Tulpen in der Vase: warum sie weiterwachsen

Tulpen wachsen schon nach einem Tag über sich und alle anderen im Strauß hinaus, werden länger und länger. Woran liegt das und wie können wir diesen Effekt eingrenzen?

Tulpen kaufe ich nur noch als Solisten. Es macht einfach keinen guten Eindruck, wenn sie in Nullkommanichts länger sind als all die anderen Blumen im Strauß. Sie kommen mir dann immer ein bisschen vorlaut vor – so wie früher die Klassenkameraden, die sich nicht nur gemeldet haben, sondern mit ihren schnipsenden Fingern fast an der Decke klebten. Unter sich sind Tulpen jedoch toll. Wenn alle wachsen, bleibt ja auch keiner auf der Strecke. Aber warum werden sie eigentlich so lang?

Tulpenwachstum ist Aufpumpen mit Wasser.

Machen wir uns nichts vor: Abgeschnittene Blumen sind tote Blumen. Dass Tulpen in der Vase dennoch länger werden, ist kein eigentliches Wachstum durch Zellteilung, sondern ein Aufpumpen ihrer bereits vorhandenen weichen und dehnbaren Zellen mit Wasser. Am Ende ihres Schnittblumenlebens sind dann schon einige Zentimeter zusammengekommen. Bei Tulpen ist das Zellstreckungswachstum durch eine hohe Konzentration des Pflanzenwachstumshormons Auxin sehr stark ausgeprägt, aber auch andere Blumen wie Narzissen oder Amaryllis werden länger und viele andere bekommen immerhin längere Blüten.

Tulpen im Zaum halten.

Um lange Freude an Tulpen zu haben, sollten die Knospen beim Kauf nur wenig Farbe zeigen. Bevor ich zuschlage, mache ich den Quietschtest: Je stärker die Tulpen beim Aneinanderreiben quietschen, desto frischer sind sie. Grad gekaufte Tulpen scheide ich erst einmal gerade (!) an, stelle sie in etwas Wasser und lasse sie sich noch ein paar Stunden im Blumenpapier akklimatisieren.

Wenn die Zellstreckung also an der Wasseraufnahme liegt, sollten wir die Vase für Tulpen nicht zu voll mit Wasser füllen. Wir gießen auch besser nur nach – komplett neues Wasser wirkt ebenfalls stimulierend. Ich schneide den Stielen auch alle paar Tage unten soviel ab, wie oben nachgewachsen ist. So bekommen die Tulpen zwar den von mir durchaus geliebten „geschmeidigen“ Look, hängen aber nicht zu stark über. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Blüten schon sehr weit aufgegangen sind, rolle ich die Tulpen abends auch gern stramm ins Blumenpapier zurück und stelle sie über Nacht in die kühlere Küche. Das bringt sie nochmal in Form. Ausprobieren könnt ihr auch, den Stiel in Längsrichtung unter der Blüte anzuritzen. Das reduziert ebenfalls das Längenwachstum und Verbiegen.

Mein wichtigster Tipp ist allerdings: erfreuen an der Tulpe, beobachten, sie auch bis zu einem gewissen Grad machen lassen.

Klick einfach auf die Fotos, dann siehst du, wie sich Stiel, Blüte und Habitus verändert haben:

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