Landesgartenschau Eutin: Trends für den Garten
Auf der Landesgartenschau Eutin gab es auch für den Privatgarten viel an Anregungen mizunehmen. Ich hab dir die Trends mitgebracht.
Es war ein heißer Tag im September in Eutin. Der Herbst spielte Hochsommer und ich steckte mit schwerem Fotorucksack im stickigen Zubringerbus zur Landesgartenschau. Park & Ride ins Stadtzentrum: Es kommt mehr und mehr in Mode, Gartenschauen mitten in gewachsenen Orten durchzuführen. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass anders nicht mehr die finanziellen Mittel aufzutreiben sind, unsere Städte auf Vordermann zu bringen oder ob es der immer größeren Gartenbegeisterung breiter Bevölkerungsschichten zuzuschreiben ist. Wahrscheinlich beides.
Geparkt wird also irgendwo vor den Toren der Stadt und dann werden Heerscharen bequembeschuhter Besucher zu den Eingangstoren der Gartenschauen kutschiert. Ist die Meute freigelassen, bilden sich hübsch lange Schlangen an den Kassenhäuschen. Was für ein Glück, dass die Bepflanzungen schon vor dem Eingang absolut reizvoll anzusehen waren: Gräser, Verbenen, Mangold, Zinnien, Dahlien. Ähnliches hatte ich bereits letztes Jahr auf der Buga in Brandenburg gesehen.
Während ich also wartete, stellte ich mir die Frage: Wird das hier ein Buga-Revival oder hat Eutin neue Reize zu bieten? „Schauen und staunen“ hieß es zuversichtlich im Infomaterial, das ich mir als Bloggerin natürlich brav stapelweise mitgeben ließ. Also los, auf ins Getümmel, ich wollte ja staunen! Mein Plan war, erst einmal die Themengärten zu sichten (schnell, das Fotografierlicht wird schlechter!), dann am Eutiner See entlangzuschlendern, um schließlich das Schloss mit seinem Parkgelände und die historische Altstadt zu besuchen. Zurück wollte ich mit der Fähre über den See schippern. Ich kenne mich, am Ende bin ich garantiert fußlahmer als all die fröhlichen Senioren um mich herum.
Neue Ideen aus regionalen Traditionen.
Der Plan ging auf. Und obwohl Eutin im Stil der Pflanzenverwendung ziemlich nahtlos an Brandenburg anschloss, habe ich durchaus Neues entdecken können. Mal davon abgesehen, dass Eutin, meine Geburtsstadt übrigens, tatsächlich eine bezaubernde Kulisse abgibt, hat mich das regionale Moment in den Pflanzungen begeistert. Sehr deutlich wurde die Nähe zur Ostsee: Gräser, Wasser, kühle Töne und beige. Koniferen, zum Beispiel Kiefern, waren in die Rabatten integriert. Pflasterungen gab es, die sehr schön an die Backsteingebäude der Gegend erinnerten, Holzhäuschen, die ein Flair von Strandpromenaden verbreiteten. Das ist eine absolute Anregung auch für uns als Privatgärtner, den Garten als Spiegel unserer Heimat zu begreifen.
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Farbstarke Pflanzungen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Eutin endgültig auch den letzten Rosa-Ton-in-Ton-Freak überzeugt hat, sich zusätzlich an neue Farbkonzepte zu wagen. Ist es nicht auch ein grandioser Gedanke, bei sich im Garten mal wieder was anderes auszuprobieren? Ein Beet in Sonnenfarben. Oder die Mischung aus Schokolade mit Sahne. Rot! Rot ist toll. Wie wäre es, jetzt im Beet klar Schiff zu machen und deine althergebrachten Lieblingspflanzen mit neuen, lässigen Freunden zu verkuppeln?
Der Garten ist zum Leben und Genießen da.
Kochen und genießen standen stark im Fokus. So wollen wir das: Nicht nur Gartenarbeit verrichten und dann nach getaner Müh und Plage wieder reingehen, sondern im Garten leben. Präsentiert wurden Outdoor-Küchen und gemütliche Essplätze. In einem Garten konnte man bestaunen, dass sogar Platz für eine Freilichtsauna samt Pool für die Abkühlung war. Und das Schöne: nicht alles im Stil von schickimicki, sondern bodenständig und sich unaufgeregt in die natürlichen Pflanzungen integrierend. Hier wäre ich gern nach Toresschluss allein mit meinen Lieben gewesen und hätte Garnelen mit Chili gegrillt und einen Tomatensalat genascht.
Pflanzungen im New German Style.
Träume sind Schäume… Ich eilte also weiter, teilweise Hände an die Hosennaht, um die Pflanzen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und hoffentlich auch mal ein Foto machen zu können, ohne den Nachbarbauch mit auf dem Bild zu haben.
Die Planer, die für die Landesgartenschau in Eutin die Beete erstellt haben, sind eindeutig die Enkel Piet Oudolfs. Was er einst salonfähig machte, wurde in vielen Pflanzungen auch hier sehr schön weitergeführt. Und so wie jedes Baby einen Namen braucht, heißt das bei Insidern New German Style – erstmals verwendet von einem Engländer übrigens. Dabei geht es darum, Beete im Gleichgewicht zu schaffen: robuste Pflanzen mit gleichen Standortansprüchen so zusammenzustellen, wie sie es in der Natur auch mögen. Dann fühlen sich die Pflanzen (miteinander) wohl, müssen nicht besonders gepampert werden und bedecken den Boden schnell. Dauernd Unkraut zupfen wollen wir ja schließlich nicht. Zwei weitere wichtige Aspekte sind der ganzjährig schöne Look (kein oder wenig Abschneiden von Verblühtem) und dass man nicht gießen muss.
Es gab viele Storchchnäbel, Astern, Schönastern, Sonnenhüte, Duftnesseln, Knöteriche, Gräser. Dazu, wie schon gesagt, interessanterweise auch Nadelgehölze. Auch habe ich sehr hübsche Obstgehölze gesehen, die für mich in einen Wohlfühlgarten auch unbedingt hineingehören!
Gemüsegarten XXL.
Nach dem Obst zum Gemüse: An den vollständig restaurierten, denkmalgeschützten Torhäusern vorbei, hier waren die Blumenschauen untergebracht, ging es Richtung Gemüsegarten. Ein wenig Erschöpfung hatte sich schon eingestellt, da gab es einen neuen Adrenalinschub: Ein Gemüsegarten XXL. Bin ich in England? Hunderte von Metern lange Gemüsereihen. Wahnsinn! So wie in den tollsten englischen Herrenhausgärten. Ich kann mich nicht erinnern, so eine Pracht in einer anderen deutschen Gartenschau je gesehen zu haben. Spätestens hier war ich überzeugt, dass es sinnvoll ist, die Gartenschauen in die Städte zu integrieren. Denn dieses Prachtstück war einst der Küchengarten des Eutiner Schlosses und wurde jetzt erst revitalisiert – teilweise mit längst vergessenen Gemüsen.
Beides Komposition: Musik und Gartenkunst.
Kennst du gepflanzte Opern