Das Interview: Kathrin liebt Garten – Keramik, Reisen, schöne Pflanzen
In meiner Serie über besondere Gartenmenschen geht es heute um Kathrin, bei der sich privat wie beruflich alles um Garten dreht – und das in vielen Facetten. Im Interview gibt sie jede Menge Tipps zu Pflanzen und Gärten.
Liebe Kathrin, wir haben uns kennen gelernt, als unsere Gärten in derselben Ausgabe eines Gartenmagazins vorgestellt wurden. Seitdem hätte ich dich übrigens schon gern mit einem Portrait auf berlingarten gehabt. Stell’ dich doch bitte kurz vor.
Kathrin, 54 Jahre – 35 @heart – mit Mann, 4 erwachsenen Kindern, 2 Enkelkindern und Hund. Mein jetziger, zweiter Garten liegt an der Westküste Schleswig-Holsteins, 10 km von der Nordsee entfernt, und ist nun gute 7 Jahre jung.
Du gärtnerst nicht nur leidenschaftlich gern, sondern man hat den Eindruck, dass ganz viele Tätigkeiten rund um das Thema Garten entstanden sind. Was ist das alles?
Als mein erster Garten nach ein paar Jahren richtig schick und vorzeigbar war, habe ich ihn im Rahmen von Stadtgarten-Führungen vorgestellt und vier Jahre an der Aktion „Offener Garten“ teilgenommen.
Gleichzeitig habe ich mir den Traum einer kleinen Keramik-Werkstatt mit eigenem Brennofen erfüllt. Hier stelle ich Keramik für Haus und vor allem Garten her, Pflanzgefäße in allen Variationen, Hühner, Beetstecker wie Kugeln und Rosen, Schilder, Pflanzetiketten und vieles mehr.
Alle Galeriefotos dieses Beitrags vergrößern sich durch Anklicken (die Copyrights sämtlicher Fotos liegen bei Kathrin):
Da mich schon immer fremde Gärten begeistert haben und ein Besuch mit Gleichgesinnten viel mehr Spaß bereitet, habe ich 2008 angefangen, Gartentouren anzubieten. Zunächst als Tagestouren nur in Schleswig-Holstein, dann weiter nach Hamburg, Niedersachsen, Berlin, ins Mutterland der Gartenkultur nach England, ins Münsterland, nach Holland und an den Niederrhein. Die Gartentouren werden inzwischen als Leserreisen unserer Tageszeitung angeboten und erfreuen sich auch im 13. Jahr noch immer großer Beliebtheit. Wir sind jeweils mit einem Reisebus unterwegs, der bei Tagestouren fast immer voll besetzt ist, die Gruppengröße bei Mehrtagesfahrten liegt bei 20-30 Personen.
In der Regel gibt es zwischen Mai und Oktober vier thematisch verschiedene Gartentouren pro Jahr, die meistens aufgrund der Anmeldezahlen doppelt stattfinden. In diesem Jahr geht es schon Ende Februar los zu den Schneeglöckchentagen in Hamburg.
Wie haben wir uns so eine Tour vorzustellen?
Im Bus gibt es eine kleine Einführung von mir zum jeweiligen Thema, eine Buch-und Gartenmagazin-Auswahl kreist durch den Bus. Natürlich stärken wir uns zwischendurch bei Mittag und Kaffee und Torte. Die von mir ausgesuchten Gärten – das sind vornehmlich Privatgärten, aber auch mal öffentliche Parkanlagen und botanische Gärten – werden von ihren Besitzern vorgestellt und wir bekommen vor Ort eine Führung oder Einführung. Der Besuch einer Staudengärtnerei, Baumschule oder eines Gartencenters ist natürlich auf einer Gartentour auch dabei, man muss ja schließlich ein Andenken mitnehmen…
2020 geht es als Mehrtagesfahrt nach Irland, von Dublin aus wird der Süden bereist, interessante Gärten und Parkanlagen, aber auch touristische Highlights stehen auf dem Programm. Es sind noch ein paar Plätze frei.
Inzwischen darf ich auch hier und dort mal eine kleine Gartenplanung vornehmen, was mir große Freude bereitet. Daran angeschlossen haben sich Gartenvorträge. Im März gibt es im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen unserer Tageszeitung einen Vortag mit Frühstück zum Thema Gartengestaltung, „Vom Gartentraum zum Traumgarten“.
2012 haben wir am Stadtrand unserer Kleinstadt ein Grundstück mit einem alten Haus gekauft. Dieses konnte leider nicht nach unseren Vorstellungen umgebaut werden. So wurde es abgerissen und in einjähriger Bauzeit ein neues Haus errichtet.
Der vorige Garten ließ sich ja leider nicht wie ein Teppich aufrollen und auf neuer Gartenfläche wieder ausrollen und so entsteht seit 2013 auf 1.260 m² Grundstücksgröße ein neuer Garten. Zwei große Eichen und eine Buchenhecke haben wir übernommen, alles andere habe ich neu gepflanzt.
Und dann schreibst du auch und bist digital unterwegs.
Meine älteste Tochter befand 2015, dass ich ganz dringend auch neben meiner Homepage einen Garten-Blog schreiben müsse. „kathrinsgarten“ ruht momentan aus verschiedenen Gründen und ich bin in der Findungsphase, ob und wie das weitergehen könnte. Wer einen Blog schreibt, der muss auch fotografieren, um Bildmaterial zu bekommen. Da bietet der neue Garten inzwischen genügend Motive, die auf den Gartentouren besuchten Gärten natürlich auch. Zum Blog gesellten sich Pinterest und Instagram (kathrin.liebt.garten), wo ich häufig poste.
Fünf Jahre habe ich für das Magazin „nordlife“, das ist eine Beilage unserer Tageszeitung, die Gartenkolumne geschrieben – eine Sache, die irre viel Spaß bereitet hat. Auch das Schreiben von Gartenbuch-Rezensionen macht Freude und ist mein jüngstes Steckenpferd, diese stelle ich bei Instagram vor.
Wer oder was hat in dir die Leidenschaft für Garten und Pflanzen geweckt?
Mit meinem Mann habe ich zusammen sein Elternhaus samt Garten bezogen. Ich bin also sprichwörtlich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen und fand das absolut nicht so lustig, mit 24 Jahren einen gut 1.000 m² großen Garten an der Backe zu haben. Und so sah der Garten dann auch nach kurzer Zeit aus. Völlig verhunzt! Mein damaliger Freund und jetziger Ehemann mähte zwar Rasen und harkte Blätter im Herbst, aber die Beete! Ich stand vor der Entscheidung, entweder alles weiter verwildern zu lassen, oder… Es wurde das „oder“, ich kaufte mir das Buch „Mein Hobby, der Garten“ und auf ging es…
Welcher Gartentyp bist du?
- Rosa oder gelb? Inzwischen wieder „und“!
- Gemüse oder Blumen? Blumen – ich bin im Sommer zu oft auf Gartentour und wir wohnen sehr ländlich und kennen viele Landwirte, die viel besser Gemüse produzieren können, als es mir bei meinen Versuchen gelungen ist.
- Unkraut oder Wildkraut? Es gibt beides. [Zwinkert] Als Unkraut bezeichne ich Giersch und Co., Scharbockskraut zum Beispiel ist ein Wildkraut und darf bei mir wachsen.
- Gartenhandschuhe oder Erde unter den Fingernägeln? Ich habe nichts gegen Erde unter den Fingernägeln, leider macht das meine Haut nicht lange mit und so „arbeite“ ich jährlich 3-4 Paar Gartenhandschuhe durch.
- Gerade oder geschwungene Linien? Ich mag beides leiden, im neuen Garten geht es ganz gradlinig zu, das passt viel besser zum Haus. Die Beete sind überbordend und brechen die gerade Linie auf.
- Entspannt oder immer auf Trab? [Lacht] Ich arbeite am Entspanntsein! Ich sehe immer irgendwas im Garten und es macht mir einfach so viel Spaß zu werkeln… Zur Ruhe komme ich im Vorgarten, der ganz schlicht bepflanzt ist. Dort habe ich einen tollen Blick über die Felder – samt Sonnenuntergang im Sommer – und kann abends ganz still werden und den Wildtieren zuschauen.
Gibt es Tätigkeiten im Garten, mit denen man dich jagen kann?
Nein, ich liebe alles. Na gut, das Rasenmähen ist nicht meine erklärte Lieblingstätigkeit. Ist wie bügeln, wenn man erstmal angefangen ist, geht’s.
Und auf der anderen Seite: Gibt es Gartenbeschäftigungen, die du am liebsten den ganzen Tag lang tun würdest?
Ich mag tatsächlich gerne in der Erde rumpuzzeln, jäten, lockern… Das erdet mich. Pflanzen, neue Beete gestalten, gucken, wo ich etwas gestalterisch verbessern kann, das könnte ich tagelang.
Was ist deine Inspirationsquelle?
Gartenbücher, Gartenzeitschriften und natürlich Gärten und ihre Gärtnerinnen und Gärtner! Instagram, Pinterest, Gartenblogs.
Welche drei Pflanzen und Gartenutensilien würdest du in einen „einsamen Garten“ mitnehmen – und warum?
Im alten Garten hätte ich sofort gesagt: Rosen, Buchs und Efeu. Die Rose für die Seele, die Immergrünen für die Struktur, besonders im Winter. Inzwischen finde ich Stauden und Gräser super. Sedum auf jeden Fall, Hortensien, Zieräpfel. Blattschmuckstauden! Auf jeden Fall müssen die drei, die ich nur mitnehmen dürfte, über einen langen Zeitraum etwas hermachen. Sedum oder Fette Hennen sind schon im Austrieb schön, in der langen Blütezeit sowieso, und sie haben einen Winteraspekt. Hortensien habe ich im Garten meiner Oma schon gemocht, diese Verfärbung der Blüte. Rilke hat auch Schuld daran, ich liebe einfach seine „Blaue Hortensie“. Zieräpfel haben auch mindestens zwei Höhepunkte im Jahr, die Blüte im Frühling und die Früchte im Herbst. Besonders klasse, wenn die Früchte sogar im Winter noch hängen. Die Auswahl würde ich unter den genannten ganz spontan treffen müssen…
Bei den drei Gartenutensilien hingegen ist es ganz einfach: meinen „Dreizack“ beziehungsweise Handgrubber, über den mal eines unserer Kinder mit dem Dreirad drüber gefahren ist. Er war danach sehr schmal und ich erst sauer, aber nur ganz kurz, denn mit so einem schmalen Ding komme ich viel besser zwischen die Stauden. Dann meine Lieblingsschere von ARS, die Fruits Pruner 310, und natürlich einen Spaten.
Kommen wir zu den Tipps: Hast du einen besonderen Gartentipp für uns?
Meine Buchskugeln, die ich aus dem alten Garten mitgenommen habe, schneide ich alle erst ab Mitte/Ende September, wenn keine schwülwarmen Tage mehr zu erwarten sind. Dann ist der Buchsbaumpilz nicht mehr aktiv und ich habe den Herbst und Winter über frisch getrimmte Kugeln. Im Sommerhalbjahr gibt es so viel anderes in den Beeten zu sehen, da stören mich die etwas struppigen Kugeln nicht.
Ich pflanze Stauden gerne in Gruppen. Also, drei, fünf oder sieben. Sie wirken dann besser, die Pflanzung ist insgesamt ruhiger. Bei sehr großen Gärten kann man die Zahl beliebig erhöhen. Aber Vorsicht: Parkähnliche Situationen lassen sich nicht auf kleine Gärten übertragen. Da kann eine Beetgestaltung bei einer sehr hohen Stückzahl von Stauden schon mal monoton wirken.
Und als Keramikerin: Wie wirken Blumen in Gefäßen wie deinen am schönsten?
Blumensträuße mag ich in meinen Krügen und Vasen gerne wild und üppig, schön „fluffig“! Da kann sich zu den Rosen und Stauden aus meinem Garten auch gerne etwas Beikraut vom Straßenrand gesellen. In den Töpfen finde ich es dicht bepflanzt auch am schönsten.
Zu guter Letzt: Gibt es schöne Gartenausflugsziele, die du uns ans Herz legen möchtest?
Jeder Gartenbesuch ist schön, man nimmt immer etwas mit nach Hause. Einer der schönsten Gärten ist in Schleswig-Holstein der Garten von Fenna Graf in Ascheberg. Die Gärten im Münsterland und die am Niederrhein von Klaus Bender und Manfred Lucenz, der Garten Imig und der Bruchergarten haben es mir angetan, ebenso die holländischen Gärten, die wir auf meiner Gartentour besucht haben. Sissinghurst, Great Dixter und die Beth Chatto Gardens in England würde ich sofort wieder besuchen. Ein wundervolles Ziel ist hier bei mir vor der Haustür auf jeden Fall der Historische Rosengarten in Meldorf am Landwirtschaftsmuseum, eine Sammlung der Journalistin Gerda Nissen, die sich mit der Wiederentdeckung der Alten Rosen einen Namen gemacht hat und zumindest bis zum Niederrhein bekannt ist.
Herzlichen Dank für die vielen sehr schönen Tipps, Kathrin, und alles Gute für das neue Gartenjahr!
Ich danke dir, liebe Xenia!