Was kommt in die Biotonne, was auf den Kompost? Und warum braucht es beide?
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Ein Kompost bietet im Garten die beste Möglichkeit, selber wertvollen Humus und Dünger zu erzeugen. In Verbindung mit der Biotonne, in die alles kommt, was nicht auf den Kompost sollte (was das ist, erkläre ich dir gleich), können wir sogar ein kleines Stück zum Klimaschutz beitragen.
Kompost und Biotonne sind wie Ernie und Bert, Joko und Klaas, Asterix und Obelix: Sie gehören zusammen. Und dabei erfüllen sie ganz unterschiedliche Aufgaben zur sinnvollen Verwertung der in Garten und Küche anfallenden Reststoffe.
Was kommt in den Kompost?
Die vereinfachte Antwort ist: alles, was im Garten selbst gewachsen und nicht krank ist.
Warum? Im Garten erleben wir den Jahreslauf der Natur. Pflanzen wachsen, vergehen, werden zu Humus, wachsen erneut. Wenn wir nichts aus dem Kreislauf herausnehmen, nichts hinzufügen und alles gleichmäßig wieder ausbringen, haben die Pflanzen alles, was sie brauchen. Das ist die Idee von Kompostierung: Es fällt über die Saison viel Schnittgut an, das später wertvolles Dünge-Material ergibt und das wir daher unbedingt im Garten lassen sollten. Manches können wir gleich vor Ort im Beet kleinschneiden und um die Pflanzen herum als Mulch liegenlassen (das nennt sich Flächenkompostierung). Ist es aber zu viel, ist das lockere Aufschichten in einer Kompostmiete die praktischere Alternative. Dabei gilt: Je kleiner die Pflanzenteile geschnitten oder gehäckselt sind, desto schneller und besser verrottet es.
Da ich oben „die vereinfachte Antwort“ geschrieben habe, ahnst du schon, dass es Ausnahmen gibt. Grasschnitt wirkt leider wie ein echter Kleber. Er ist feucht, pappt aneinander und fault dann schnell. Er sollte nur gut durchmischt mit trockenerem Material auf den Kompost kommen oder – noch besser – durch den Einsatz eines Mulchmähers ganz vermieden werden.
Von Pilz- oder Viruskrankheiten befallene Pflanzenteile sind von der Kompostierung ganz ausgenommen, da nicht garantiert werden kann, dass im Kompost die Temperaturen tatsächlich so hoch werden, dass sie abgetötet werden. Es braucht 60 bis 70 Grad und das ist erst zuverlässig möglich, wenn der Haufen mindestens rund drei Kubikmeter umfasst.
Ich gebe daher zum Beispiel mit diesen Erregern befallene Dinge nie auf den Kompost: Monilia-Fruchtwelke und -Spitzendürre, Kraut-und-Braunfäule, Schwarfleckenkrankheit, Sternrußtau, Echter Mehltau, alle Welken wie die von Astern oder Clematis. Das heißt: Bei allen Krankheiten gehe ich immer auf Nummer Sicher. Die einzige Ausnahme ist das Laub des Birnengitterrostes, da es nicht für die Neuinfektion im nächsten Jahr verantwortlich ist. Die Sporen sind hier längst zu den Zierwacholdern auf dem nächsten Friedhof geflogen, der der Zwischenwirt für die nächste Krankensaison ist.
Ebenfalls sind Wurzelunkräuter wie Quecke, Giersch oder Ackerwinde nichts für den Kompost. Auch bei Samen von Wildkräutern, die ich keinesfalls bei mir im Garten haben will, wie von Kanadischer Goldrute, Japanknöterich oder besagter Winde, bleibt der Kompost tabu.
Bei tierischen Schädlingen bin ich ebenfalls vorsichtig. Insbesondere im Kampf gegen den Buchsbaumzünsler kommt bei mir alles Schnittgut in die Biotonne.
Was kommt in die Biotonne?
Um bei der Sesamstraße zu bleiben: Von der Biotonne bin ich mindestens so begeistert wie es Oskar wäre. Sie ist nämlich der Ort für alle mit Krankheiten befallenen Pflanzen aus dem Garten oder die, bei denen du unsicher bist. Auch alle anderen Grünabfälle aus dem Garten könnten hinein – zum Beispiel weil du zu viel Laub von Eichen oder Walnussbäumen oder Kiefern hast, die sich nur schlecht zersetzen. Besonders praktisch: Die Biotonne kannst du direkt dorthin im Garten ziehen, wo du sie befüllen willst.
Die Biotonne ist auch richtig für die Küchenabfälle. Warum das, warum nicht der Kompost? Ich gebe ja zu, dass der Gedanke reizvoll ist, so viel wie möglich selbst zu kompostieren. Nur leider verschieben wir damit das Verhältnis von Raus-aus-dem-Garten und Rein-in den Garten übers Jahr gesehen sehr stark und es besteht die Gefahr der Überdüngung. Das ist insbesondere leicht der Fall, wenn wir auch noch gekaufte Dünger ausbringen und den Kompost nicht flächendeckend (also auch über die Rasenfläche), sondern nur auf den Gemüse- und Blumenbeeten ausbringen.
Laut Studien sind fast alle Hausgärten in Deutschland mit Phosphor überdüngt. Auch bei mir war das der Fall, wie eine Bodenanalyse gezeigt hat. Wenn es dich interessiert: Ich habe in diesem Beitrag über Bodenanalysen schon einmal beschrieben, wie einfach du so eine Untersuchung machen lassen kannst.
Aber nochmal zum Thema Gleichgewicht: Rate mal, wie viel auf dem Kompost landen würde, wenn man alle Bioabfälle des Haushalts dort ausbringen würde? Laut Statistischem Bundesamt wurden 2020 in Deutschland pro Kopf 122 Kilogramm Biomüll gesammelt. Bei einer vierköpfigen Familie kommen da rund 500 Kilogramm zusammen. Klingt viel? Ist viel.
Ich wurde angesichts der Zahlen neugierig und habe bei uns den Verbrauch gewogen: Allein bei meinem morgendlichen Saft, den ich für drei Personen aus frischen Früchten und Gemüse presse, bleiben von 800 Gramm Ausgangsmaterial 250 Gramm Reste übrig. Nur das sind 91 Kilogramm pro Jahr – aber immerhin pflanzliche Reste. Noch problematischer wird es bei gekochten oder gebratenen Speisen sowie Fisch-, Fleisch-, Wurst- und Käseabfällen. Sie gehören nicht als Lockstoff für Waschbären und andere ungebetene Gäste auf den Kompost, sondern sind als Biogut immer noch perfekt für die Biotonne.
Aus der Küche direkt in der Biotonne sollten landen:
- Gemüse- und Obstschalen, auch von Zitrusfrüchten
- Eierschalen
- Käsereste
- Essensreste, roh oder gekocht, inkl. Fisch und Fleisch
- Milchprodukte (außer flüssiger Milch)
- Fischgräten und Tierknochen
- Teereste (auch Beutel ohne Metallklammern) und Kaffeesatz
- Alte Backwaren
- Küchenkrepp und Servietten
- Überdies zu viel an Grünabfällen von Beeten. Bäumen, Büschen, Blumenerde, Heu und Stroh, Laub, Reisig, Rasenschnitt
- Zimmer- und Balkonpflanzen (natürlich ohne Topf)
Das darf nicht in die Biotonne:
- Kunststoffe, Verpackungen, Folien, Tüten
- Metalle, Alufolien, Dosen
- Hygieneartikel, Windeln, Staubsaugerbeutel
- Textilien, Leder
- Katzen- und Kleintierstreu
- Behandeltes Holz, Asche
- Erde, Sand, Kies, Steine
Mit der Biotonne Rohstoffe nutzen und Umwelt schützen.
In Berlin erzeugen die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) aus dem Abfall aus der Biotonne eine wertvolle Energiequelle. Unter dem Motto #biotonnefürberlin machen das Entsorungsunternehmen und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz darauf aufmerksam, dass in Berlin aus dem Bioabfall so viel klimaneutrales Biogas produziert wird, dass 160 Müllfahrzeuge damit angetrieben und rund 2,5 Millionen Liter Diesel pro Jahr gespart werden. Das macht die Berliner Luft sauberer und ist ein Beitrag für den Klimaschutz. Aus den Gärresten entsteht überdies Kompost für die Landwirtschaft.
Am Ende entsteht durch die Biotonne eine Win-win-win-Situation für alle Hausgärtner: Der Kompost bleibt ein gesunder Kreislauf der Natur im Garten, es entstehen Biogas und Kompost und wir leisten allein durch die Sammlung von Bioresten einen Beitrag zum Klimaschutz. Eigentlich gibt es sogar noch ein Win mehr, denn der Geldbeutel wird geschont, wenn Biogut in der Biotonne und nicht in der kostspieligeren Restmülltonne landet.