Am Ort der Ewigkeit
Ein Spaziergang am Totensonntag über den Friedhof Wilmersdorf.
Totensonntag. Ewigkeitssonntag. Letzteres Wort klingt viel schöner für mich. Nicht so abweisend und kalt. Es läd stärker zum Nach- und Gedenken und Innehalten ein. Und hat auch etwas Tröstliches.
Der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag ist in den evangelischen Kirchen ein Gedenktag für die Verstorbenen. Er ist der letzte Sonntag vor dem ersten Adventssonntag und damit der letzte Sonntag des Kirchenjahres. Er kann – aufgrund der fixen Lage des vierten Adventssonntages vor dem 25. Dezember – nur auf Termine vom 20. bis zum 26. November fallen. So schreibt Wikipedia. Und ergänzend erfahre ich, dass der Totensonntag in allen deutschen Bundesländern besonders geschützt ist. Die Feiertagsgesetze aller Bundesländer außer Hamburg bestimmen den Totensonntag als Trauer- und Gedenktag oder als „stillen Tag“ oder „stillen Feiertag“, für den besondere Einschränkungen gelten; dazu gehören beispielsweise Verbote von Musikaufführungen in Gaststätten, zum Teil begrenzt auf bestimmte Stunden des Totensonntags. Ob meine quirlige Heimatstadt das weiß?
Wir nutzen den Tag zu einem Spaziergang auf dem Friedhof Wilmersdorf. Hier liegen die Ahnen. Es handelt sich um einen wunderschön angelegten Park mit altem Baumbestand und vielen sehr alten, beeindruckenden Grabstätten. Erinnerungen an eine Zeit, in der Betuchte auch über die irdische Zeit hinaus repräsentieren wollten und Statuen und Reliefs großer Schönheit anfertigen ließen.
Aber auch die heutigen Gräber berühren sehr. Entweder durch liebevolle und fachkundige Gestaltung – übrigens auch von Gartenfirmen, die oftmals gradiose Beetmuster pflanzen – oder auch das genaue Gegenteil: völlige Verwahrlosung. Unwillkürlich fragt man sich, wie die eigene letzte Stätte wohl irgendwann aussehen wird?
Meine Familie ist genervt, wenn ich ihr schon mal Pflanzenwünsche „für später“ mitteile.