Schöner Rasen, schöner Garten – Wilhelm verrät seine Tricks

berlingarten entführt dich heute ins Rheinland, in den westlichsten Teil Deutschlands. Dort haben sich Anneliese und Wilhelm einen Garten geschaffen, der an ihre schönen Reisen nach Südtirol erinnert und dessen Mitte ein bemerkenswert schöner Rasen bildet. Im Interview verrät Wilhelm, wie der Garten angelegt ist und wie er es schafft, sein Grün noch grüner zu pflegen.

Lieber Wilhelm, Gärten anzulegen ist eine sehr persönliche Sache und spiegelt die Vorlieben seiner Besitzer wider. Welcher Ansatz steckt hinter euren Garten?

Soweit es den Gartenstil betrifft, sind für meine Frau und mich alle Gartenstile- und Formen interessant und liebenswert. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Garten dem Betrachter vermittelt, in ihm wird mit Interesse und Freude gegärtnert. Macht doch die Vielfalt der Gärten ihren Reiz aus und motiviert zu eigener Kreativität.

Da unser Garten im wahrsten Sinne überschaubar ist und auch keine Familie ernähren soll, haben wir uns für einen Ziergarten mit Rasen entschieden. Da wir die südtiroler Landschaft in der Region um Meran sehr schätzen, versuchen wir, etwas von diesem mediterranen Flair auch in unserem Garten zu realisieren. Neben ausgepflanzten Pfirsich- und Feigenbäumen gibt es bei uns auch einen Olivenbaum im Kübel, Kamelien überstehen bei uns die Winter und in Töpfen sorgen Oleander, Schmucklilie und Canna für das passende Ambiente. Für einige Tomatenpflanzen in Blumentöpfen findet sich im Sommer dann auch noch ein Platz. Lecker wird’s mit unseren südlichen Kräutern wie Lavendel, Thymian und Rosmarin. An der Terrasse wachsen uns im Herbst die Weintrauben förmlich in den Mund.

Wie habt ihr den Garten strukturiert und worauf liegt euer Augenmerk?

Das monotone Grün der bewußt uniform gehaltenen Rasenfläche mit ihren strengen  Kanten verlangt nach einer auflockernden Bepflanzung. Sie soll zudem möglichst vielfältig, blühend und üppig, aber dennoch geordnet sein, damit sie den Rasen ergänzt. Für Farbe sorgen unter anderem Phloxe, Hortensien, Rosen und Storchschnäbel. Die Bepflanzung ist so gewählt, dass der Garten von Frühsommer bis Frühherbst am intensivsten grünt und blüht. Das sind in der Regel die Jahreszeiten, die es erlauben, den größten Teil des Tages auf der Terrasse und im Garten zu verbringen. Er ist dann für uns das erweiterte Wohnzimmer und somit haben diese Jahreszeiten bei der Art der Bepflanzung absolute Priorität. Durch die vielen Gehölze, manche davon auch immergrün und im Formschnitt, hat der Garten aber auch im Winter Struktur.

Schaut man sich euren Garten an, fällt neben den schönen Gehölzen der Rasen besonders auf.

Der Rasen steht, zumindest für mich, an erster Stelle. Ihm gilt auch die erste Aufmerksamkeit im neuen Gartenjahr. Bei uns im klimatisch begünstigten Rheinland kann ich auch früh damit beginnen. Der Rasen wird im Frühjahr gemäht, vertikutiert, gelüftet und gedüngt und die Rasenkanten bekommen ihren ersten Schnitt mit der Schere. Sofern das erforderlich ist und die Temperaturen ausreichen, werden geschädigte Stellen nachgesät. Rasensaat braucht mindestens zwölf Grad für die Keimung.

Das klingt nach Fleiß, aber nach nicht soviel anderen Pflegeschritten, als sie die meisten Gärtner tun. Dein Rasen kann es aber mit dem Grün eines Golf-Clubs aufnehmen.

Man muss sich wirklich kümmern, das Geheimnis liegt im konsequenten Düngen und Mähen. Meine Erfahrung beim Düngen ist: Bei gekörntem Rasendünger besteht immer die Gefahr, dass Verbrennungen entstehen. Ich nutze daher flüssiges Düngerkonzentrat, das ich mit einer Sprühflasche ausbringe, die an einem Gartenschlauch angeschlossen wird. Für dieses Flüssigkonzentrat werden 250 Gramm “Hakaphos soft Elite“ 24/6//12 (2) in einem Liter Wasser aufgelöst. Dieses Pulver löst sich vollständig auf und das Konzentrat reicht für mindestens 80 qm. Für unseren Rasen hat sich diese Methode als sehr kostengünstig und hoch wirksam erwiesen. Diese Düngung wird dann ca. alle vierzehn Tage wiederholt, da Hakaphos-Dünger keine Langzeitwirkung bieten. Der hohe Nitratstickstoffanteil sorgt jedoch für eine sehr gute Durchwurzelung des Rasens.

Rasen vertikutiertAllerdings ist das nur ein Teil der Pflege, die ein “englischer“ Rasen – oder wie du es nennst: Golfclub-Rasen – einfordert. Regelmäßiges Mähen mit einem scharfen Rasenmäher-Messer ist ein weiteres und wichtiges Element der Rasenpflege. Bei uns muss er spätestens jeden dritten Tag unters Messer. Manchmal duckt sich der Rasen schon, wenn er den Mäher sieht, aber es tut ihm gut, wenn er konstant bei 4 cm gehalten wird. Und im Sommer will er noch regelmäßig gewässert werden. Das alles ist nicht wenig Aufwand für eine tiefgrüne “Monotonie“. Aber unser Rasen ist nicht sehr groß und wir mögen diesen grünen Teppich in der Mitte des Gartens.

Das heißt: Ohne Rasen ist ein Garten für euch kein Garten und Ökologie interessiert euch nicht?

Das würde ich so nicht sagen: Der Vorgarten ist formal und überwiegend mit immergrünen Gehölzen und ohne Rasenfläche gestaltet! Eine Besonderheit für unsere Klimazone ist die immergrüne Magnolie (Magnolia grandiflora). Sie hat sich prächtig entwickelt und mit den hiesigen Wetterbedingungen arrangiert. Den Bienen bieten wir unter anderem Nahrung durch unsere Obstbäume – wenn im Frühjahr der Apfelbaum, der Pfirsich sowie vor allem der Zierapfel Malus ‚Scarlet‘ blühen, ist bei uns tüchtig was los.

Ansonsten stehe ich zu meinem Spleen: Da die Gartengröße keine Schwerstarbeit abverlangt und für uns im Ruhestand Beschäftigung angesagt ist, muss der Garten auch etwas Pedanterie ertragen. Und schließlich braucht man Garten-Pedanten auch zur Justierung der eigenen Messlatte und zur “Abschreckung“.

Ein naturbelassenes, ökologisches Areal bietet uns der Grüngürtel, der unmittelbar an das Wohngebiet anschließt. Aber macht euch, so gut die Fotos dies zulassen, selbst ein Bild von unserem Garten und Rasen.

Lieber Wilhelm, hab vielen Dank für dieses humorvolle Interview, die Tipps und Einblicke in euer Reich!

Alle Fotos vergrößern sich durch Anklicken.

 

Über mich

Hallo, ich bin Xenia,

Gartenfachberaterin und seit 10 Jahren Gartenbloggerin auf berlingarten.de, dem ausgezeichneten Gartenblog.
Schön, dass du zu mir gefunden hast.

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