Ikebana mit Narzissen

Pünktlich zum Frühlingsafang habe ich in einem Ikebana-Workshop eine tolle Technik für ein Gesteck mit Narzissen kennen gelernt, die ich gern an dich weitergeben möchte.

Bei meinen Teilnahmen an Ikebana-Workshops lerne ich vertraute Blumen meist ganz neu kennen. Die japanische Blumensteckkunst lehrt mich, genau hinzuschauen, um das Wesen einer Pflanze aufzuspüren. Narzissen – hast du einen Garten, weißt du vielleicht, dass jede Narzisse aus einem Blütenstiel mit drei bis fünf Blättern besteht, die von einem Hakama, einer Hülle an ihrem untersten Stielansatz, zusammengefasst sind. Nein? Macht nichts, ich hatte das auch nie bewußt wahrgenommen. Jetzt aber weiß ich es.

Viele Zutaten braucht es nicht für ein schönes Narzissen-Ikebana

Viele Zutaten braucht es nicht für ein schönes Narzissen-Ikebana

Und ich habe gelernt, dass in der Natur die Blüenstiele der Narzisse in der Regel deutlich länger als die der Blätter sind. Die schießen erst später. Ein Arrangement von Blüte und Blatt sieht aber besonders harmonisch aus, wenn die Blätter über die Blüte hinauswachsen. Im Ikebana gibt es daher eine Technik, Hagumi oder ‚Umlagerung der Blätter‘ heißt sie, und stellt Blüte und Blatt neu zusammen, um zu besonderer Schönheit der Proportionen zu kommen. Natürlich kannst du Narzissen auch ganz klassisch stecken, aber vielleicht hast du ja Lust, es auch zu probieren.

So funktioniert die Hagumi-Technik.

Als erstes habe ich mich an die Hülle/Hakama gemacht. Durch Massieren und Drücken mit den Fingern wird sie weich – Geduld, Geduld, Ikebana soll ja meditativ sein. Den Blütenstiel, der kräftig ist und in der Mitte steckt, konnte ich nach einer Weile ganz gut herausziehen, die inneren und äußeren Blätter waren anschließend lose und ließen sich ebenfalls gut aus der Hülle herausnehmen. Ich gebe zu, dass die beiden verschiedenen Narzissen ein unterschiedlich dickes Hakama hatten und mir die Prozedur bei den gelb-orangen Narzissen deutlich leichter gelang als bei den Tazetten. Den anderen Ikebana-Workshoppern ging es da besser als mir, vielleicht sind sie im wahren Leben aber auch Masseure, Konditoren oder Töpfer – wer weiß? Das abgetrennte Hakama lagerte ich in einem Wassergefäß zwischen, damit es nicht trocken wurde.

Dann konnte das Gestalten beginnen. Ich steckte die Teile wieder so zusammen, wie ich es spannend fand und die Aufmerksamkeit auf die Höhenunterschiede zwischen dem Blütenstiel und den Blättern gelenkt wurde. Wie gesagt: Da die Blätter deutlich länger sein sollten, kürzte ich die Blüten tüchtig ein.

Nach der Umordnung war es sinnvoll, die Stiele und Blätter schräg anzuschneiden. Denn nun musste das neu zusammengestellte Bündel wieder zurück in das Hakama. Ich nahm weniger Blätter als vorher, so funktionierte der Rückwärtsgang recht gut. Um die Stiele anschließend im Steckigel in der Schale zu fixieren, mussten die Stiele und Blätter anschließend waagerecht flach geschnitten werden.

Die Fotos vergrößern sich durch anklicken.

 

Das Stecken des Moribana.

In der Technik waren wir frank und frei, wie großartig. Ich bestückte also meine grüne Schale mit dem Kenzan, dem schweren Steckigel, den man meistens im Ikebana für ein Gesteck verwendet. Diese Gestecke heißen Moribana und ich finde bei so schmalen Gefäßen hübsch, wenn der Kenzan nicht mittig, sondern versetzt platziert wird. Ich begann mit meiner noch längsten Narzisse im Hintergrund und wurde dann nach vorn immer kürzer. Die Blätter schlang ich auf die noch freie Seite und formte eine Art Schleife zurück zum Blütenstiel. So entstand ein optisches Gegengewicht zu meiner schmalen Schale.

 

Hilfsmittel sind erlaubt.

Ikebana atmet für mich immer ‚reine Lehre‘, aber dennoch standen allerlei Hilfsmittel bereit. Ich konnte zum Beispiel mit Floristentape ein völlig vermatsches Hakama ersetzen, fixierte mit einer winzigen Nadel meine Blätter zum Rund und – man sieht es sehr deutlich – habe am Ende schwupps ein Blatt eingeschnitten, dass ich ein anderes hindurchstecken konnte. A pro pos Blätter: Auch da hatte die Ikebana-Lehrerin welche dabei, die nicht von Narzissen stammten, aber vom Stil gut dazu passten.

Irgendwie hat mich das beruhigt und Ikebana noch sympathischer gemacht. Denn selten findet man ja zum Beispiel Narzissen, an denen die Blätter noch dran sind. Da muss man schon etwas suchen oder Topfware kaufen. Oder eben beherzt zum Tape greifen. Die Eleganz der Hakama-Bündel wird es zwar nicht erreichen, aber besser ein nachgeholfenes Glück als gar keins.

Ich hoffe, du hast Lust bekommen, Narzissen mal schlicht im japanischen Stil zu arrangieren. Vielleicht ist bei diesen Kreationen die eine oder andere Anregung dabei.

Ich verlinke diesen Beitrag zum Blog Holunderblütchen, wo es heute um Ranunkeln geht.

 

Hagumi Ikebana

Zu Hause gibt mein Ikebana-Gesteck mit Narzissen den Pepp in einem schlichten Umfeld

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Hallo, ich bin Xenia,

Gartenfachberaterin und seit 10 Jahren Gartenbloggerin auf berlingarten.de, dem ausgezeichneten Gartenblog.
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