Mehr als eine Kamelie: die Gärten von Schloss Pillnitz
Zwar nicht groß, aber dennoch ein Ort der Superlative: Schloss Pillnitz. Ein Besuch ist nicht nur zur Blüte der berühmten Kamelie lohnenswert. Auch sonst im Jahr und jetzt am 30. und 31. Mai zum Pillnitzer Gartenwochenende.
„Wie heiter und fröhlich“, das war mein Eindruck, als ich mich mit dem Schiff von Dresden kommend Schloss Pillnitz näherte. Das durch die geschwungenen Dächer chinesisch anmutende Palais liegt harmonisch eingefügt in die Flusslandschaft des Elbtals, umgeben von Weinbergen.
August der Starke, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, ließ es 1720-1724 nach Plänen von Matthäus Daniel Pöppelmann errichten. Damit war der Grundstein für die größte chinoise Schlossanlage Europas gelegt, und August hatte sich als Trendsetter bewiesen. Man bedenke, dass etwa das Chinesische Haus in Potsdam Sanssouci erst in den 1750er Jahren entstand oder die berühmte Pagode in Kew sogar 1762.
Ein Disneyland des 18. Jahrhunderts.
Beeindrucken wollte August damit vornehmlich seine „Mätresse und Gemahlin zur Linken“ Gräfin Anna Constantia Cosel, der er das Anwesen schenkte. Man stelle sich großartige barocke Feste und Vergnügungen vor. Es ist überliefert, dass in Schloss und Park Kegelbahnen, Schaukeln, Wippen, Karussells, Rutschen und ähnliches aufgebaut waren. Und Verkleidungsspiele, für die es Kostüm-Häuser gab, standen hoch im Kurs. Wie neckisch war es für den Adel, zum Beispiel in die Rolle von Bauern und Winzern zu schlüpfen.
Parkanlage von großem botanischen Wert.
Die Gartenanlage besticht durch viele verschiedene Gartenbereiche wie den fromal-barocken Beeten direkt um die Palais sowie freies Gelände mit prachtvollem altem Baumbestand. Der Koniferenhain mit seinen über 200 bis zu 30 m hohen Riesen beeindruckt sehr.
Schon zu Augusts Zeiten wurden die Heckenquartiere angelegt, die abwechslungsreich bepflanzt sind: mal wie in Chinas wilden Wäldern, mal mit botanischen Hungerkünstlern.
Über 400 Kübelpflanzen beherbergt die Orangerie, sie wurden bei meinem Besuch gerade herausgebracht und noch liebevoll beschattet.
Die älteste Kamelie Europas.
Das Highlight ist aber sicher die mehr als 230 Jahre alte Kamelie. Man sagt, der schwedische Botaniker Karl Peter Thunberg (1743-1828) habe vier Kamelien von seiner Japanreise 1779 nach London in die Botanischen Gärten von Kew gebracht. Ein Exemplar blieb dort, die anderen drei sollen in die Gärten Herrenhausen bei Hannover, Schönbrunn bei Wien und eben Pillnitz weitergegeben worden sein. Demnach ist die Pillnitzer Kamelie das einzige überlebende Exemplar, das zwischen 1780 und 1790 an den Dresdner Hof gekommen sein soll und 1801 an den heutigen Standort ausgepflanzt wurde.
Dass die Camellia japonica in unseren Breiten nicht winterhart ist, wussten die Gärtner zum Glück. Von Anfang an schützte man die Kamelie im Winter durch Holzhäuser, was durch das Wachstum von Jahr zu Jahr komplizierter wurde. Das heutige Glashaus de luxe erhielt die Pillnitzer Kamelie 1992. Es ist fahrbar und verfügt über eine computergesteuerte Regelung von Temperatur, Belüftung, Luftfeuchte und Schattierung. Jetzt war das Haus neben die Kamelie gerollt, so dass die gesamte Größe des Strauches sichtbar wurde. 8,60 m hoch und mit einem Durchmesser von fast 11 m ist er wirklich beeindruckend.
Schade, dass nur noch einzelne ihrer hübschen halbgefüllten, karminroten Blüten am Strauch waren. Von Mitte Februar bis April muss die Kamelie ein wahrer Traum sein. Ich habe erfahren, dass dann sogar Ableger verkauft werden. Oh hätte ich doch nur den Platz und ein rollendes Glashaus.
Lohnenswert am 30. und 31. Mai ist sicher das Pillnitzer Gartenwochenende. Zahlreiche Aussteller bieten dann ausgesuchte Pflanzen und Gartenartikel im Schlosspark zum Kauf an.
Die Adresse:
Schloss & Park Pillnitz Dresden
August-Böckstiegel-Straße 2
01326 Dresden