Gartenreportage: Ich kann dir einen Rosengarten versprechen
Staune über einen Rosengarten der Extraklasse: Heute geht es mit der Gartenreportage in einen perfekt geplanten und gepflegten Garten im Berliner Süden.
Wenn es die Einrichtung „Tag der offenen Gärten“ nicht schon gäbe, müsste man sie erfinden. Der Garten Bischoff im südlichen Berlin war Ende Mai eine wahre Entdeckung für mich: Ein großer Teich funkelte im spätnachmittäglichen Licht, die Rhododendren und Iris spiegelten sich auf der Wasseroberfläche. Der Blick vom Anbau des Hauses mit erhöhter Terrasse ließ die Hauptstadt da draußen vergessen. Als ich auch noch den Rosengarten erlebte, in dem tausende von Knospen kurz vorm Aufblühen standen, war ich begierig, mehr über diesen besonderen Ort zu erfahren. Wie zauberhaft, dass mich die Hausherrin zu einem weiteren Besuch zur Rosenblüte einlud.
Wie es zum Garten kam.
Die Geschichte von Rosemary und Rainer als Gartenmenschen begann nicht mit dem Hauskauf, sondern 20 Jahre später mit zwei Änderungen im Leben: Rosemary machte sich selbstständig und arbeitete fortan im Home Office. Das Haus wurde nach hinten erweitert, durch die neuen großen Fenster konnten drinnen und draußen verschmelzen. Der Garten geriet buchstäblich in den Blick. Überdies wurden die Söhne flügge und brauchten keinen Rasen zum Toben mehr. Als es dann noch möglich wurde, dem Nachbarn einen Teil seines Grundstücks abzukaufen, entstand auf diesem Areal ein Teichgarten mit breitem Bachlauf und naturnaher Bepflanzung. Die ehemalige Streuobst- und Spielwiese der Kinder direkt hinter dem Haus wurde zu einem formellen Garten mit englischem Rasen umgestaltet.
A pro pos: Natürlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass Rosemary englische Wurzeln hat. Das macht sie zwar nicht qua Geburt zu der Gartenliebhaberin und -expertin, die sie heute ist, es führte sie und Ehemann Rainer aber in den Ferien in England immer wieder in schöne Gärten. Und als sich 2004 die Chance ergab, den Garten nach hinten hinaus abermals zu erweitern, waren sowohl die Erinnerungen an ihrer beider Kindheitsgärten als auch die Erlebnisse auf ihren Reisen ausschlaggebend für den Garten, den sie auf den hinzugewonnenen 800 Quadratmetern anlegen wollten. „Mich interessierten Rosen“, erklärte mir Rosemary und ihr Name scheint Programm zu sein. „Mottisfont Abbey – dieser Garten hat uns besonders beeindruckt. Und die schönen Bouquets, die wir in England bei unseren Gartenbesuchen oder auf Hochzeiten immer wieder bewundern konnten, sie haben schon dazu beigetragen, dass der Wunsch nach einem Rosengarten aufkam.“ Und da Pflanzen standortgerecht gesetzt werden müssen, um optimal zu gedeihen, passte zum Glück auch der Boden zu ihrem Vorhaben: Im sprichwörtlichen Berliner Sand gibt es dennoch hier und da lehmige Inseln der Glückseligkeit. Der Garten Bischoff ist so einer. Perfekt für die Königin der Blumen.
Die Idee des Gartens.
„Wir haben einen Design-, keinen Sammlergarten“, beschrieb Rainer den Ansatz für den Garten. Es geht nicht um die Zusammenstellung besonders seltener und kostbarer Pflanzen, sondern die drei Gartenteile „formal“, „naturnah mit Wasser“ sowie „Rosengarten“ sollen mit speziell auf den Standort abgestimmten Pflanzen optimal gedeihen können.
Für die Entwürfe und die Ausführungen haben Rosemary und Rainer jeweils Profis beauftragt, die ihre Ideensammlung in Design umgesetzt und fachgerecht realisiert haben. So wurde der Rosengarten von der Berliner Gartenarchitektin Mona Kerkow geplant, nachdem die Bischoffs die Rosen bei einem gemeinsamen Besuch des Rosenguts Sangerhausen ausgewählt hatten. Es sollten Rosen samt Staudenpartnern sein, mit denen sich Farbverläufe durch die Beete in pastell realisieren lassen würden: von rosa über weiß bis hin zu gelb. Auch orange Rosen findet man, nur die Farbe der klassischen „roten Rose“ sucht man vergebens. Sie lässt sich nach Rosemarys Empfinden zu schwer mit den anderen Rosenfarben kombinieren. Natürlich gab es auch den Wunsch, möglichst gesunde, duftende und lang blühende Sorten zu wählen. Gleichwohl finden sich in diesem Garten viele nur einmal blühende Prachtstücke wie die ‚Constance Spry‘, die von großem optischen und historischen Wert sind und in keinem Rosengarten fehlen dürfen.
Die Verbindung der Gartenteile erfolgt durch eine lange Sichtachse: Vom Haus aus übersieht man den formellen Garten und schaut entlang eines Backsteinweges durch den Rosengarten mit seinem Springbrunnen in der Mitte bis hin zu einem kleinen abgesenkten, von Ramblern umschlossenen Sitzplatz. Um den Springbrunnen herum sind Beete mit einer Mischung aus Beetrosen und Stauden angeordnet, nach außen gibt es ringförmig weitere Rosenbeete, man geht auf weichem sattgrünen Rasen. Besondere Bedeutung hat die Vertikale: Fast alle Bäume und Sichtschutzwände zu den Nachbarn sind mit Ramblern und Kletterrosen bewachsen, es gibt Obelisken und in den Beeten stehen hohe schlanke Tonvasen aus Rosemarys alter Heimat.
Echte Hingucker sind zwei chinesische Tonkrieger sowie ein erhöht liegender Teepavillon, der in seiner Formsprache an japanische Gärten erinnert. Bei meinem Besuch blühten die Päonien, sodass ich mich gedanklich plötzlich gar nicht mehr in England, sondern eher in Asien sah. Wie ich erfuhr, hatten es Rosemary und Rainer anfänglich auch mit buntlaubigen Ahornen versucht, für die die Standorte jedoch zu sonnig waren und die teilweise in den Vorgarten umziehen mussten. Angrenzend an den Pavillon begrenzt eine berankte Pergola den Garten zum Nachbarn, davor beeindruckt ein von Hosta umstandenes Wasserbecken mit schwarz gefärbtem Wasser, das im Sommer ein herrlich kühles und meditatives Plätzchen sein muss.
Wie schaffen die das?
Zwei Sprichwörter kamen mir bei unserem Gespräch in den Sinn: „Gut Ding will Weile haben“ und „Von nichts kommt nichts“. Den Rosengarten zu planen und zu realisieren dauerte vier Jahre. Rosemary und Rainer ließen die Umsetzung von einem einzelnen Gärtner durchführen, der auch schon den Teichgarten angelegt hatte. Von ihm wussten sie, dass er die Umsetzung zwar nicht schnell und nicht am Stück, aber von hoher Qualität ausführen würde. Die baulichen Maßnahmen waren einerseits höchst anspruchsvoll und überdies legten alle besonders viel Wert auf einen guten Boden. Was Bauherren hier an Aufwand einsparen, wird sich später oftmals für immer negativ auswirken. So wurde der gesamte Boden mit einem Gabelstapler und seinen langen Gabeln tiefgründig gelockert und mit Pferdemist verbessert. Bis heute wird auf die Qualität des Bodens als Ursprung aller Pflanzenvitalität besonderes Augenmerk gelegt. Der Kompostbereich ist beeindruckend. Und der Kompost hat den Begriff „schwarzes Gold“ wahrlich verdient: Er wird in einem Hitzeverfahren sorgfältig gedämpft, Unkrautsamen werden dabei unschädlich gemacht.
Viel Aufmerksamkeit benötigt auch der Rasen. Er wirkt in seiner Samtigkeit zwar wie frisch gelegter Rollrasen, ist aber das Gegenteil: Die Gräser sollten an Ort und Stelle ausgesät werden, um es zu einem starken Wurzelgeflecht zu bringen und nachhaltig gut zu wachsen. Der Rest ist düngen und mähen, mähen, mähen.
Wer sich für einen Garten in Perfektion entscheidet und ein Kulturgut erschafft, wie Rosemary und Rainer, kann in der Pflege der Anlage nicht nachlassen. Bei Bischoffs ist immer so viel zu tun, dass ihr Gärtner bis heute an ihrer Seite ist – eine großartige Sache, wie ich finde. In meinem Umfeld gilt es als völlig normal, Haushaltshilfen zu beschäftigen, aber Hilfe im Garten ist immer noch etwas Besonderes, gilt sogar als snobby. Dabei könnten die meisten doch viel eher ohne entsprechende Ausbildung den Putzlappen schwingen als professionell gärtnern, oder? Für beides gilt: Es ist toll, wenn Arbeitsplätze geschaffen werden.
Rosemary und Rainer öffnen ihren Garten dankenswerterweise jedes Jahr zum Tag des offenen Gartens und freuen sich auf den Austausch und die Fachsimpelei mit anderen Gartenbegeisterten. Am 11. August 2019 ist es wieder so weit.