Gartenreportage: Garten der Superlative mit Weiher und Rosen
Gartentür auf zu einem der ganz besonderen privaten Schmuckstücke, dem Garten von Ulli und Günter in Franken. Er ist eine Mischung aus Landschafts-, Wasser-, Rosen- und Staudengarten.
Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum: An dieses Sprichwort musste ich bei meinem Gespräch mit Ulli und Günter denken. Die Beiden haben in einem Privatgarten das geschaffen, was wie das Anwesen eines alten englischen Adelsgeschlechts anmutet.
Wobei das Leben des eigenen Traumes, nicht nur bedeutet, die Nase in schöne Rosen zu stecken und mit dem Kissen von einem zum nächsten Sitzplatz zu ziehen. Ulli und Günter haben sich ihrem Garten in Westmittelfranken mit Haut und Haar, oftmals krummem Rücken und all ihrer Energie verschrieben. Geerntet werden am Ende dann nicht nur schöne Blumen, sondern auch jede Menge Glücksmomente, wie der Instagram-Account von Ulli so passend heißt (_gluecks_moment_) .
Die Anfänge des Gartens.
Alles begann in den frühen 80er Jahren: Das Paar war jung, das Haus wurde in Eigenleistung gebaut, der 1.000 Quadratmeter große Garten war erst einmal zweitrangig. Zehn Jahre später bekam der Garten eine andere Bedeutung und wurde sukzessive auf inzwischen 6.000 Quadratmeter erweitert. Der Hof wurde neu gepflastert und angelegt, die Terrasse erneuert, ein normaler Garten wurde zu einem Garten der Superlative.
Der Gärtner und sein Weiher.
Stilbildendes Element des Gartens ist der Fischweiher. Als passionierter Angler wollte Günter seinen Traum vom eigenen Nass verwirklichen. Da der Boden lehmig ist und in der Nähe ein Bach fließt, entstand die Idee, den rund 800 Quadratmeter großen Naturteich anzulegen. Nach einem langwierigen und entsprechend nervenzehrenden Genehmigungsverfahren wurde es schließlich möglich, den Weiher anzulegen und mittels Leitungen mit Wasser aus dem Bach zu speisen. Inzwischen lebt die Familie mit Schuppen- und Silberkarpfen, Kois, Schleien und Stören zusammen. Und mit Wildenten, die die im Teich angelegten Inseln zum Brüten nutzen. Ein künstlich angelegter Bachlauf sowie einige plätschernde Brunnen unterstreichen die Liebe zum Element Wasser.
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Gartengestaltung mit „Hard- und Software“.
Ulli und Günter sind Autodidakten. Sie befinden sich damit in bester Gesellschaft mit vielen der bedeutenden englischen Gärtnerinnen und Gärtner. Und es kam mir auch tatsächlich ein bisschen wie bei Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold Nicolson vor, die in Sissinghurst auch gemeinsam gärtnerten und er für das Gartenarchitektonische, und sie für die Ausgestaltung mit Pflanzen zuständig war.
Günter ist ein bedächtiger Mittelfranke, einer, der sich das Gelände ganz genau anschaut: Wie soll das Gartengerüst aussehen? Wo braucht es welche Blicke und Eyecatcher? Die gewünschten Effekte erzielt er mit Wasser, Steinen, dem Mut zu großen Bäumen, geschlungenen Wegen, der Modellierung des Geländes durch aufgeschüttete Hügel und verschiedene Ebenen.
Ulli haucht dem Garten Leben ein. Ihre Lieblingspflanzen sind unverkennbar Rosen, Lavendel, Hortensien (besonders Rispenhortensien), Funkien und Gräser. Die Rosen wachsen in verschiedenen Zusammenstellungen, besonders schön sind die gewaltigen Rambler, die im Sommer Bäume und Lauben in bunte Kleider hüllen. Es gibt romatische Pavillions und Obelisken mit pastellfarbenen Rosen, genauso aber modern anmutende Kombinationen von kräftig getönten Rosen und Gräsern. Günter liebt besonders ‚The Fairy‘. Sie ist zwar klein und bescheiden, aber bis zum Frost trägt sie ihre Blütchen.
Der Garten ist durch Dekoobjekte, Buchse, Rotbuchenhecken und viele weitere Formschnittgehölze das ganze Jahr über attraktiv, bunt wird es allerdings erst im Mai. An den vielen verschiedenen Sitzplätzen gestaltet Ulli geschmackvolle Dekorationen passend zur Jahreszeit.
Wie schaffen die das?
Ein Garten dieser Güte ensteht nicht von heute auf morgen – und vor allem nicht ohne eine feste Grundidee. Ulli und Günter haben eine konkrete Vorstellung, was sie an Stimmungen erzeugen wollen, und lassen sich davon leiten. Beratung holen sie sich in den Fachgärtnereien der Region. Was am Ende gesetzt wird, entsteht aus einer Mischung aus fester Einkaufsliste mit robusten, pflegeleichten Pflanzen und dem tatsächlich vor Ort existierenden Angebot. Natürlich funktioniert auch nicht alles. Lehrgeld wurde auch hier mehr als genug gezahlt.
Wer als berufstätiges Paar einen so großen Garten pflegt, findet sich auch mit kleinen Unzulänglichkeiten ab, es geht gar nicht anders. Man stelle sich nur mal vor, was hier an Rasenfläche gemäht werden muss, wie viel Kompostwirtschaft anfällt, was an Rosen und Stauden geputzt sein will, wie viele Hecken und Formschnitte bearbeitet. Dann wird noch einmal im Jahr der Weiher abgelassen. Und da war doch auch noch das Thema Bewässerung… „Ohne Leidenschaft geht es nicht“, wie Ulli sagt. Zum Glück gärtnert und angelt der Sohn mit seinen Eltern mit – der Apfel fällt in diesem Garten nicht weit vom Stamm.
Auch was die finanzielle Seite angeht, ist Findigkeit gefragt, wenn man eben nicht Lord und Lady ist: Wird irgendwo ein Haus aufgelöst, kommen Ulli und Günter und erstehen für einen überschaubaren Betrag gebrauchte Steine, Gitter, eine alte Gartentür. Und sind es nicht gerade diese Dinge, die den Garten zu etwas sehr Individuellem, etwas ganz Besonderem machen?
Herzlichen Dank, liebe Ulli, lieber Günter, dass ihr uns diesen Blick in euren Garten gewährt!
Das Copyright der wunderschönen Fotos liegt bei Ulli und Günter.