Der attraktive Schrebergarten: gelungene Mischung aus Zier- und Nutzgarten
Du hast nur einen kleinen Schrebergarten, träumst aber von einem bunten Paradies, wie es in den schicken Bildbänden abgebildet ist? Überdies willst du unbedingt Obst, Gemüse und Kräuter ziehen, die aber harmonisch ins Gesamtbild passen? Dann ist dies dein Artikel.
Soll ich dir die Geschichte der Entstehung meines Schrebergartens erzählen? Ich kam zum Garten wie die Jungfrau zum Kind. Unsere Tante hatte einen Kleingarten ganz in der Nähe, der mich aber so wahnsinnig interessierte, dass ich in all den Jahren nie dagewesen bin. Als sie sich dann im Umland ein Haus mit großem Garten kaufte, fragte sie in der Familie herum, ob jemand den Garten übernehmen wolle. Ich hörte mich sagen: „Ja, ich will.“ Mein Freund guckte ungläubig bis entsetzt, waren wir doch schon über zehn Jahre ohne Trauschein zusammen. Und nun stolperte da unerwartet dieses andere Wesen in mein Leben und erhielt sogleich das Ja-Wort.
Bis zur Übernahme des Gartens vergingen einige Wintermonate, in denen ich Zeit hatte, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Als jemand, der Publizistik und Germanistik studiert hat, geschah das über die Lektüre prächtiger Gartenbücher. Nach kurzer Zeit konnte ich die Pflanzpläne von Great Dixter auswendig hersagen und kannte mich bestens mit den seltensten Leberblümchen aus. Gartenerinnerungen meiner Kindheit wurden vor dem inneren Auge lebendig. Ich hatte die süßesten Träume, wie großartig mein Garten aussehen sollte.
Und dann war da noch die Realität.
Im ersten Frühling erwarteten mich zwei Forsythien, zwei Flieder, eine nicht duftende Bauernjasminsorte, acht Obstbäume, drei alte Päonien, vagabundierende Margeriten und tausende wilde Himbeerruten. Obwohl sie ein Dickicht waren, fand ich sie doch sympathisch, denn sie standen wenigstens im Gegensatz zu den ansonsten geraden Linien der „Gartenanlage“.
In diesem 50er-Jahre-Mief sollte ich mein persönliches Paradies pflanzen?
Investiere Zeit in Analyse und Gestaltung.
Auf den ersten Blick wurde klar, dass größere Veränderungen nötig waren. Allerdings war ich voll berufstätig und hatte auch nicht das Budget, „alles auf null zu setzen“, womöglich sogar von einem Fachbetrieb. Die wichtigsten Werkzeuge waren am Anfang nicht etwa Spaten und Hacke, sondern Auge, Hirn und Stift. Ich schaute zunächst genau hin: Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen? Was ist mir sympathisch, was kann ich gar nicht leiden? Welche Bedürfnisse haben wir in Bezug auf die Nutzung? Was ist da und sollte bleiben? (Erhalte möglichst viel!) Ich notierte alles und identifizierte die Stellschrauben, an denen ich drehen musste, um mit überschaubarem Einsatz eine große Wirkung zu erzielen.

Immer erst einmal behutsam vorgehen und beobachten. Vielleicht wartet der Garten im nächsten Vorfrühling ja mit solchen Schätzen auf dich?
Ich denke, dass meine Tricks sich auf viele Schreber- und kleine Gärten übertragen lassen:
Langgestreckte Gärten optisch verbreitern.
Wie viele Kleingärten ist auch meiner ein schmales Handtuch, was in der Wirkung durch Wege und Beete, die genauso langgestreckt in Streifen verliefen, noch verstärkt wurde. Mein erster Tipp, wenn es bei dir auch so ist: Brich die Monotonie auf, indem du auch Beete einfügst, die quer verlaufen und so die Breite betonen. Sie können gleichzeitig den Garten in verschiedene Bereiche teilen und für Spannung und Heimeligkeit sorgen. Ein interessanter Garten ist spätestens ab Mai nicht mehr mit einem Blick zu erfassen.
Mir persönlich gefallen auch geschwungene Linien für Wege und die Beetgrenzen zum Rasen. Teste die Wirkung mal mit einem Gartenschlauch, den du in einer schönen Wellenbewegung auf den Rasen legst. Überzeugt das Bild, steche entlang seiner Linie die bis dato gerade Rasenkante ab.

Beete, die dem langgestreckten Grundriss entgegenstehen, verbreitern lange Handtuchgrundstücke optisch
Mehr Spannung durch Höhe.
Ich bemerke bei vielen neu angelegten Schrebergärten, dass nur noch wenige Bäume gepflanzt werden. Bäume sind aber unverzichtbar für eine natürliche Atmosphäre – man denke nur an die noch baumlosen und daher tristen Eigenheim-Neubaugebiete. Ich war daher sehr glücklich über meine vielen Bäume und habe gleich weitere Obstsorten gepflanzt, die noch fehlten. Bei uns wachsen auf 350 Quadratmetern drei Apfelbaüme, drei Birnen, eine Kirsche, eine Pflaume, eine Mirabelle, ein Pfirsich sowie eine alte Zierkirsche. Manche davon passen als schlanke oder kleinbleibende Sorten prima in gemischte Beete. So sieht der Garten gewachsen aus, zeigt Struktur das ganze Jahr hindurch, liefert Blüten und Früchte. Am wichtigsten ist mir der Apfelbaum, der mitten im Rasen steht, inzwischen von einem Beet umgeben ist, eine Ramblerrose trägt und mir mit meinem Liegestuhl Schatten spendet.

Genuss Baumblüte
Höhe kann natürlich auch durch Rosen und andere Sträucher oder durch Rankelemente entstehen, durch hohe Stauden, Gräser und Kräuter. Meiner Meinung nach sollte es alle paar Meter ein Element auf Augenhöhe geben. Achte natürlich immer auf die Endgröße eines Gewächses in Höhe und Umfang, aber hab Mut zu Charakterpflanzen!

Unterteilt den Garten und bringt Struktur: Rosenbogen mit Himmelsstürmer und New Dawn

Große Gewächse wie die Parkrose ‚Nevada‘ bringen Üppigkeit und Individualität in den Garten

Auf kleinen Flächen ist es sinnvoll, die Höhe zu nutzen. Vertikal Gärtnern: Kürbis vom Dach
Geliebte „kleingärtnerische Nutzung“.
Ich bin großer Fan der so genannten kleingärtnerischen Nutzung. Was für ein Luxus, in Zeiten von Pestiziden und Sortenschwund eigene Nahrungsmittel anzubauen. Es sollte gar kein Thema sein, ob wir Ost, Gemüse und Kräuter ziehen, sondern nur wie. Ich habe auf der einen Seite einen Küchengarten als so genannten „Dynamischen Agroforst“ angelegt, über dessen ökologisches Prinzip du hier nachlesen kann. Mein sonstiger Rat: Kombiniere Nutz- und Zierpflanzen, denn die meisten Nutzpflanzen bringen nicht nur Ertrag, sondern sehen auch wunderschön aus. Bei mir wächst daher der Rhabarber im Beet mit verschiedenen Stauden und einer Zentifolien-Rose, die von einer Clematis geschmückt wird. Kirschbaum, Pflaumenbaum, Himbeeren und Johannisbeeren stehen direkt im Staudenbeet, die Brombeeren ebenfalls, sie ranken an einem Rosenobelisken und sehen auch nicht weniger attraktiv aus mit ihren hübschen Blütchen und späterem Fruchtbehang.

Brombeeren, Knöterich, Silberkerze. Letztere duftet himmlisch!

Warum immer nur Rosen? Stachelbeeren fügen sich wunderbar als Hochstamm in Staudenrabatten ein
Kräuter freuen sich natürlich auch über nette Gesellschaft. Hier ist wichtig, den Nährstoffbedarf der Pflanzpartner zu berücksichtigen: Hungerkünstler wollen eher schmale Kost und bilden mit mediterranen Stauden und Sträuchern tolle Gemeinschaften. Aber Schnittlauch, Winterheckzwiebel, Zitronenmelisse oder Minzen (Achtung: Wurzelsperre nicht vergessen) können mehr Nährstoffe vertragen und passen gut ins normal dedüngte Staudenbeet. Schick finde ich auch Riesen wie Liebstöckel, Baldrian und Engelwurz für den Hintergrund. Selbiges gilt auch für Topinambur, wobei auch hier wieder auf den Ausbreitungsdrang zu achten ist.

Sinnbildlich für einen Schrebergarten, in dem es alles gibt: Erdbeeren und Rosen

Mischkultur-Power: Kohl, Salate, Borretsch, Salbei, Schnittlauch, Erdbeeren

So gärtnere ich: Kräuter, Obst und Blumen wachsen zusammen (Weinraute, Oregano, Melisse, Veronika, Akelei, Rosmarin, Himbeeren)
Und da wir nun beim Gemüse sind: Mangold, bunte Kohle, Bohnentipis – es gibt viele Möglichkeiten, Leckerli mit langer Vegetationszeit in die Beete zu integrieren. Probieren geht auch hier über Studieren.

Palmkohl in einer Mischpflanzung mit Dahlien und Silber-Brandschopf
Bei begrenztem Platz: pflanz nur die Besten.
Da ein Schrebergarten in der Regel nicht so groß ist, dass es auch mal egal ist, wie gut eine Pflanze wächst: Entscheide dich für die besten Sorten in der höchsten Qualität. Wenn du zum Beispiel nur den Platz für eine Staudensorte hast, warum dann eine nehmen, die nur kurz blüht oder kränkelnd ist oder keinen harmonischen Wuchs hat? Natürlich bekommt man auch Pflanzen geschenkt oder tätigt mal einen Spontankauf, aber das sollte die Ausnahme sein. Plane deine Beete im Kopf und auf dem Papier vor. Recherchiere im Internet nach den für deinen Boden und den jeweiligen Standorten prämierten Sorten. Von denen nimm lieber ein paar mehr pro Sorte als von vielen Sorten nur ein Einzelexemplar (alte Regel bei Stauden: nie weniger als drei, es sei denn, es wird eine stattliche Pflanze).

Knöterich und Gräser: Eine größere rote Fläche ist besser, als eine Einzelstaude
Die besten Pflanzen bedeutet heutzutage immer mehr: Achte auf Robustheit, Trocken- und Hitzeresistenz und wähle möglichst Sorten mit ungefüllten Blüten. Es ist inzwischen belegt, dass es insbesondere in den Städten mit vielen Schrebergärten eine größere Insektenvielfalt gibt als auf dem Land. Dass wir Laubenpieper aktiv etwas für den Bestand von Wildbienen & Co. tun können, kann uns stolz machen.

Aster Mönch blüht ab Juli bis zum Frost

Bonica 82 ist ein gesunder und hübscher Dauerblüher

Sehr wüchsig: Storchschnabel Geranium Rozanne
In diesem Sinne: Lass uns Paradiese pflanzen, für uns und all das, was da draußen kreucht und fleucht.
Hier noch ein paar bunt gemischte Impressionen aus meinem Schrebergarten – zum Vergrößern klicke die Fotos einfach an:
- Eintracht Schrebergarten: Obstbäume wachsen mitten in der Rabatte und werden von Wicken erobert in der Rabatte
- Gesund, munter, attraktiv: Kirsche mit Wicke und Fenchel
- Blick Richtung Laube: Rasen muss auch sein
- Bäume sind wichtig für Mensch und Tier und die Struktur des Gartens
- Paul Noel passt sich wunderbar an den Apfelbaum an.
- Reiche Pfirsichernte dank ‚Kernechter vom Vorgebirge‘
- Nichts bleibt unbewachsen. Hoch hinaus wollen am Häuschen Rose und Klematis
- Die Laube ist mit der Traube ‚New York‘ berankt
- Nachbarn zur Rose am Obelisken: Johannisbeeren wachsen in der Rabatte
- Gemeinsam gesund und attraktiv: Margeriten, Winterheckzwiebel und Liebstöckel