Gartenreportage: ein Gartentraum auf Sand gebaut
Die Gartenreportage führt uns heute in den Kreis Uelzen zu einem besonderen Gartenjuwel und zu einer besonderen Gärtnerin. Herzlich willkommen bei Katrin.

Katrin mit Dackel Tyson
Vor einem Jahr tauschte sich Katrin am Tag der offenen Gartenpforte mit ein paar Hundert Gleichgesinnten aus, heute verfolgen täglich ein paar Tausend Gartenfreaks auf Instagram, was die leidenschaftliche Hobbygärtnerin teilt. Vor rund 15 Jahren startete ein absoluter Gartenneuling mit einem ungestalteten Grundstück und einer bunten Mischung über den Gartenzaun gereichter Stauden, heute stecken so viel Erfahrung und konsequenter Pflanzeneinsatz im durchgestylten Garten, dass man kaum glauben kann, dass eine Autodidaktin dahintersteckt.
Du bist neugierig geworden? Hier ist die Geschichte von Katrin oder der „Instagranate“, wie sie auf Instagram bisweilen auch genannt wird, da sie so herrlich aktiv und dabei ungemein lustig und selbstironisch ist:
2001 zog Katrin in das Haus mit dem rund 1.200 qm großen Garten und legte los, wie wir das wohl alle tun, wenn wir keinen professionellen Gartengestalter beauftragen: Man orientiert sich an dem, was da ist, nimmt gern die guten – und gutgemeinten – Ratschläge der Umgebung an und pflanzt das, was in der Gärtnerei gerade vorrätig ist und schön aussieht. Da nimmt man dann von der einen oder anderen Sorte ein Töpfchen mit. Und wenn alles optimal läuft und die Pflanzen wachsen und gedeihen, verliebt man sich in den Garten und kann nicht mehr genug von dem Thema bekommen. Bei Katrin führte das zu einer Gartenreise nach England und dazu, dass der Blick auf den eigenen Garten plötzlich ein anderer war.
Nun gibt es tausende Gartenreisende jedes Jahr, aber sicher nur wenige, die nach der Rückkehr nicht lange fackeln, sondern Nägel mit Köpfen bzw. ganz neu gestaltete Gartenräume machen. Katrin tat das. Aus dem normalen Garten wurde eine Mischung aus englischem Prachtgarten und niederländischer Lässigkeit. Es wurde der ganz spezielle Katrin-Garten.

Staudenrabatte in Pastelltönen mit Blick auf Hortensie ‚Annabelle‘; vorne rechts Salbei ‚Purple Rain‘
Auf das Geheimnis ihres Gartens angesprochen, zeigt sich ganz die Powerfrau: „Ich sauge alles an Infos auf, was ich kriegen kann. Ich reise, ich lese alles, was mir an Gartenliteratur unter die Finger kommt – und ich bin ungeduldig und perfektionistisch.“ Wenn’s losgeht, geht’s bei Katrin richtig los, egal, wie schwer die Idee umzusetzen ist. Dann muss auch Ehemann Waldemar mit ran. Und wenn das nicht so flott passiert, wie Katrin sich das vorstellt, legt sie eben allein los. Dabei kann es schon mal passieren, dass sie nachts im Nachthemd ein Beet aushebt: „Ich könnte eh nicht mehr schlafen, wenn mich eine Idee gepackt hat.“

Ob Katrin auch mal die Muße findet, auf der Liege Platz zu nehmen?
Auch die Pflanzen müssen mit ihrer Gärtnerin mithalten können. Sie werden sehr sorgfältig ausgewählt, um in einer Rabatte optimal zu harmonieren – sowohl farblich als auch vom Habitus und der Blütezeit. Wenn die dann nicht so „performen“, wie es sich Katrin nachts vielleicht vorgestellt hat, werden sie wieder umgepflanzt oder an Freunde verschenkt. Das Leben ist zu kurz für unperfekte Beete.

Katrins Vorgarten mit Rose ‚Palmengarten Frankfurt‘
Aber was sind die Zutaten für so stimmige Pflanzungen, wie wir sie hier auf den Bildern bewundern können? Katrin hat in den vielen Jahren des Ausprobierens und Verfeinerns für sich gelernt: Man kann nicht alles haben, man muss sich für wenige Sorten entscheiden. Das Geheimnis der besonders starken Wirkung liegt dann in der Menge der eingesetzten Pflanzen. Ab sieben Stück einer Sorte geht es bei Katrin erst los. Durch die größeren Flächen und Wiederholungen erkennt das Auge dann nicht nur eine Pflanzung, sondern eine Komposition. Und wenn man sich bei der Menge der eingesetzten Sorten schon disziplinieren muss, dann sollen es für Katrin natürlich die mit dem gewissen Kick sein. Ein gutes Beispiel ist dafür der besonders wüchsige Quirlblütige Salbei Salvia verticillata ‚Purple Rain‘. Er hat leuchtend violettpurpurfarbene Blütenstände und herzchenförmige Blätter (siehe Titelfoto links und nächstes Foto durch den Rittersporn hindurch).

Rittersporn bringt Farbe in den Garten

Eibenhecken trennen die verschiedenen Gartenräume voneinander ab
Wie auf den Bildern zu sehen, setzt Katrin die Stauden auch gern in „Drifts“, also länglichen Bändern, wie die Gestalterin Getrude Jekyll es in ihren berühmten englischen Gärten vorgemacht hat. Besonders überzeugend sind auch durchgängige Staudenabschlüsse zum Rasen hin wie hier mit Ziest, Purpurglöckchen, Bodendeckerrosen oder Frauenmantel praktiziert. Sie beruhigen die wogenden Elemente genauso wie der Rasenteppich und die Formschnittgehölze. Wer sich für sie entscheidet, muss sich kümmern. Katrins Lieblingswerkzeug ist dafür eine gute, ganz normale mechanische Heckenschere. Mit ihr schnippelt sie mehrfach im Jahr die Kugeln und Hecken (leider hat der Buchspilz schon sehr viele Exemplare absterben lassen) und einmal im Monat die Rasenkanten. Wer A sagt, muss auch B sagen. Damit bei ersterem nicht viel Schnittgut aufzuklauben ist, legt Katrin Laken um die Pflanzen wie der Friseur den Umhang.
Stilbildend für diesen Garten sind auch die Gartenaccessoires. Katrins Tipp: Den Garten nicht überdekorieren! Lieber wenige und hochwertige Blickfänge setzen, als die starke Wirkung mit viel Schnickschnack zu beeinträchtigen.

Ganzjährig schön mit Rose ‚Schöne Dortmundern‘, Gräsern, Putto und Bank
Und wie schafft Katrin es, die Stauden auf dem armen niedersächsischen Sandboden in so einer Gesundheit und Fülle zu präsentieren?
„Die Leute vergessen oft das konsequente Düngen. Dabei müssen wir doch alle tüchtig futtern, wenn wir Leistung bringen sollen.“ Zum Start in die Saison gibt es Pferdemist, der den Pflanzen anscheinend köstlich mundet. Überdies werden Hornspäne verteilt und für besondere Schlucker Rinderpellets gereicht. Das Regenwasser in ihrem 1.000-Liter-Fass versetzt Katrin zum Start mit 3 Liter Flüssigdünger, sodass stets eine leichte Düngung gesichert ist. – Achtung jedoch bei den Rosen und anderen Pflanzen, deren Holz ab Sommer genügend Zeit zum Aushärten braucht. Für sie heißt es ab Juli fasten.
Für alle Pflanzen gilt: Mulchen ist Trumpf. Was nicht krank ist an Material, bleibt im System. Dadurch entsteht Humus, Unkraut findet keine nackte Erde zum Andocken und Aufkommen, die Bodenfeuchte bleibt lange erhalten – sehr wichtig zum Beispiel für durstige Hortensien. Für die zwar sehr schöne, aber leider standschwache Sorte ‚Annabelle‘ hat Katrin auch eine pfiffige Idee: Sie biegt billige Metallrankgitter aus dem Baumarkt der Länge nach so, dass sie im frühen Frühjahr über den Austrieb der Hortensie gestülpt ein Stützkorsett geben. Wächst ‚Annabelle‘ hindurch, verdeckt sie mit ihrem Laub das Metall und bekommt Halt für die schweren Köpfe.

‚Annabelle‘ bringt Helligkeit ins satte Grün
Wenn du noch mehr als diese Eindrücke von Katrin Iskam, ihrer humorvollen Power und natürlich ihrem Garten samt Dackel Tyson erleben möchtest: Sie öffnet ihren Garten am 22. und 23. Juni zum Tag der offenen Gärten Uelzen und freut sich auf Austausch bei Instagram @Katrinsgarten.

Tyson ruht sich nach anstrengendem Garteneinsatz aus

Attraktive Elemente auch im Winter: Formschnittkugeln vor Hartriegel
Die Copyrights für die Fotos liegen allesamt bei Katrin.
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