Gartenreise Marrakesch: von A wie ANIMA bis S wie Safran
Teil 3 der Serie über die Gärten von Marrakesch. Heute fahren wir vor die Tore der Stadt in den ANIMA-Garten, auf eine Safranfarm sowie ins Atlas-Gebirge.
ANIMA ist üppig, phantastisch, kreativ, verrückt. ANIMA ist ein Garten von André Heller. Auf drei Hektar hat der multimediale Ausnahmekünstler 30 Kilometer vor den Toren Marrakeschs von 2010 bis 2016 aus dem tatsächlichen Nichts einen Garten geschaffen, der nichts weniger sein soll als “die Rückkehr ins Paradies”.
Verliebt hatte sich Heller bereits 40 Jahre früher in Marrakesch, die Atmosphäre, das Licht, die Vegetation. Sie erinnerte ihn an glückliche Kindheitsstunden im Tropenhaus des Botanischen Gartens in Wien. ANIMA sollte sein Glücksort werden, an dem er auch große Teile des Jahres wohnt – mit von Anfang an üppigen und ausgewachsenen, charaktervollen Pflanzen, sich schlängelnden Wegen sowie ausgesuchten Kunstwerken. Das alles arrangiert vor der Kulisse des über 4.000 Meter hohen Atlas-Gebirges, das nicht nur für atemberaubende Fotomotive sorgt, sondern auch für die nötige Bewässerung der Anlage. ANIMA ist als Attraktion im Ourika-Tal von Anfang an Motor für die Region gewesen – noch immer sind 20 Gärtner sowie Mitarbeiter für das Café und den Shop beschäftigt. Die Bewirtschaftung ist laut Heller nicht ressourcenzehrender als es die ursprünglich hier beheimatete Rosenplantage war.
Von Marrakesch aus fährt mehrmals am Tag ein kostenloser Shuttlebus Zum ANIMA Garten hinaus. Es ist sinnvoll, sich online einen Platz zu reservieren. Mein Tipp: Fahr möglichst früh oder spät, dann hast du noch die Muße, ungestört in einer der Hängematten zu dösen oder dem Plätschern des Rosenbrunnens zu lauschen.
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Safran-Ernte im Paradis du Safran.
Im Ourika-Tal gibt es einen weiteren Sehnsuchtsort zu bewundern – das Paradis du Safran von Christine Ferrari. Die Schweizerin kam 2008 als Aussteigerin nach Marokko, wollte sich erst im Tourismus eine Existenz aufbauen, sattelte aber nach einigen enttäuschenden Erlebnissen um. Mit einer Safran-Farm wollte sie es nochmal wissen. 2012 pachtete sie ein 2,5 Hektar großes Brachgelände bei Ourika und startete komplett bei null. Sie zog in eine kleine Lehmhütte und begann mit Hilfe von Berberfrauen aus den umliegenden Dörfern das Land zu bewirtschaften. In körperlicher Schwerstarbeit wurden 600.000 Zwiebeln des Safrankrokus Crocus sativus gesetzt, von Hand zwei Brunnen gebaut sowie eine Bewässerungsanlage installiert. Die finanziellen Mittel für die Anfänge bekam sie von ihrem schwer an Parkinson erkrankten und im Rollstuhl sitzenden Vater, mit dem sie lieber zusammen in Marokko leben wollte, als ihn in der Schweiz in einem Altersheim zu lassen. Der Garten entwickelte sich, zu den Safranfeldern legte sie einen Botanischen Garten, einen Kräutergarten sowie einen Barfußweg an. Am Ende seines Lebens schaffte es Christines Vater, im warmen Klima Afrikas und in der familiären Geborgenheit, jeden Tag seine Runde auf eigenen Beinen zu gehen.
Als wir Christine im November zur eigentlichen Safranerntezeit besuchten, war leider nicht viel von den lila Zwiebelblühern zu sehen. Die Trockenheit hatte auch Marokko schwer zugesetzt und die Bewässerung nur für einen Teil der Felder ausgereicht. Meine Vorstellung von einem violetten Meer bis zu den schneebedeckten Bergen bewahrheitete sich leider nicht. Aber: Kein schönes Foto machen zu können, ist schade, eine komplette Missernte zu verbuchen, jedoch eine Katastrophe. Ich drücke Christine sehr die Daumen, dass das nächste Jahr ausgleicht, was jetzt an Einnahmen fehlt.
Wenn du Christine und ihre Mitstreiterinnen besuchen willst: Es lohnt sich, den Besuch im Paradis du Safran so einzuplanen, dass du hier zu Mittag essen kannst. Man sitzt fantastisch und die sowieso exzellente marokkanische Küche schmeckt durch den Safran und die anderen vor Ort geernteten Zutaten doppelt köstlich!
Zu den Berbern: ein Ausflug in die Berge.
Marrakesch ist beliebt als Städtereise, wer aber mehr ‚Marokko‘ erleben will, sollte in Ergänzung zu ANIMA und dem Paradis du Safran einen Abstecher in den Hohen Atlas einplanen, um einen Eindruck vom Leben der Berber zu gewinnen. Berber-Stämme stellen mit etwa 99 % die Bevölkerungsmehrheit in Marokko, von denen rund 45 % auch ausschließlich Berber-Sprachen sprechen.
Auf der Fahrt bis ins Dorf Setti Fatma schmiegen sich die rosabraunen Ortschaften an die Hänge, oftmals erkennt man sie kaum. Die Familien leben hier in sehr schlichten Häusern ohne jeglichen Komfort, oftmals unter einem Dach mit ihren Tieren. Alles ist offen, Heizungen für die empfindlich kalten Winter gibt es nicht – dafür eine große Gastfreundschaft und den allgegenwärtigen Minztee mit viel Zucker.
In Setti Fatma herrscht reges Treiben. Es ist bei einheimischen Touristen sehr beliebt und vermittelt gerade daher auch internationalen Gästen ein anderes Bild von Marokko. Man kann von hier aus Trekkingtouren zu Wasserfällen unternehmen, nach Berber-Affen suchen oder sich wie die Marokkaner eine Tajine in einem der heiteren, direkt am Fluss liegenden Restaurants gönnen.
Wenn du dort warst und hinzureisen gedenkst, bitte hinterlasse einen Kommentar, ich freue mich darauf.