Wintergemüse: die ganz Harten für den Garten
Diese Gemüse, Salate und Kräuter trotzen dem Winter und lassen sich auch in den frostigen Monaten ernten. Tipps, welche Wintergemüse du (noch) anbauen kannst. Mit Link zu meinem TV-Beitrag beim rbb.
Wenn ich gefragt werde, warum ich möglichst das ganze Jahr über Gemüse auf den Beeten stehen habe, antworte ich immer: Damit ich was zu tun habe. Als gärtnernder Aktivposten soll mir doch von Oktober bis März beim Stichwort „Gemüse“ nicht nur „Couch Potatoe“ einfallen. Nein: Wintergemüse, Wintersalate und die ganz harten Kräuter locken mich nach draußen, bringen Abwechslung in die Küche und versorgen uns überdies mit wichtigen Vitaminen.
Klar: Es gibt massig Frostbeulen unter den Gemüsen, aber auch viele, die frosttolerant oder sogar frostliebend sind. Man denke an Grünkohl, Rosenkohl und Pastinaken, die Temperaturen unter null Grad brauchen, damit sie Stärke in Zucker umwandeln können und schmackhaft werden. Außerdem waren unsere Winter in den letzten Jahren recht mild, sodass die Pflanz- und Erntesaison auch von den etwas weniger robusten Gemüsen sehr lange dauern kann.
Von Grünkohl bis Endiviensalat: Der Tisch ist reich gedeckt.
Kohlgemüse.
Von den meisten Gemüsen gibt es Vertreter, die sich noch lange ernten lassen. Besonders bekannt sind die Kohlgemüse, die bereits zeitig im Jahr ausgesät werden müssen. Wer im Mai an den Winter denkt, wird bis ins neue Jahr hinein zwischen verschiedenen wählen können. Sehr in Mode ist Grünkohl (s.o.), da er sehr proteinhaltig ist und von Fitnessbegeisterten geliebt wird.
Ganz besonders möchte ich euch die roten bzw. violetten Grünkohle ans Herz legen – ‚Redbor‘ zum Beispiel, der auch von Juli bis zur späten Ernte im Zierbeet toll aussieht. Mit roten Dahlien und zartlila Astern zum Beispiel ein Augenschmaus.
Ähnlich attraktiv sind die Rosenkohle, die es inzwischen auch in lila gibt (‚Rosella‘ zum Beispiel), oder die Flower Sprouts, denen ich schon einmal einen eigenen Artikel gewidmet habe. Eine Entdeckung ist auch der Palmkohl (oder Schwarzkohl) wert, ein altes Gemüse, das gerade wegen seiner Attraktivität neu entdeckt wird und das ich gar nicht mehr missen möchte (ich kultiviere ‚Negro Romano‘). An ihm ist besonders praktisch, dass man schon zeitig mit der portionsweisen Ernte beginnen kann. Man pflückt von unten nach oben, bis am Ende nur noch die obersten, nun palmwedelartigen Blätter übrig sind. Er ist weniger frostfest als der Grünkohl, daher sollte man ihn ggf. mit einem Vlies abdecken. Bei uns war das im Winter 2019/2020 jedoch nicht nötig, die letzten Pflanzen haben wir ohne jeden weiteren Schutz im März verzehren können.
Übrigens ist auch der Wirsing ein robuster Vertreter, von dem man ab Herbst ebenfalls immer so viel ernten kann, wie man auch wirklich verbraucht. Man pflückt von außen nach innen.
Blattgemüse/Salate.
Bei den Blattgemüsen kann ich besonders den Endiviensalat empfehlen. Es gibt ihn in vielen attraktiven Sorten und wird bis zum August ausgesät. Wie der Frisee und Radicchio lässt er sich sehr lange ernten.
Etwas weniger robust sind Eisbergsalat, Lollo Rosso und Lollo Biondo halten mit einem Vlies aber auch noch recht lange durch, ähnliches gilt für den Mangold.
Tolle Salate, die auch im Oktober, ja sogar noch im November ausgesät werden können, sind Feldsalat (Sortentipp ‚Verte de Cambrai’/’Dunkelgrüner Vollherziger‘), Blattsenf (‚Frizzy Lizzy‘ und ‚Frizzy Joe‘) sowie Winterportulak, der zum Keimen sogar Temperaturen unter 12 Grad benötigt. Um das Aufgehen zu erleichtern, empfehle ich, ein Vlies zu verwenden oder im Frühbeetkasten auszusäen, siehe meine Tipps unten.
Spinat? Ja, auch da können wir noch spät aktiv werden. Zwar nicht mehr, um jetzt zu ernten, aber, um im März sehr früh durchzustarten. Mit der Sorte ‚Monnopa‘ habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie kann bis Ende Oktober, je nach Saison auch Anfang November, ausgesät werden, um dann im März/April erntereif zu sein.
Wurzelgemüse.
Auch Wurzelgemüse kann noch gut im Winter geerntet werden. Pastinaken brauchen Frost, Schwarzwurzeln, Wintermöhren und Winterrettich wie die ‚Schwarze Kugel‘ haben nichts gegen niedrige Temperaturen. Im Moment stehen bei mir auch noch Rote Bete auf dem Beet und reifen munter weiter.
Toll sind auch die Topinambur. Wer sie im Garten hat, weiß, was ein Wucherer ist. Die hübsche Sonnenblume sollte nur mit Wurzelsperre geplanzt werden, begeistert aber nach dem Vergehen der Pflanze ab Oktober mit gesunden Knollen. Besonders lecker finde ich die ‚Rote Zonenkugel‘: roh mit Feldsalat und Apfel, köstlich. Übrigens ist jetzt nicht nur Erntezeit, sondern den ganzen November über auch Pflanzzeit der Knollen.
Kommen wir zu den Lauchgewächsen. Was wäre der Winter ohne Porree? Der ‚Blaugrüne Winter‘ kann so richtig farbstark werden, wenn im Mai gesät und im Juni gepflanzt wird. Jetzt für die nächste Saison kann vorsorgen, wer bei Zwiebeln den ‚Snowball‘ und bei Knoblauch den ‚Messidrome‘ setzt. Beide Pflanzen gedeihen meiner Erfahrung nach viel besser bei einer Herbst- als einer Frühjahrspflanzung.
Schnittlauch kannst du ebenfalls lange ernten. Aus der Erde geholt und getopft, macht er auf dem Fensterbrett in der Küche weiter. Problemlos wächst bei mir auch die Winterheckzwiebel: Ihr Name ist Programm, von ihr kannst du ewig von den dicken Schlotten schneiden. Ist alles abgeernet, treibt sie im März bereits wieder frisch durch. Der März ist auch der Zeitpunkt für die Aussaat, wenn du mit ihr starten möchtest. Ernte ist dann ab Herbst.
Wie unsere Gemüse schützen, wie ernten?
Du merkst: Unser Garten hat noch viel in petto, was das lukullische Leben versüßen kann. Die wichtigsten Requisiten für garstiges Wetter und Väterchen Frost sind Vliese, Glasabdeckungen, Laub und anderes schützendes Material. Wenn es nicht ganz arg kommt, haben wir noch bis zum Jahreswechsel und oft darüber hinaus die Möglichkeit, eigenes, frisches Gemüse zu genießen.
Wichtig ist, mit der Ernte bis zum Mittag oder Nachmittag zu warten und nicht bei stärkstem Frost zu ernten. Gefroren geschnittener Salat zum Beispiel zerfällt im warmen Zimmer. Tauen hingegen die Sonne oder mildere Temperaturen die Blätter wieder auf, berappelt sich der Salat und wir können ihn ernten.
Um spät im Jahr auszusäen empfehle ich, dies unter Vlies zu tun, oder, noch besser, die Frühbeetkästen in Spätbeetkästen umzufunktionieren. Auch klappt es prima, in Töpfe und Kästen auszusäen, die direkt am Haus oder anderweitig geschützt stehen.
Mein Rat ist: Probier ganz einfach aus, worauf du Lust hast. Die Saat-Tütchen sind wohlfeil zu erwerben und auf einen Versuch kommt es immer an. Und sollte es doch Ankündigungen für eine längere sehr frostige Zeit geben: Zögere nicht, dann auch kleinere Pflanzen rasch noch zu ernten. Denn auch Blätter im Miniformat peppen den Salat auf. Mit den Microgreens von der Fensterbank können sie jedenfalls locker mithalten.
Hast du nun Lust auf Wintergemüse bekommen? Dann schau auch rein in den TV-Beitrag zum Thema, den ich mit dem rbb für die Sendung zibb gemacht habe: Knackiges aus eigener Ernte.
Wie immer freue mich sehr über deinen Kommentar und jeden Tipp, was bei dir im Garten oder auf dem Balkon gut funktioniert!