Herbst-Blues im Sommer
Es muss traurig für sie sein. Fröhlich öffnen sie ihre Knospen – und ich seufze. Mühsam schieben sie sich aus ihrer Zwiebel, durchstoßen die Erde – und ich rufe: „Halt, versteckt euch noch ein Weilchen. Jetzt doch noch nicht!“
Herbstanemonen und Herbstzeitlose. Ich bekomme den Herbst-Blues, wenn sie erscheinen und ich den Sommer noch nicht loslassen will.
Jedes Jahr geht das so. Wenn die Anemonen in ihrer fast unwirklichen Schönheit über den Beeten schweben, wird mir traurig bewusst: Das Gartenjahr hat den Zenit überschritten, die Sommertage sind gezählt. Und ich schaue morgens aus dem Fenster und frage bangend: Und? Tau auf den Blättern? Sind die Autoscheiben beschlagen? Abends schnuppere ich in die Dämmerung und denke: Liegt schon was Erdiges in der Luft?
So wie ich zum Frühlingsanfang den 1. März, also den frühen, den meteorologischen Start feiere, so sehr schiebe ich den 1. September jetzt beiseite. Vor dem 23. will ich „Herbst“ doch noch gar nicht denken! Wären da nur nicht diese beiden – zugegeben zauberhaften – Pflanzen, die mich immer wieder anschauen.
Ich werde mich trösten und Stauden- und Zwiebelblumenkataloge durchstöbern. „Pflanzzeit“ ist irgendwie ein schönes Wort. Und dann mit Elan zum Spaten greifen. Körperliche Arbeit soll ja ablenken und gute Laune bereiten. Aber. Ach, ich weiß nicht. Seufz.
Wie geht es dir jetzt Anfang September?