Gärten, Glanz und Gloria: Kloster Neuzelle – Ausflugstipp
Ein beeindruckender Barockgarten in Brandenburg? Nichts wie hin! Das Kloster Neuzelle mit seinen Gärten befindet sich ungefähr eineinhalb Autostunden von Berlin entfernt südlich von Frankfurt an der Oder. In diesem Jahr feiert es sein 750-jähriges Bestehen.
Am Wochenende etwas Neues sehen, dem eigenen Garten ausnahmsweise mal den Rücken kehren und sowohl Kultur als auch Natur erleben – dafür bot sich Neuzelle mit dem Zisterzienserkloster und seiner reizvollen Umgebung an.
Das Kloster zählt zu den herausragenden Kunstschätzen Brandenburgs und ist weit über die Landesgrenze bekannt. Die gesamte Anlage mit zwei Barockkirchen (katholisch und evangelisch traut beieinander), dem Klostergarten, der Repräsentationsgebäude und dem spätgotischen Kreuzgang in der Mönchsklausur gehört zu den wenigen fast vollständig und einschließlich ihrer Außenanlagen erhaltenen Klosterensembles Mitteleuropas.
Böhmen in Brandenburg und drei „neue Mönche“.
Das Kloster wurde 1268 vom sächsischen Markgrafen Heinrich dem Erlauchten gegründet, wurde nach den von Böhmen ausgehenden Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert neu aufgebaut und gilt als herausragendes Zeugnis zisterziensischer Baukunst. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage abermals schwer beschädigt, um dann im 17. und 18. Jahrhundert im barocken Stil überbaut zu werden. Neuzelle gehörte zur Niederlausitz und damit zu Böhmen und Sachsen, die Klosteranlage markiert die nördlichste Fundstelle böhmischen und süddeutschen Barocks in Europa.
1815 fiel die Niederlausitz an Preußen, das Kloster wurde säkularisiert und der Klosterbesitz in das preußisch-staatliche Stift Neuzelle überführt, das bis 1955 als Forst- und Domänenverwaltung weiterbestand und danach verstaatlicht wurde. 1996 kam es zur Neuerrichtung einer Landesstiftung, seit diesem Sommer leben nach 200 Jahren erstmals wieder Zisterziensermönche in Neuzelle. Bisher sind es drei, mal sehen, wie viele es noch in die Diaspora verschlagen wird.
Die Gärten „made in Barock“.
Die Neuzeller Klostergärten wurden zur Blütezeit des Klosters in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zuge der barocken Umgestaltung und Erweiterung des Klosters angelegt und haben keine Veränderung im Rokoko oder später zum Landschaftspark erfahren. Die Gestaltungs- und Ordnungsprinzipen, Sichtachsen, Wassersysteme sind reines Barock – eine Seltenheit. Zu DDR-Zeiten war die Anlage nicht zugänglich, die Stiftung sorgt seit 1997 für die schrittweise Wiederherstellung.
Charateristisch für die Gärten Neuzelle ist die starke Hanglage zur Oder. Steht man am Kloster, schaut man tief zu den Gärten hinab. Im Zentrum befindet sich das Orangerieparterre samt Springbrunnen in der Mitte. Der Hang ist in einzelne Terrassen gegliedert und mit Formschnittgehölzen, Sommerblumen und Orangenbäumchen geschmückt. In der Orangerie ist im Sommer ein Café mit hübscher Terrasse untergebracht, in dem auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden – im Jubiläumsjahr 2018 besonders viele.
Insgesamt ist die Anlage rund 4 Hektar groß und bietet weitere „Herrschaftliche Lust-Obst- und Küchengärten“ des Abtes sowie den Konventgarten. Alle Gärten sind vergleichsweise schlicht, immerhin haben wir es mit einem geistlichen und keinem weltlichen Garten zu tun.
Die Umgebung: Naturpark Schlaubetal.
Neben dem Kloster liegt die im 16. Jahrhundert gegründete Brauerei, in der das berühmte Schwarzbier gebraut wird. Der Blick schweift über den Klosterteich. Wer Lust auf mehr Natur hat, kann mit dem Fahrrad die abwechslungsreiche Landschaft erkunden. Ich empfehle, 30 km bis Müllrose zu fahren und von dort den Naturpark Schlaubetal mit seinem Artenreichtum an Pflanzen und Tieren zu erkunden.
Hast du noch spezielle Tipps für die Region? Dann freue ich mich auf deine Hinweise in den Kommentaren!
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