhandschuhe zu tragen: Ich habe mit bloßen Händen gewerkelt und bekomme die Farbe auch nach knapp einer Woche noch nicht ganz unter den Fingernägeln heraus.
Die Fotos vergrößern sich durch Anklicken.
Bilder, Karten, Tüten, Windlichter und Stoff bedrucken.
Ich habe gleich den Vorrat an Grußkarten, Kuverts, Geschenkpapier oder Geschenketüten aufgefüllt. Mir gefällt es, selbstgemachte Dinge zu versenden oder selbst zu nutzen. Als Materialien zum Bedrucken eignet sich alles aus festerem Papier oder Karton (auch transparentes oder farbiges ist schick), Leinwand-Rohlinge oder auch Stoffbeutel oder T-Shirts (dann Stoffmalfarbe verwenden).
Farnblätter passen bestens, Tannenbäumchen zu drucken. Mit zum Rund geklebtem Transparentpapier ergeben sich winterliche Windlichter. Bizarre Eichenblätter eignen sich, um Kondolenzkarten zu fertigen. Da habe ich nach drei Exemplaren mit der Produktion allerdings aufgehört. Ich hoffe, dass ich die nächsten Jahre wenige brauchen werde… Gleichwohl sind wir hier wieder beim ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Und dem Bewahren von Erinnerungen.