Quitten – altes Obst neu in Mode
Quittenglück: Über die späte Liebe zu einem tollen Baum mit köstlichen Früchten. Mit Gelee- und Sirup-Rezept sowie wertvollen Tipps zu Sorten, Pflege und Ernte.
Quitten? Meine Erinnerung an lange Kindheitseinsätze in der Küche haben mir Jahrzehnte die Lust auf die schönen gelben Früchte verhagelt. Schwache Arme, stumpfe Messer und zentnerweise steinharte Quitten waren keine gute Kombination. Quittengelee? Damals stand ich mehr auf Nuss-Nougat-Creme.
Als ich jedoch anfing, selbst begeistert zu kochen, änderte sich meine Einstellung. Und inzwischen kenne ich die richtigen Tricks und freue ich mich sehr, wenn sich Menschen wie der liebe Theo vom Gartenstammtisch melden, die von ihrer Ernte gern etwas abgeben. Bisher habe ich ja keinen Quittenbaum, träume aber längt von süß-saftigem Naschobst aus dem eigenen Garten.
Der richtige Standort für den Quittenbaum.
Die Quitte (Cydonia oblonga) ist ein attraktives Obstgehölz mit weißen, rosa oder apricotfarbenen Blüten und großen gelben Früchten. Diese erinnern von der Form entweder an Äpfel oder Birnen. Wer einen Baum pflanzen möchte, der unkompliziert ist und wenig Aufmerksamkeit braucht, hat mir ihr sein Traumgehölz gefunden. Der Standort sollte sonnig und windgeschützt sein, da die Quitte aus dem Kaukasus stammt und weniger winterhart ist als Apfel- oder Birnbäume. Dafür ist die Blüte nicht mehr spätfrostgefährdet, da sie recht spät im Mai/Juni erfolgt. Auch beim Boden ist der Baum genügsam, das einzige, was er nicht mag, sind ein hoher Kalkgehalt und Staunässe. Quitten kannst du als Containerware vom Frühling bis weit in den Herbst hinein pflanzen. Wenn es dich jetzt noch reizt: Los geht’s!
Pflege des Quittenbaums.
„Pflege“ ist schon fast das falsche Wort bei Quitten. Nach der Pflanzung muss der Baum einmal kräftig eingeschlämmt und übers erste Standjahr dann und wann gewässert werden. Ist der Baum ausgewachsen, ist das Gießen nur noch in langen Trockenperioden nötig. 2018 war ein Jahr, in dem der Baum zusätzliche Wassergaben brauchte, damit die Früchte nicht hart und klein blieben.
Auch bei der Düngung ist der Quittenbaum genügsam: Eine jährliche Nährstoffgabe im März/April reicht aus. Bei einer Pflanzung im Herbst dünge bitte auch erst im Frühjahr, um den Baum jetzt nicht zum Austrieb zu animieren und damit die Winterhärte zu gefährden.
Einen konsequenten Schnitt wie andere Obstgehölze benötigt die Quitte nicht. Ein Auslichten des Innern alle zwei Jahre ist jedoch sinnvoll, um den Baum luftig zu halten.
Probleme mit Krankenheiten gibt es kaum. Sollte es Anzeichen der Monilia Spitzedürre geben, schneide die befallenen Zweige bis ins gesunde Holz zurück. Das kommt im Vergleich zu Kirschen jedoch äußerst selten vor.
Quittensorten.
Welche Quittensorte ich mir bei Theo pflücken durfte, ist leider nicht mehr bekannt. Der Baum ist rund 30 Jahre alt und äußerst stattlich. Die 2018er Ernte mit 250 Kilogramm war wohl auch rekordverdächtig. Ich hatte es gut: kam, sah, fotografierte und pflückte einen großen Korb voll. Damit war die Arbeit für mich erledigt. Die „restlichen“ 230 Kilogramm blieben für Theo, der daher noch gleich mehrere weitere Stammtischteilnehmerinnen versorgte.
Aber keine Angst: Ein Quittenbaum muss nicht in Schwerstarbeit ausarten. Im Gegensatz zu Theos Prachtstück sind die meisten angebotenen Sorten auf einer Unterlage veredelt. Als besonders geeignet für kleine Gärten gilt die Unterlage „Quitte C“, die den schwächsten Wuchs aufweist und mehltauresistent ist. Daher achte beim Kauf darauf, welche Unterlage für den Baum verwendet wurde. In einer guten Baumschule können die Fachleute dir entsprechend Auskunft geben.
Ich liebäugle mit zwei Sorten, von denen es heißt, man könne die Früchte roh und ungeschält genießen, wie es in Griechenland üblich ist: ‚Ayva‘ oder die ‚Ingenheimer Riesenquitte‘ mit kindskopfgroßen Früchten. Beide sollen süß und aromatisch sein. Die bei uns üblichen Sorten müssen gegart werden, um lecker zu schmecken. Bei den apfelfrüchtigen gilt die Sorte ‚Konstantinopeler‘ und bei den Birnenquitten die ‚Bereczki‘ als sehr empfehlenswert.
Falls du Erfahrungen mit den Rohgenuss-Sorten hast, freue ich mich auf deine Kommentare, ich möchte gern wissen, ob diese Sorten tatsächlich auch im Berliner Klima zuverlässig winterhart sind.
Tipps zur Verwendung.
Die Quitte ist äußerst gesund. Sie enthält viele Antioxidantien und hat einen hohen Gehalt an Vitamin C, Pektinen und Kalium. Die Pektine ermöglichen ein sehr gutes Gelieren selbst mit einem Gelierzuckerverhältnis 2:1.
Wichtig ist es, den Flaum mit einem Tuch abzureiben – er ist sehr bitter. Danach wasche ich die Früchte, um wirklich alle Härchen zu entfernen, und schäle sie. Um mich beim Zerschneiden nicht mehr zu quälen wie noch zu Kinderzeiten, beherzige ich jetzt einen Rat von Theos Frau Helga, die die Quitten nicht wie einen Apfel durch das harte Gehäuse zerteilt, sondern wie eine Mango: von außen nach innen in Streifen. Dabei geht zwar ein bisschen Fruchtfleisch verloren, aber, hey, bei 250 Kilo leisten wir uns diese Großzügigkeit und verprellen unsere Kinder nicht. Die Kerne dürfen wir nicht essen, sie enthalten Blausäure und sind daher giftig!
Noch ein Hinweis zum Duft: Je kühler der Raum, desto intensiver der Duft! Anders als ich erwartet hatte, geben die Quitten die lieblichen Duftstoffe in einem kühlen Raum viel besser ab als in einem warmen. Ich lagere die Schale mit Früchten daher im Flur und nicht in den beheizten Wohnräumen. Ihr Duft reicht dennoch aus, annähernd die ganze Wohnung zu parfümieren.
Quittengelee.
Es gibt unzählige tolle Quittenrezepte für süße und herzhafte Speisen. Aber selbst nach vielen tollen Essen bleibt ja immer noch was übrig. Das Gros verarbeite ich daher zu Gelee und Sirup. Beides funktioniert auch, wenn du eine Quittensorte hast, die viele Kernzellen enthält und auch nach langer Kochzeit nicht ganz weich wird.
Für ein Gelee aus 1 l Saft brauchst du als Ausgangsmenge 2 kg Quitten. Abreiben, gut waschen, mit der Schale, aber ohne Kerngehäuse in Würfel schneiden und mit dem Saft von zwei Zitronen und 1,5 l Wasser eine Stunde köcheln.
Ein Sieb mit einem Mulltuch auslegen und die Masse durchpassieren.
1 l Saft mit 500 gr Gelierzucker 2:1 unter Rühren aufkochen und nach Anleitung auf der Packung zu einem Gelee kochen. Das Gelee in ausgekochte Gläser füllen, verschießen, umdrehen und abkühlen lassen.
Das Gelee ist eine wunderbare Konfitüre, aber auch toll als Aufstrich zu Käse sowie als Zutat zu Müsli, Kuchen und zur Abrundung von herbst- und winterlichen Soßen zu Wild oder Geflügel.
Quittensirup.
Für Quittensirup lasse ich 1 kg Quitten mit 1 kg Zucker erst aufkochen und dann eine Stunde leise simmern. Dann kommen 75 ml Zironensaft dazu. Noch einmal aufkochen, abseihen wie oben beschrieben und in Glasflaschen abfüllen. Auf den Kopf gestellt abkühlen lassen.
Wenn du weitere Tipps und Ideen zu Quitten hast: immer her damit. Ich bin gespannt auf deine Kommentare!
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